Kevin Schläpfer im Interview
«Meine Tränen sind mir peinlich»

Kevin Schläpfer (45) brach in Tränen aus. Der Biel-Trainer spricht im Interview über Emotionen und den geplatzten Traum als Nati-Coach.
Publiziert: 16.10.2015 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:23 Uhr
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Von Angelo Rocchinotti

Blick.ch: Kevin Schläpfer, es gibt Leute, die glauben, dass Ihre Tränen eine Show waren.
Kevin Schläpfer: Wer so etwas sagt, hat einen Flick ab. Es ist mir peinlich. Deshalb hörte ich auf zu reden. Meine Stimme klang weinerlich. Später merkte ich, dass es mir leichter fällt, wenn ich stehe und mich an der Tischkante halte.

Was ging Ihnen durch den Kopf?
Die Nati war ein Kindheitstraum. Seit meinem 17. Geburtstag reise ich an jede WM. Der Verband hätte ein Jahr auf mich gewartet. Ich empfand das als riesen Ehre. Jetzt gehe ich halt wieder als Besucher hin.

Sind Sie sauer auf Biel?
Wie soll ich jemandem böse sein, der mich unbedingt will? Ich bin enttäuscht, habe dem Klub aber mitgeteilt, dass ich keinen Rechtsstreit entfachen werde. Ich bin sowieso oft genug vor Gericht.

Wie bitte?
Seit acht Jahren kämpfe ich mit meiner Ex-Frau um das Besuchsrecht der Kinder und habe Diskussionen mit der KESB und den Beiständen. Der EHC Biel hat mir wahnsinnig geholfen. Das werde ich dem Klub nie vergessen. Das ist mir viel wichtiger als alles Geld der Welt (Biel bessert nun Schläpfers Lohn nach, die Red). Aber ich Idiot weine noch.

Wobei hilft Ihnen Biel?
Bekomme ich die Kinder, kann ich kurzfristig frei nehmen. Und als sie noch klein waren, hatten sie im Stadion alle Freiheiten, durften während der Spiele zu mir kommen.

Wann haben Sie denn vom Entscheid des Vereins erfahren?
Am Mittwoch gab es eine Verwaltungsratssitzung. Ich durfte ein Plädoyer halten, sagte, dass es mein Traum sei, ab Juni 2016 Nati-Trainer zu werden. Dann musste ich den Raum verlassen, ging zum Nachtessen, traf in einem Restaurant zufällig Gilbert Gress und plauderte mit ihm. Bis man mich anrief und den Entscheid verkündete.

Es heisst, Sie hätten auch da sehr emotional reagiert.
Es war hart. Vor fünf Monaten hat mir Biel eine Ausstiegsklausel angeboten. Ich sagte als Witz, dass man mich gehen lassen müsse, wenn die Nati anfragen würde. Doch ich dachte, es wäre arrogant von mir, eine Klausel zu verlangen. Man hätte dann doch gesagt: Kevin, komm vom hohen Ross herunter!

Ist das Thema Nati nun abgehakt?
Ich bete, sie haken mich nicht ab. Ich bin 2018 bereit. Es wäre ein Höhepunkt.

Weshalb kam ein Doppelmandat für Sie nicht in Frage?
Ich muss 100 Prozent für eine Sache geben. Würde ich teilen, bliebe etwas auf der Strecke.

Bleibt jetzt nicht etwas hängen?
Es kommt sicher eine Phase, da werde ich dem Job nachtrauern. Aber das wird nicht belastend sein. Ich spüre, dass das Team erleichtert ist. Ich sagte den Jungs, dass ich heiss bin, weiter mit ihnen zu arbeiten. Wir haben Ähnliches 2013 durchlebt, als mich der SCB wollte.

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