Nati-Coach Fischer hatte Maschinengewehr an der Schläfe
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Bei Silber-WM:Nati-Coach Fischer hatte Maschinengewehr an der Schläfe

Kevin Fiala über vergebene WM-Chancen
«Ich habe mir die Szene tausend Mal angeschaut»

Vor einem Jahr im WM-Final gegen Schweden hatte NHL-Stürmer Kevin Fiala (22) in der Verlängerung die goldene Chance auf dem Stock. Noch immer fragt er sich, wieso der Puck nicht reinging.
Publiziert: 19.05.2019 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2019 um 09:28 Uhr
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Kevin Fiala ist erst 22 Jahre alt und schon zum vierten Mal an einer WM dabei.
Foto: imago images / CTK Photo
Stephan Roth aus Bratislava

BLICK: Kevin Fiala, Sie sind erst 22 Jahre alt und schon an Ihrer vierten WM. Bei Ihnen geht alles enorm zügig voran.
Kevin Fiala:
Ja, es geht schon schnell. Ich kann mich noch gut an meine erste WM erinnern.

Wie war es damals bei Ihrer Premiere in Minsk?
Ich empfand es ganz anders als jetzt. Ich finde, jetzt sind wir ein richtiges Team. Meine Rolle war 2014 auch noch eine ganz andere. Jetzt fühle ich mich viel mehr als fester Bestandteil der Mannschaft.

War es bei der ersten WM mehr ein Reinschnuppern?
Ja, genau. Ich war sehr jung, erst 17 Jahre alt. Und ich habe niemanden in der Mannschaft gekannt. Die anderen Spieler waren alle viel älter. Und ich hatte in Schweden mein erstes Jahr bei den Profis bei HV71 gespielt. Die WM war damals eine grosse Herausforderung für mich.

Sind Sie danach trotzdem immer gerne an die WM gekommen?
Ja. Ich will, wenn ich gesund bin, immer für die Nationalmannschaft spielen. Auch wenn wir in der NHL in den Playoffs mal weit kommen sollten.

Sie haben einen auslaufenden Vertrag bei den Minnesota Wild. War es da keine Überlegung, auf die Weltmeisterschaft zu verzichten?
Meine Vertragssituation hatte ich schon im Kopf. Es gibt schon ein kleines Risiko. Aber ich bin bereit, das auf mich zu nehmen. Ich bin so jung, ich will einfach spielen. Und das, was wir letztes Jahr erlebten, ist unvergesslich. Ich liebe dieses Team. Für mich war es von Anfang an ein Ja zur Nati. Ich bin sehr stolz, das Schweizer Trikot anziehen zu dürfen.

Jetzt läuft es an der WM wieder nicht schlecht. Wie oft hat Sie Ihre grosse Chance in der Verlängerung des Finals vor einem Jahr in Kopenhagen noch verfolgt?
Ja, manchmal denke ich schon noch dran.

Haben Sie sich die Szene noch einmal angeschaut?
Ja, tausend Mal. Jedes Mal, wenn ich sie mir anschaue oder daran denke, frage ich mich, wieso der Puck nicht reinging. Ich hätte sie reinmachen müssen. Vor allem diesen Schuss. Das ist meine Spezialität. Das sind meine Schüsse. Doch das ist Hockey. Manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. Jetzt ist eine neue WM da. Wir sind bereit. Wir sind sehr motiviert. Das kommt schon gut.

Denkt ihr oft an Gold?
Das ist noch weit weg. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen.

Sie haben schon sehr früh viel fürs Eishockey investiert. Bereits im Alter von 14 Jahren wechselten Sie von Uzwil zu den ZSC-Junioren.
Ich pendelte damals. Jeden Tag musste ich fürs Training nach Zürich fahren. Meine Mutter, mein Vater und mein Grossvater mussten mich immer chauffieren. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür. Ohne diese Unterstützung wäre ich nie da hingekommen, wo ich jetzt bin.

