Mit ihren Auftritten in der Gruppenphase hatte die U20-Nati Hoffnungen kreiert, die sich dann trotz perfektem Start im Viertelfinal gegen Tschechien in Luft auflösten. Den Teenagern erging es wie einem Ballon, dem man die Luft rauslässt. Die jungen Schweizer verloren komplett den Tritt, zeigten ihre mit Abstand schlechteste Leistung des Turniers und wurden von den starken, bis zum Schluss torhungrigen Tschechen mit 1:9 vom Eis gefegt.
Eine Ohrfeige für das Team von Marco Bayer, eine Demütigung für das Schweizer Eishockey. Sie zeigte, was man schon vor dem Turnier wusste: Die Lücke zwischen den besten Hockey-Nationen der Welt und den Schweizern ist gross, die Differenz in Sachen individueller Klasse erheblich.
Die U20-Nati hatte mit Verteidiger-Monster Lian Bichsel, der ein beeindruckendes Turnier mit einigen Aktionen für seine persönliche Highlight-Sammlung zeigte, nur einen Spieler mit NHL-Perspektiven. Bei den Tschechen und den anderen Top-Teams sind es ein Dutzend und mehr.
In der Schweiz gibt es Nachholbedarf in der Ausbildung und Rekrutierung von Talenten. Für die Spitzenklubs lohnt es sich zu wenig, junge Spieler zu formen. Die Ausbildung kostet viel Geld, bringt dann aber im Gegensatz zum Fussball, wo Transfersummen Löcher im Etat stopfen, wenig ein. Denn vielversprechende Spieler wie Bichsel, der schon 17-jährig nach Schweden wechselte, sind früh weg, was auch damit zusammenhängt, dass es in der National League kaum Perspektiven gibt. Hier müssten neue Anreize gesetzt werden.
Drei Siege in vier Gruppenspielen
Dieser U20 lässt sich trotz des Debakels im Viertelfinal nicht vorwerfen, sie sei nicht bereit gewesen, als es zählte. Denn das Ziel konnte nur das Erreichen der K.-o.-Phase sein. Und diese haben Bichsel & Co. mit starken Leistungen und drei (!) Siegen erreicht. Erst düpierte man Favorit Finnland (3:2 n.V.), darauf gewann man das Schlüssel- und Nerven-Spiel gegen Lettland in extremis (3:2 n.P., Ausgleich in der 58. Minute), dann besiegte man die starken Slowaken (4:3 n.P., nach 1:3). Das Bayer-Team war vor dem Viertelfinal-K.-o. mehr als die Summe seiner Einzelspieler und überzeugte durch mannschaftliche Geschlossenheit und defensive Stabilität.
Vielleicht hilft ja ein peinliches 1:9 im Viertelfinal mehr als ein ehrenhaftes 1:3, um die nötigen Veränderungen anzustossen.