Seit vier Tagen weilt Jonas Hiller wieder im Kreise seiner Liebsten zu Hause am Wohlensee BE. Der 35-Jährige wirkt entspannt, sagt, er habe sich gefreut, seine Frau Karolina und Tochter Noelia (2) wieder in die Arme schliessen zu können. «Nun brauche ich ein paar Wochen Ruhe. Ich will den Kopf lüften und Dinge unternehmen, die nichts mit Hockey zu tun haben», so Hiller.
Kein Wunder, nach dieser bitteren WM. Der Mann, der in der NHL für Anaheim und Calgary neun Jahre lang das Tor hütete, ist der einzig wahre Verlierer im Schweizer Team. Gegen Aufsteiger Slowenien kassierte Hiller zum Auftakt vier Tore. Gegen Kanada wurde er nach sieben Minuten und dem 0:2 ausgewechselt und nicht mehr eingesetzt.
«Man fragt sich: ‹Wieso tue ich mir das an?›»
«Es war enttäuschend. Ich hatte nicht den Eindruck, als hätte ich mega schlecht gespielt und spürte eine gewisse Frustration. Man fragt sich: ‹Wieso tue ich mir das an? Ich könnte ja bereits in den Ferien sein.› Gleichzeitig weiss man, dass es nichts bringt, den Kopf hängen zu lassen. Man arbeitet weiter, will sich mit den Besten messen.» Einen Groll auf Nati-Coach Patrick Fischer verspüre er keinen. «Fischi hat sich sehr fair verhalten und mir vor dem Turnier mitgeteilt, dass ich die Nummer 2 bin.
Entsprechend überrascht war ich, als ich im ersten Spiel eingesetzt wurde.» Nach dem Kanada-Match habe sich Fischer beim Biel-Goalie entschuldigt. «Er sagte mir, die Auswechslung hätte nichts mit meinen Leistungen zu tun gehabt. Trotzdem kommst du dir blöd vor, wenn du es ausbaden musst, wenn das Team nicht bereit ist.»
Ab in die Ferien!
Als sich der Appenzeller zu allem Überfluss im Training auch noch an der Leiste verletzte und Niklas Schlegel die Schweiz gegen Tschechien zum Sieg führte, durfte der ZSC-Keeper als Belohnung im Viertelfinal als Ersatz ran. «Das schmerzte. Ich war allerdings noch nicht ganz fit. Das machte es etwas leichter, den Entscheid zu akzeptieren.»
Zur Befürchtung, es könnte sein letzter Nati-Auftritt gewesen sein, sagt er: «Würde man jedes Mal gleich den Bettel hinschmeissen, kommt man nirgends hin. Dann hätte ich wohl auch nicht neun Jahre in Nordamerika verbracht.»
Hillers Ziel? «Ich will zu Olympia. Nach dieser WM bin ich umso motivierter.» Doch jetzt will er erst mal ausspannen. «Nun gehts mit der Familie in die Ferien, an einen schönen Strand.»