Nati-Jubilar Furrer
«WM-Chancen sind sehr klein»

Philippe Furrer trifft in seinem 100. Länderspiel erstmals seit 4232 Tagen und zwei Eigentoren wieder ins richtige Gehäuse. Trotzdem rechnet sich der Back nur minime WM-Chancen aus.
Publiziert: 13.12.2019 um 10:56 Uhr
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Endlich! Philippe Furrer trifft nach 11 Jahren erstmals wieder im Nati-Dress!
Foto: keystone-sda.ch
Angelo Rocchinotti

Die Weltmeisterschaft in Québec wird Philippe Furrer nie mehr vergessen. Am 11. Mai 2008 erzielt er im fünften Gruppenspiel beim 7:2-Sieg gegen Dänemark das 6:0. Die Schweiz qualifiziert sich für die Viertelfinals. Dort mutiert Furrer ungewollt zum YouTube-Star.

Gegen Russland will der heute 34-Jährige die Scheibe via Bande hinter dem Tor aus dem Drittel spedieren, bezwingt aber den eigenen Goalie Martin Gerber aus spitzem Winkel. Es ist das wohl kurioseste Tor der Schweizer Hockey-Geschichte.

Als wäre das nicht genug, fabriziert Furrer drei Jahre später in der WM-Vorbereitung gegen denselben Gegner erneut ein Eigentor. Erst nach 4232 Tagen trifft der Verteidiger im Nati-Dress wieder ins richtige Gehäuse.

Sprüche in der Kabine

Beim Vierländerturnier in Visp macht Furrer gegen Norwegen mit dem 4:0 bei Spielhälfte alles klar. Es ist sein insgesamt drittes Länderspieltor. Und das in seinem 100. Einsatz.

«In der Pause scherzte jemand: Wenn du jetzt noch einmal skorst, hast du in einem Match gleich viele Tore erzielt, wie zuvor in 99 Einsätzen», erzählt der Jubilar schmunzelnd. «Ein cooler Abend. Es machte grossen Spass. Das Jubiläum selbst ist weniger speziell. Es war einfach ein weiteres Spiel. Nicht einmal ein Familienmitglied von mir war anwesend.»

Trotzdem ist der Gottéron-Verteidiger happy: «Ich freue mich extrem, wieder für die Nati spielen zu dürfen. Und natürlich ist es schön, wenn man ein Tor schiessen kann und die Leute Anerkennung zeigen.»

«Bitterster Moment meiner Karriere»

Es ist Furrers erster Einsatz seit dem bitteren Out bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018, als die Nati im Achtelfinal in der Overtime mit 1:2 an Deutschland scheiterte.

«Das war richtig bitter. Nachher verpassten wir noch mit Lugano im siebten Finalspiel gegen die ZSC Lions den Meistertitel. Der bitterste Moment meiner ganzen Karriere.»

Überhaupt waren es schwierige Zeiten für Furrer. Als die Schweiz im Frühjahr 2018 in Kopenhagen sensationell WM-Silber gewann, fehlte er. «Ich kämpfte mit Rückenproblemen, musste Forfait geben. Das schmerzt mich noch heute.» Auch im letzten Jahr musste Furrer passen. «Zweimal wegen Rippenbrüchen.»

Ziel: Heim-WM

Sein grosses Ziel ist Weltmeisterschaft im kommenden Frühjahr. Es wäre Furrers zweite Heim-WM nach 2009. Der 34-Jährige macht sich allerdings keine grossen Hoffnungen. «Die Chancen sind sehr klein. Wir haben viele starke Spieler in Nordamerika und andere, die in den letzten Jahren stark auftraten. Die Konkurrenz ist gross. Aber ich werde alles geben.»

Heute kann Furrer im Final gegen Russland weiter Werbung in eigener Sache betreiben.

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