Wer sich erträumt hat, dass der Gewinn der Silber-Medaille 2013 der Anfang einer goldenen Zeit fürs Schweizer Eishockey sein würde, ist nun ernüchtert. Es ging zügig bergab: 2014 unter Silberschmied Sean Simpson die doppelte Enttäuschung bei Olympia (9.) und WM (10.). Nachfolger Glen Hanlon erreichte nach diskreten Auftritten 2015 WM-Platz 8. Und unter Patrick Fischer gab es dann in Moskau Rang 14.
Und nun setzte es beim Test am Deutschland-Cup drei Pleiten ab. Für den Absturz gibt es mehrere Gründe:
NLA zu lasch
Unsere Liga hat in den letzten Jahren an Intensität eingebüsst. Spieler, die den direkten Weg aufs Tor suchen oder diesen mit Nachdruck verbarrikadieren, sind Mangelware. Wie könnte man das ändern? Zum Beispiel, indem man, wie in Finnland, kleinere Eisfelder zulässt, was den Raum verknappt und für mehr Zweikämpfe sorgt.
Zu viele Strafen
Ein anderer Ansatzpunkt: Im Sommer setzten sich die NLA-Sportchefs mit den Schiedsrichter-Chefs zusammen. Das Anliegen: Den Kampf um Positionen und den Puck zulassen. Bei der Umsetzung hapert es noch. Es gibt zu viele Powerplays, welche den Rhythmus bremsen. Das liegt nicht nur an den Unparteiischen, sondern auch an den Spielern, welche sich zu oft leichtfertige Stockfouls leisten. Auch international sorgen dann dumme Strafen für Probleme.
NLA-Wohlstand
Der Hockey-Boom der letzten Jahre hat vor allem für steigende Löhne gesorgt. In der NLA verdienen zum Teil absolute Durchschnittsverteidiger um die 350'000 Franken pro Jahr. Und das geringe Spieler-Reservoir führt dazu, dass zu viele einfach mitschwimmen können, ohne Fortschritte zu erzielen.
Talente in Nordamerika
Die heutige Spieler-Generation träumt von der NHL. Immer mehr Talente wagen den Sprung nach Übersee. Sie fehlen der Liga und der Nati. Ihrer Entwicklung tut Nordamerika aber gut – das haben Niederreiter und Andrighetto an der letzten WM demonstriert. Um den ständigen Aderlass verkraften zu können, müssen die Anstrengungen bei der Ausbildung von Junioren intensiviert werden.
Riskante Philosophie
Fischer ist angetreten, um die Nati weiterzuentwickeln und konstruktives und offensives Hockey spielen zu lassen. Das ist ein mutiges Vorhaben. Der Zuger spricht dabei von einem Prozess und glaubt, dass er auf dem richtigen Weg ist. An der WM in Paris braucht er aber Erfolg. Denn Geduld hat keiner.