Auf einen Blick
Die gute Nachricht vorneweg: Der Zählrahmen kann endlich entsorgt werden. Ein solcher war nämlich nötig, um bei der Pleiten-Serie gegen Schweden den Überblick zu behalten. Mit der Zahl 16 war man auf der zweiten Reihe bereits in der zweiten Hälfte angelangt. Doch jetzt sind die Zähler durch den 4:3-Sieg nach Penaltyschiessen am Samstag wieder auf null gestellt. Nach achteinhalb Jahren. Das gelb-blaue Schreckgespenst hat sich endlich verzogen.
Dass dem so ist, hat viel mit Sven Andrighetto, Denis Malgin, Dean Kukan und Christian Marti zu tun. Das ZSC-Quartett hat die Schweden am Karjala Cup mit Kreativität (Andrighetto, Malgin, Kukan) und Robustheit (Marti) in den Senkel gestellt. Doch just diese vier fehlten dann am Sonntag gegen Tschechien. Im Sinne der für den Klub und die Nati erträglichen Belastungssteuerung waren sie sogar schon aus Helsinki abgereist, da sie am Dienstag mit den ZSC Lions im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Ostbayern bei den Straubing Tigers anzutreten haben.
Der zweite Anzug sitzt nicht
Ohne das ZSC-Quartett war die Nati dann am Sonntag gegen Tschechien (2:5) chancenlos und überfordert. Tschechien hatte nur noch drei Spieler (Scotka, Beranek, Vozenilek) auf dem Eis, die im Mai bei der für uns so schmerzlichen 0:2-Niederlage auf dem Eis waren. Bei der Nati waren es immerhin sechs (Fora, Loeffel, Ambühl, Herzog, Senteler, Simion). Was uns nicht zum ersten Mal zeigt: Der zweite und dritte Anzug sitzt bei der Konkurrenz wesentlich besser. Die besten Schweizer Skorer in der Liga wie Rochette, Riat oder Moy können noch nicht in eine Schlüsselrolle schlüpfen, wenn es erforderlich ist. Anderen wie Corvi, Bader oder Miranda fehlt derzeit auch in der Liga die nötige Form.
An dieser mangelt es Stéphane Charlin nicht. Und trotzdem erlebte der aktuelle Übergoalie der National League (Abwehrquote 96 Prozent) ein persönliches Nati-Fiasko: Zwei grobe Aussetzer und die Auswechslung nach 20 Minuten gegen Tschechien. Auch Gilles Senn hatte gegen Schweden einen heftigen Patzer. Durch solche ist auch Sandro Aeschlimann im Nati-Dress immer wieder aufgefallen. Will heissen: Der sich derzeit von einer Verletzung zurückkämpfende Leonardo Genoni (37) kann in der Nati noch länger nicht Feierabend machen. Da trifft es sich gut, dass er dies auch nicht vorhat.
Ambühls Ende rückt näher
Weltrekordler Andres Ambühl hat seine Unverwüstlichkeit auch mit 41 in seinen Länderspielen 337 und 338 unter Beweis gestellt und sogar noch sein 55. Nati-Tor geschossen. Es war sein erstes Pflichtspieltor seit den Playoffs mit dem HCD im März. Was dann aber trotzdem zeigt, dass selbst bei ihm das Ende näher rückt. Zumindest in der Nati. Geschehen kann es jederzeit, das weiss er selbst am besten. Dieses trostlose 2:5 gegen Tschechien in Helsinki wäre für ihn jedoch ein ziemlich unwürdiger Rahmen gewesen.