Persönlich

Kevin Fiala (22) war schon früh ein grosses Talent. So buchte er bei den Mini Top des EHC Uzwil in 27 Spielen 63 Tore und 50 Assists, bevor er als 14-Jähriger zu den Junioren des ZSC wechselte. Bald zog er nach Schweden, wo er 2014 mit 17 bei den Profis von HV71 den Durchbruch schaffte. Im folgenden Sommer wurde der Sohn von Ex-NLA-Stürmer Jan Fiala (50) von den Nashville Predators als Nummer 11 in der 1. Runde des Drafts gezogen. 222 NHL-Partien bestritt der WM-Silberheld von 2018, ehe er im Februar im Tausch mit dem Finnen Mikael Granlund zu den Minnesota Wild transferiert wurde.

Kevin Fiala (22) war schon früh ein grosses Talent. So buchte er bei den Mini Top des EHC Uzwil in 27 Spielen 63 Tore und 50 Assists, bevor er als 14-Jähriger zu den Junioren des ZSC wechselte. Bald zog er nach Schweden, wo er 2014 mit 17 bei den Profis von HV71 den Durchbruch schaffte. Im folgenden Sommer wurde der Sohn von Ex-NLA-Stürmer Jan Fiala (50) von den Nashville Predators als Nummer 11 in der 1. Runde des Drafts gezogen. 222 NHL-Partien bestritt der WM-Silberheld von 2018, ehe er im Februar im Tausch mit dem Finnen Mikael Granlund zu den Minnesota Wild transferiert wurde.

Ihr Vater Jan war selbst ja auch Spieler und dann Trainer. Wie stark hat Sie das beeinflusst?
Wahrscheinlich sehr. Weil er Hockey gespielt hat, habe ich wohl auch damit angefangen. Ich habe schon sehr früh damit begonnen, Schlittschuh zu laufen. Ich glaube, es war, als ich zwei Jahre alt war. Mein Vater erzählte mir, dass ich nie vom Eis gehen wollte. Er hat immer trainiert, und ich bin dann jeweils mitgegangen. Das hat mir natürlich geholfen.

Ist Ihre Familie auch an der WM?
Ja, meine Mutter und meine Grossmutter sind hier. Die anderen kommen vielleicht noch. Und jetzt ist auch meine Freundin angereist.

Gab es für Sie nur Eishockey oder haben Sie auch andere Sportarten betrieben?
Ich habe schon auch Tennis oder Fussball gespielt. Doch das war nichts Seriöses wie beim Hockey.

Sie brauchten keinen Druck, um Eishockey zu spielen?
Nein, nein, das nicht. Mein Vater und die ganze Familie haben mich zwar schon gepusht. Aber sie haben mich zu nichts zwingen müssen.

Schon als Jugendlicher haben Sie sehr viele Tore geschossen. Da macht Hockeyspielen bestimmt auch mehr Spass.Ja, ich hatte immer sehr viel Freude am Eishockey – und das ist immer noch so.

Zu Zeiten bei den ZSC-Junioren sollen die Trainer Mühe gehabt haben, Sie zum Wechseln vom Eis zu holen …
Ah, ja? Das weiss ich gar nicht mehr.

Danach sind Sie sehr früh nach Schweden gegangen. Was hat das Ihrer Karriere gebracht?
Sehr viel. Ich war davor noch nicht so selbständig. Das erste Jahr kam meine Mutter mit nach Malmö und hat eigentlich noch alles für mich gemacht. Danach in Jönköping bei HV71 war ich auf mich alleine gestellt. Da habe ich alleine gewohnt und musste alles lernen.

Und das hat Sie auch in Ihrer Entwicklung vorangebracht?
Ja, das hat mir sehr viel gebracht. Als Spieler bin ich sehr gereift. Doch ich finde, wenn man ein sehr guter Hockeyspieler werden will, muss man komplett sein, sich auch als Mensch entwickeln. Was ich neben dem Eis in Schweden gelernt habe, hat mir sehr geholfen. Und mit Anders Olsson, der jetzt in der Schweiz arbeitet (Assistenzcoach in Biel, die Red.), hatte ich einen Trainer, der mir so viel beigebracht hat. Ich hatte davor keine Ahnung, worum es geht.

