Wird die Schweiz Weltmeister?
«Wenn nicht jetzt, wann dann?»

Acht Ex-Internationale sagen, ob sie der Schweiz den WM-Titel zutrauen. Mark Streit hatte bereits den Halbfinal-Einzug prophezeit. Jetzt glaubt er, dass die Nati auch Kanada besiegt.
Publiziert: 19.05.2018 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:20 Uhr

Mark Streit (40)
«Wenn man den Turnierverlauf und die Leistungskurve anschaut, sieht man bei den Schweizern stets eine Steigerung. Nur wenn man auf dem Papier schaut, sind wir die Aussenseiter. Aber um dieses Kanada zu schlagen, brauchts kein Wunder und keine Sternstunde. Sondern einfach eine konzentrierte Leistung über 60 Minuten. Die Spieler haben das nötige Selbstvertrauen dafür und sich beim Sieg über die Finnen ein gutes Gefühl geholt. Dieser Nati traue ich jetzt alles zu, auch den Final! Gegen Finnland haben die Schweizer zudem bewiesen, dass sie gelernt haben, mit einer Führung umzugehen, clever aufs Resultat zu spielen – und dies kontrolliert sowie ruhig. Das spricht für den Prozess des Teams. Die Ausgangslage ist also super. Zudem ist der Hunger dieser Spieler noch gross, sie wollen noch mehr als den WM-Halbfinal. Das ist ein Exploit, der sie weiter tragen kann. Auf dieser Plattform gegen NHL-Stars spielen zu können, das ist ein Traum für jeden Spieler. Sie sollen einfach rausgehen, den Moment geniessen und ihr Spiel durchziehen.»

Mark Streit.
Foto: Sven Thomann

Felix Hollenstein (53)
«Vielleicht bin ich etwas zu positiv gestimmt, aber ich traue es ihnen zu. Die Mannschaft hat bisher sehr überzeugend gespielt. Das beginnt bei den Goalies und endet bei den Stürmern. Die Spieler agieren sehr diszipliniert, kommen mit viel Speed und stecken voller Selbstvertrauen. Alles ist möglich.»

Felix Hollenstein.
Foto: Keystone

Martin Steinegger (47)
«Wenn nicht jetzt, wann dann? Es sind sicher hochkarätige Gegner, aber wir haben eine super Mannschaft, die bestmögliche. Gehen die Spieler mit der Einstellung ‚wir werden den Halbfinal gewinnen’ ins Spiel, klappt es auch. Ich bin froh für Patrick Fischer. Ich mag ihm und dem ganzen Staff den Erfolg gönnen. Es ist immer dasselbe: Verliert man, hat man nicht immer alles falsch gemacht. Gewinnt man, jedoch auch nicht immer alles richtig. Ich mag das Personalisieren von Erfolg und Misserfolg nicht.» 

Martin Steinegger
Foto: Keystone

Sven Leuenberger (48)
«Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch es kann schon passieren. ich denke aber, eine Medaille wäre schon eine schöne Sache. Ich denke, mit dieser Mannschaft mit den vielen Spielern aus der NHL war das Erreichen des Viertelfinals eigentlich Pflicht. Der Sieg gegen Finnland war dann aber schon beachtlich.»

Lars Leuenberger
Foto: Sven Thomann

Marcel Jenni (44)
«Es ist zwar schön, wenn wir daran glauben. Vor allem aber müssen es die Spieler tun. Es werden zwei harte Brocken. Die Spieler müssen viel laufen. Und zwar über 60 Minuten. Das ist ihnen bis jetzt nicht immer gelungen. Einfach mit viel Vertrauen ins Spiel gehen, das Ziel vor Augen haben. Die Qualität und der Mix stimmt. Dieses Team gefällt mir.»

Marcel Jenni.
Foto: Benjamin Soland

Jean-Jacques Aeschlimann (50)

«Klar, können wir Weltmeister werden. Schliesslich beginnen die Spiele bei 0:0. Natürlich fehlt uns im Vergleich mit gewissen anderen Nationen noch etwas. Doch wenn die Tagesform stimmt und Euphorie aufkommt, kann alles passieren. Die Slowakei hat es vor 16 Jahren vorgemacht.

Von aussen betrachtet sah es so aus, als stimmte bei Olympia der Spirit nicht. Man hat sich zu stark auf das Drumherum fokussiert, ging andere Sportarten schauen und machte Selfies. Viele waren erstmals bei Olympia dabei. Das muss man handeln können. Spieler mit WM-Erfahrung gibt es hingegen einige. Man hat jetzt auch nichts von schlechten Betten gelesen. Das war damals auch ein Zeichen dafür, dass man mental nicht ganz bei der Sache war.

Jean-Jacques Aeschlimann.
Foto: TOTO MARTI

Vielleicht brauchte es dieses Schockerlebnis. Als wir vor 18 Jahren die Russen schlugen, verloren wir zuvor gegen Frankreich. Das war so ein Erlebnis. Nach diesem Schock wusste jeder, um was es geht.

Nun wurde eine Gruppe formiert, die sehr positiv auftritt. Auch nach Niederlagen.»

Guido Lindemann (63)
«Das war gewaltig gegen die Finnen, ein riesen Hit. Hut ab! Es macht grossen Spass, dem Team zuzuschauen. Kanada muss aufpassen. Die Kanadier waren bisher nicht nur top. Alles ist möglich. Doch ich muss auch ehrlich sagen, für Gold müsste wirklich alles zusammenstimmen. Ich habe die Schweden gesehen. Sie sind wirklich stark. Doch einen Gang zurückschalten, können auch sie nicht.»

Guido Lindemann (rechts).
Foto: Freshfocus
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