Die Familie Diaz ist vom Hockey-Virus befallen! «Dabei», so sagt Mutter Vreni Diaz, «hatte ich früher keine Ahnung davon, wusste nicht, was ein Offside ist.» Heute lächelt die 64-Jährige ob dieser Erinnerung. Denn in der Zwischenzeit, und das sind etwa 28 Jahre, hat die gebürtige Luzernerin unzählige Spiele gesehen.
Vreni Diaz liess sich damals von ihrem jüngsten Kind erweichen. «Eigentlich hätte ich lieber gehabt, Raphi würde Fussball spielen. Doch nach nur drei Trainings kam er zu mir und sagte, dass er viel lieber Hockey spielen möchte.»
Als Dreijähriger stand der heutige Nati-Captain erstmals auf Schlittschuhen. «Die habe ich in irgendeinem Schuhgeschäft gekauft und sie kosteten nur 35 Franken», erinnert sich seine Mutter ebenfalls schmunzelnd.
Später sinds dann 500 Franken für ein Paar. Denn schnell erkannte man, dass dieser kleine Junge mit spanischen Wurzeln, der nur 300 Meter neben dem Herti-Stadion aufgewachsen ist, Talent hat auf Kufen.
Es folgten Hockeyschule, Junioren-Teams, unzählige Turniere, «wir fuhren sogar bis nach Frankreich und Österreich». Meistens mit dabei: Die beiden Schwestern Manuela (37) und Daniela (35). Letztere eiferte ihrem Bruder nach – und ist heute Trainerin der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft.
Damit ihre jüngere Tochter und ihr Sohn ihrem Hobby, ihrer Leidenschaft frönen konnten, ging ein Grossteil des Lohns ihrer Mutter für Hockey-Ausrüstung drauf. Vreni Diaz arbeitete in einem 30%-Pensum in einem Büro. Doch das war es wert. «Und es war mir lieber, sie gehen zum Sport als hängen irgendwo rum», sagt sie. «Raphi hat in der Schule sogar alle Geburtstagspartys seiner Klassenkameraden sausen lassen, weil er lieber ins Training ging oder spielte.»
Dass es Sohn Raphael zum National- und NHL-Verteidiger sowie Tochter Daniela zur Nati-Trainerin gebracht haben, macht ihre Mutter «rüüdig» stolz. «Sie haben gekämpft dafür. Als Raphi in der NHL unten durch musste, hat das schon weh getan.» Seit zwei Jahren ist der 32-Jährige nun wieder in Zug.
Und seine Mutter fiebert meistens im Stadion mit, bei NL-Auswärtspartien sitzt die ganze Familie vor dem Fernseher. Wie auch gestern und heute bei diesen wichtigen WM-Partien. Schwester Manuela aber liess es sich nicht nehmen, nach Kopenhagen zu fliegen.
«Wenn ich ein Spiel schaue, dann rast mein Puls, ich bin ein Nervenbündel und gehe voll mit», gesteht Vreni Diaz. «Dass die Schweizer an dieser WM eine Medaille holen, ist ein Traum! Ich gönne es ihnen sehr.»
Roland Müller fliegt kurzfristig nach Dänemark
Kaum war der Viertelfinal-Sieg gegen Finnland zu Ende, setzte sich Roland Müller (52) an den Computer, um kurzerhand eine Reise nach Kopenhagen zu buchen. Bis um 1.00 Uhr dauerte es, weil Flug und Hotel schwierig zu finden waren.
Der Vater von Mirco Müller reiste am Samstagvormittag aber nicht alleine nach Dänemark, sondern nahm seinen eigenen Vater Walter (77), also Mircos Opa, mit. Das Duo schaut sowohl den Halbfinal gegen Kanada wie auch das Medaillen-Spiel am Sonntag. «Das war eine spontane Aktion», erzählt Roland Müller wenige Stunden vor dem Halbfinal-Anpfiff.
Seinen Sohn, dem Nati- und NHL-Verteidiger, hat er da bereits getroffen und fiebert dem Match entgegen. Seine Emotionen? «Eine Mischung aus Freude, Nervosität, Dankbarkeit und Stolz», sagt er, «denn nichts in diesem Sport ist selbstverständlich.»
Vor allem nicht in dieser Saison für seinen Sohn. Denn Mirco Müller fiel im letzten Spätherbst bei den New Jersey Devils mit einem Schlüsselbeinbruch zwei Monate verletzt aus, erst Ende Januar gab er sein Comeback.
Sowohl in Newark als auch zuvor im kalifornischen San Jose haben ihn seine Eltern regelmässig besucht und spielen sehen. «In der NHL ist es wie in einem Traum», sagt Roland Müller, «die Bedeutung des Eishockeys in Nordamerika ist so riesig.»
Und nun sorgt sein Sohn mit der Schweizer Nati an der WM für Verzückung. «Dass ich und sein Grossvater nun hier dabei sind, schätzt Mirco sehr», sagt sein Vater.
Nadia Haas, Mama von Nati-Stürmer Gaëtan
Liebend gerne wäre Nadia Haas jetzt in Kopenhagen. Doch die Mutter von Nati-Star Gaëtan muss heute früh raus: «Ich arbeite im Pflegebereich. Wir haben einen personellen Engpass. Um sieben Uhr beginnt meine Schicht.»
Bitter: Nach dem Viertelfinal hatte Gaëtan seiner Mutter, die mit ihrem Mann Serge die ersten vier Spiele in Kopenhagen besucht hatte, ein SMS geschickt. «Er schrieb: ‹Mami, wenn du noch einmal kommst, zahle ich alles.›»
Sie sei stolz auf ihren Sohn, sagt Mama Haas. «Er ist einer der wenigen Welschen, die es so weit
gebracht haben. Mein Sohn war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und bei der richtigen Person. Wir können uns bei Herrn Schläpfer bedanken, dass er heute so ist, wie er ist.»
Von der Mutter habe Gaëtan gelernt, Verletzungen auszukurieren. «Als Junior hat er mir mal wüst gesagt, weil ich ihn wegen einer Blessur am Fuss zum Chirurgen schickte und dieser ihm zwei Wochen Pause verordnete. Heute ist er mir dankbar.» (A.R.)
Der WM-Final Schweiz - Schweden steigt heute Abend um 20.15 Uhr. Mit BLICK sitzen Sie in der ersten Reihe!