Leonardo Genoni und Reto Berra sind fast schon ewige Weggefährten. Der erste gemeinsame Auftritt? 2001 bei den GCK Lions. Damals waren die beiden noch keine 15 Jahre alt. Danach wechselten sie gemeinsam nach Davos. Als sich ihre Wege später trennten, blieb die Nationalmannschaft der gemeinsame Nenner. Es ist nun schon die zwanzigste Saison, in der beide mindestens ein Spiel für die gleiche Mannschaft bestreiten. Blick hat mit dem Goalie-Duo der Nation über diese Zeit und ihre enge Beziehung gesprochen.
Ist euch bewusst, dass Ihr nun schon seit 20 Saisons Teamkollegen seid?
Reto Berra: 20 Jahre? Ihr habt also die Nationalmannschaften, die Vereine und alles andere berücksichtigt?
Genau so ist es. Das klingt verrückt, oder?
Leonardo Genoni: Ja, wirklich. Ich habe gar nicht realisiert, wie lange das ist. Das ist eine Ewigkeit!
Wisst Ihr, wie lange ihr schon zusammen spielt?
Reto Berra: Ich würde sagen, seit 2003, ja. Sogar noch früher.
Leonardo Genoni: Ja, vor den Novizen.
Genau. In der Saison 2001/2002 wart Ihr laut den Aufzeichnungen in derselben Mannschaft. Erinnert ihr euch an die ersten Begegnungen?
Reto Berra: Ich erinnere mich sehr gut an diese Zeit. Leo war als Kind ein grosser Fan von Roberto Baggio und trug wie sein Idol einen Pferdeschwanz. Wir kannten uns nicht persönlich, aber wir waren Gegner bei Piccolo-Turnieren. Ich mit Bülach und er mit GC. Auf der anderen Seite stand immer dieser Torwart mit den langen Haaren und einem unglaublichen Flammenhelm.
Leonardo Genoni: Gutes Gedächtnis! Den Helm habe ich übrigens immer noch (lacht). Und du? Ich kann mich nicht erinnern.
Reto Berra: Da ich eher auf der Seite von Kloten war, hatte ich einen Helm, der dem von Reto Pavoni ähnelte. Alle Torhüter, die Klotener Fans waren, hatten den gleichen Helm. Du kannst schauen, Tobias Stephan, Pascal Caminada oder auch Lukas Flüeler, wir hatten alle diesen grossen Helm mit der Gittermaske.
Und dann wurdet Ihr Teamkollegen.
Leonardo Genoni: Genau. Als die verschiedenen Mannschaften aus der Region Zürich in der Lions-Pyramide vereinigt wurden. Da gab es GC, wo ich spielte, Bülach, wo Reto spielte, Dübendorf und natürlich Zürich. Das war 2001, wir waren 14 Jahre alt.
Reto Berra: Die Spieler wurden in verschiedenen Stufen aufgeteilt, es gab die Lions 1 und die Lions 2, und wir waren zusammen in der ersten Mannschaft.
Und da habt Ihr schon gegeneinander gespielt?
Leonardo Genoni: Nein, das war ja gerade das Schöne an diesem System. Es gab viele Möglichkeiten, Eiszeit zwischen der NLB, den Elitejunioren und der ersten Liga zu bekommen. So konnten wir uns gleichzeitig weiterentwickeln.
Reto Berra: Ich hatte jede Woche drei Spiele. Ich fand es damals unglaublich cool, ein Spiel in der ersten Liga machen zu können.
Leonardo Genoni: Natürlich ging es auch darum, der Beste zu sein. Reto bekam früher die Chance, in der NLB und sogar in der NLA zu spielen. Du hast mit 19 Jahren Playoffs gespielt, nicht?
Reto Berra: Sporadisch, ja. Aber Ari Sulander war viel zu gut.
Leonardo Genoni: Und genau wegen ihm mussten wir gehen...
Erzählt doch vom Transfer nach Davos. Wer hat zuerst unterschrieben?
Leonardo Genoni: Reto.
Reto Berra: Moment. Du hattest den Spengler Cup mit Davos gespielt, ich bin mir sicher, dass es mündlich schon eine Vereinbarung gab.
Leonardo Genoni: Aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, ging damals alles sehr schnell, der HCD musste zwei Goalie-Plätze besetzen.
Reto Berra: Arno Del Curto sagte mir, dass der Plan klar sei und dass, wenn ich unterschreibe, Leo auch dabei sein würde.
Leonardo Genoni: Ich glaube, in Zürich waren sie nicht so glücklich (lacht).
Leo, was kann Reto besser als du?
Leonardo Genoni: Schau dir doch die Top-10-Paraden am Ende einer Saison an. Reto ist immer zwei oder drei Mal dabei, ich werde da nie auftauchen. Das ist beeindruckend, egal wie unmöglich es scheint, Reto packt eine spektakuläre Parade aus.
Reto, was kann Leonardo besser als du?
Reto Berra: Die Fähigkeit, das Spiel zu lesen und seine Geduld. Er bleibt sehr lange stehen, egal, was die Goalietrainer denken, er macht einfach sein Ding. Das fasziniert mich.
Leonardo Genoni: Aber mir fehlt etwas...
Reto Berra: Was?
Leanaro Genoni: Ein Tor schiessen. Das hast du in Nordamerika geschafft, ich noch nie.