U20-Trainer verliert Job
War Paterlini ein Querulant?

U20-Trainer Thierry Paterlini verliert seinen Job bei Swiss Ice Hockey. War er den Strategen zu unbequem? Sportlich ist ihm nichts vorzuwerfen.
Publiziert: 20.02.2020 um 14:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2021 um 11:08 Uhr
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U20-Headcoach Paterlini (rechts) mit Assistent Reto von Arx.
Foto: PIUS KOLLER
Dino Kessler

Am Donnerstagmorgen informiert Swiss Ice Hockey via sein Online-Portal über die bevorstehende Trennung von U20-Nationaltrainer Thierry Paterlini (44). Wenige Minuten später wird die Meldung auch per Email verbreitet, ein durchaus üblicher Vorgang.

Weniger üblich ist, dass sich Swiss Ice Hockey von sportlich erfolgreichen Schweizer Trainern trennt. Einen Grund für die Trennung nennt der Eishockeyverband seltsamerweise nicht. Ansonsten wird ja bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont, das Schweizer Eishockey könne in Zukunft nur wachsen, wenn vermehrt auch Schweizer Trainer strategisch wichtige Positionen besetzen. Und strategisch wichtig ist der Posten des U20-Nationaltrainers ohne Zweifel.

Erfolgreich auf allen Stufen

Sportlich ist Paterlini nichts vorzuwerfen, im Gegenteil. Er hat die U18-Nati mit Bedacht durch stürmische Zeiten manövriert und die Arbeit von Christian Wohlwend bei der U20-Auswahl nahtlos weitergeführt. Bei der letzten Weltmeisterschaft in Tschechien wurde der 5. Platz erreicht.

Paterlini hat mit seiner Arbeit auch die für alle Stufen geforderte Durchlässigkeit und Stringenz gesorgt, die von ihm geformten und geförderten Spieler haben den Sprung von der U18 in die U20 vollzogen und waren zuletzt bei den Prospect Games mit der A-Nati auf der Höhe.

Kein Platz als Assistent von Patrick Fischer

Die Strategie von Swiss Ice Hockey beinhaltet auch, dass der U20-Coach aus Gründen von Durchlässigkeit und Stringenz als Assistent neben Patrick Fischer bei der A-Nati einen festen Platz haben muss. Das war bei Christian Wohlwend so, das wird bei Paterlinis Nachfolger der Fall sein. Aber für Paterlini selbst wurde das Jobprofil plötzlich geändert.

Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel: «Wir sahen in Bezug auf die Durchlässigkeit im Bereich zwischen U20 und A-Nationalmannschaft Verbesserungspotenzial. Wir bedauern den Entscheid, mit Thierry nicht weiter zu machen, weil er hervorragend und sehr strukturiert gearbeitet hat. Aber wir haben das Bestreben, etwas zu verändern, wenn wir die Notwendigkeit dafür erkennen.»

Man darf davon ausgehen, dass unterschiedliche Auffassungen von Teamführung und Coaching den Ausschlag für die Trennung lieferten. Paterlini ist wohl ein besonnener, nüchterner Typ, aber er lässt sich ungern von seinem Weg abbringen.

Was die Frage aufwirft, ob man ihn bei Swiss Ice Hockey mehr oder weniger als Querulanten identifiziert und ihn deswegen aus dem Weg geräumt hat. Nach den Iden des Februars ist klar: In Glattbrugg ist innerhalb der «Swissness» auch Stromlinienförmigkeit gefragt.

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