«Ich hätte verbluten können»
Rüfenacht spricht nach krimineller Kufen-Attacke

Erst hat es keiner bemerkt: Nati-Stürmer Thomas Rüfenacht wurde gegen Slowenien Opfer einer üblen Schlittschuh-Attacke, die ihm das Leben hätte kosten können.
Publiziert: 09.05.2017 um 07:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:30 Uhr
Stephan Roth aus Paris

Rüfenacht selbst dachte, ein Gegner hätte versucht, ihm einen Faustschlag zu verpassen. Erst nachdem er die TV-Bilder gesehen hat, sagt er geschockt: «Ich hätte verbluten können.»

Was war passiert? Die Schweiz führt am Samstag beim 5:4 n.P. gegen Slowenien 4:0, als Rüfenacht in der 31. Minute bei der slowenischen Bank an Robert Sabolic gerät. Unser Provokations-Spezialist hat den KHL-Stürmer da, wo er ihn haben will. «Ich wusste, dass ich eine Strafe herausholen konnte.» Und das gelingt auch.

Doch während der SCB-Stürmer ins Techtelmechtel mit ­Sabolic verwickelt ist, schwingt sich Ziga Jeglic über die Bande und tritt mit dem Schlittschuh nach Rüfenacht. Unfassbar.

Dass er dem Schweizer dabei nicht den Hals aufschlitzt, ist ein Wunder. «Ich habe keine Wunde, nicht einmal einen Kratzer», sagt Rüfenacht. Jeglic wird gesperrt. Allerdings nur für zwei Spiele. Unbegreiflich für Rüfenacht, der hofft, dass die IIHF noch einmal über die Bücher geht. «Vielleicht sollte man ihn international für immer sperren», findet der 32-Jährige. «Wenn er mich geschnitten hätte, wäre ich jetzt nicht mehr da.»

Und was sagen Rüfenachts Kollegen im Büezer-Sturm, der tags darauf das Spiel gegen Norwegen (3:0) entschied? «Das war schon etwas kriminell. Zum Glück ist Rüfi noch unter uns», sagt Reto Schäppi. Und Cody ­Almond: «Das war beschämend. Ich weiss nicht, was sich Jeglic dabei gedacht hat.»

Erst am Sonntag nach dem 3:0-Sieg gegen Norwegen schaut sich Rüfenacht die Szene genau an und sagt: «Der Schlittschuh kann eine Waffe sein. Ich hatte ein Riesen-Glück.» Nachdenklich sagt er: «Ich habe eine Familie.» Der Berner Playoff-Held hat zwei Töchter (Lia, 3, und Elli, 15 Monate). Seine Frau Romana hat sich die Aktion auch angeschaut. «Wir alle waren geschockt», sagt Rüfenacht. «Und die Reaktionen aus der ganzen Hockey-Welt waren überwältigend. Ich habe unzählige SMS gekriegt.»

«Rüfi» kann nicht einschätzen, wie er reagieren würde, wenn er auf Jeglic treffen würde. «Ich möchte ihn gar nicht mehr sehen», sagt er. «Das war Absicht, das sieht man im Video auch an seinem Gesichtsausdruck.»

Jeglic, der in der KHL bei Bratislava spielt, beteuert, dass es keine Absicht gewesen sei und dass er selbst erschrocken sei, als er die TV-Bilder gesehen habe.

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