Hatten Sie als Teenager alleine in Schweden kein Heimweh?
Am Anfang schon noch. Doch ich hatte immer ein Ziel vor Augen. Ich wusste, ich bin nach Schweden gezogen, um besser zu werden und in die NHL zu kommen. Und mein Vorteil ist es, dass ich an einen Ort komme und mich da schnell wohlfühle. Das ist zum Beispiel auch hier in Bratislava so. Ich habe nicht so schnell Heimweh. Und wenn ich jetzt mit Facetime Familie oder Freunde anrufe, fühle ich mich sofort wieder besser.

Können Sie den Weg über Schweden empfehlen? Es hätte ja auch die Alternative gegeben, nach Nordamerika zu gehen.
Für mich persönlich sprach vieles für Schweden, weil ich damals noch sehr klein war. Ich hatte keine Masse und wenig Muskeln. Und in Kanada hat man viel mehr Spiele und ist nur am Reisen. Da trainiert man nicht viel. Und ich musste viel trainieren, zulegen, stärker und schneller werden. Das war der Hauptgrund.

Eishockey-WM 2020

Vom 8. bis 24. Mai wird in der Schweiz um nichts Geringeres als um den WM-Titel geknebelt. Was reisst die Nati? Wo wird gespielt? Wer sind die Favoriten? Und wie sieht der Spielpan aus?

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Wurde Schweden zu einer zweiten Heimat für Sie?
Ja.

Sie sprechen Schwedisch und sind derzeit deshalb auch bei den schwedischen Journalisten sehr gefragt.
Ja. Meine Freundin Jessica kommt auch aus Schweden. Wir leben im Sommer in Schweden. Während der Saison ist sie mit mir in Nordamerika. Wir sind jetzt schon über fünf Jahre zusammen.

Denken Sie schon an Heirat?
Mal schauen. Noch nicht gleich. Ich bin noch jung. Doch sie ist schon eine sehr gute Freundin.

In Nordamerika hatten Sie dann einen schwierigen Start?
Ja, wie alle. Ich musste auch zuerst in die AHL. Und musste dort ein Jahr lang kämpfen. Im zweiten Jahr habe ich dann den Sprung in die NHL geschafft. Und aus meiner Sicht ist es auch gut gegangen.

Mit Ihrem Selbstbewusstsein sind Sie anfangs angeeckt.
Selbstvertrauen habe ich eigentlich immer. Das hilft mir sehr. Es ist das Wichtigste. In jedem Sport, aber vor allem im Eishockey. In der NHL hat man 82 Spiele. Wenn man da kein Selbstvertrauen hat, geht es nicht.

In der NHL gibt es aber dennoch ungeschriebene Gesetze, an die man sich vor allem als junger Spieler halten muss. Auch wenn man viel Selbstvertrauen hat.
Das ist klar, ja. Das ist etwas anderes. Da braucht man als Junger, bei allem Selbstvertrauen, nicht einem Älteren sagen zu wollen, wie es läuft. Da muss man schon Respekt zeigen. Ich spreche vom Selbstvertrauen auf dem Eis.

Haben Sie in den letzten Jahren auch einen Reifeprozess durchgemacht?
Ja. Und da habe ich in Nashville auch viel von Roman Josi und Yannick Weber gelernt. Es war super, dass sie dort waren. Sie haben mir sehr geholfen.

Diese Saison war für Sie etwas schwieriger. Wie war es, als Sie von Nashville zu Minnesota getauscht wurden?
Das war gut für mich. Ich hatte schon gespürt, dass es kommen würde. Es war einerseits eine Lösung für mich und anderseits ein Schock, weil ich nicht mehr in diesem Team bin. Ich hatte es wirklich gut mit allen. Doch in Sachen Eishockey war der Wechsel sehr positiv. Und ich bin sehr froh, dass ich bei Minnesota bin.

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