Als 17-Jähriger war Jonas Siegenthaler bereits 100 Kilo schwer und spielte bei den ZSC Lions in der NLA. In der Folge drafteten ihn die Washington Capitals in der 2. Runde. Und jetzt hat sich fürs Erste einen Platz beim NHL-Meister gesichert.
Dafür musste der Verteidiger leiden. Denn als er 2016 zum zweiten Mal im Camp der Capitals teilnahm, hatte er ein brutales Aha-Erlebnis. Denn bei einer Messung stellte sich heraus, dass er einen Fettanteil von 13,4 Prozent hatte. 11 % sind maximal erlaubt. Wer drüber liegt, darf auch keine Vorbereitungsspiele bestreiten.
Hatte ihm beim ZSC nie jemand gesagt, dass er etwas zu viel auf den Rippen hatte? «Der Fettanteil wurde in der Schweiz nie gemessen», sagt der 21-Jährige. «Ich habe auch nie darauf geachtet. Ich war schon Kind immer etwas pummelig.»
«Ich sagte mir: Ich muss aufwachen!»
Statt NHL-Testspielen und Hockey stand für Siegenthaler damals schon morgens um 6 Uhr Schuften im Kraftraum im Programm. «Das war deprimierend», sagt er rückblickend. Doch es öffnete ihm die Augen. «Ich sagte mir: Es muss sich etwas ändern. Ich muss aufwachen!»
Als er im Jahr darauf ins NHL-Camp einrückte, war er 10 Kilo leichter. Intensiveres Training und eine bewusstere Ernährung hatten sich ausgezahlt.
Jetzt wiegt der Zürcher noch 95 Kilo. «Auf dem Eis ist es ein Riesen-Unterschied», sagt der Sohn eines Schweizers und einer Thailänderin. «Ich bin beweglicher und schneller.»
«Es war ein Schlag ins Gesicht»
Nach einem Jahr im Farmteam in der AHL bei Hershey überzeugte der Verteidiger, der im Frühling zwar mit an die WM nach Kopenhagen reiste, aber nie gemeldet wurde, im Herbst im NHL-Camp. Ihm wurde bereits gesagt, dass er die Saison in der NHL beginnen werde.
Doch weil Bösewicht Tom Wilson gesperrt wurde, holten die Capitals einen neuen Stürmer. Und Siegenthaler musste wieder in die AHL. «Es war ein Schlag ins Gesicht. Doch sie sagten mir, dass ich zu hundert Prozent der Erste sein werde, wenn einer hochgeholt werde. Das zu wissen, war wichtig für mich.»
Erster Punkt mit Pass auf Owetschkin
Und die «Caps» hielten Wort. Am 8. November, als der Schweizer mit Kollegen Playstation spielen wollte, kam der Anruf. Einen Tag später gab er seinen NHL-Einstand gegen Columbus und drehte davor noch alleine die Runde, wie es für Debütanten üblich ist. «Es war eines der besten Gefühle in meinem Leben», sagt Siegenthaler. «Jeder Hockey-Spieler träumt davon und arbeitet darauf hin, in der NHL zu spielen.»
Inzwischen hat er acht Spiele und seinen ersten Assist (Pass zu Superstar Alex Owetschkin) auf dem Konto. Er sagt: «Ich will meinen Platz in der NHL verdienen und Stammspieler sein.» Er ist bereit, dafür zu kämpfen. Auch wenn nach Weihnachten Oldie-Verteidiger Brooks Orpik (38) nach Verletzung zurückkommt.