Mit einigen ihrer bisherigen WM-Auftritte haben die Schweizer die Experten schon beeindruckt. Vor den anstehenden Partien gegen Russland, Schweden und Frankreich hat BLICK nun einige Hockey-Kenner gefragt, was sie unserer Nati an dieser Weltmeisterschaft noch zutrauen.
Mark Streit (40), Ex-NHL-Verteidiger und SRF-Hockeyexperte: «Verglichen mit den letzten Jahren ist dies eines der stärksten Teams. Ausgeglichen, breit abgestützt, mit guten Torhütern. Und man erkennt, dass das Team funktioniert. Die Spieler aus Nordamerika wurden schnell integriert, und alle stehen füreinander ein. Der Teamgedanke steht im Vordergrund, der kann sie weit tragen. Wenns mal nicht läuft, haben sie trotzdem einen Weg gefunden zum Sieg. Das zeigt, dass Selbstvertrauen vorhanden ist. Ich hoffe, dass die Schweizer von Spiel zu Spiel noch besser werden und wachsen. Der Halbfinal ist möglich. Ohne ihnen Druck machen zu wollen, das Potenzial ist vorhanden. Das Team gefällt mir sehr gut, die Spieler aus Nordamerika haben einen guten Mix reingebracht und ziehen alle mit. Wenn wir Russland und Schweden nun den einen oder anderen Punkt abjagen können, wartet im Viertelfinal vielleicht ein optimalerer Gegner.»
Simon Schenk (71), Ex-Nationaltrainer (1985-1990, 1995-1997) und TV-Experte: «Nach dem Sieg gegen Weissrussland habe ich ein gutes Gefühl, das ist ein erfreulicher Hockeyfrühling. Wir erleben einen Generationenwechsel mit hungrigen Jungen mit. Müller, Meier, Andrighetto, Kukan, Fora, Corvi, Riat, Rod, Vermin, Hofmann, Baltisberger sind nur einige. Es findet eine gute Wachtablösung statt. Sie bringen Zug rein. Die Ausgangslage scheint so, dass das letzte Spiel gegen Frankreich nicht mehr so entscheidend ist wie es hätte sein können. Jetzt folgen die Kür-Spiele gegen Russland und Schweden, die man auch gewinnen oder zumindest Punkte holen darf. Die Mannschaft ist auf gutem Wege, eine Dynamik zu entwickeln. Über Erfolg und Misserfolg wird aber der Viertelfinal entscheiden, dort brauchts einen Exploit! Dem fiebere ich entgegen.»
Sandro Bertaggia (54), Ex-Nationalspieler, Agent und RSI-Fernsehexperte: «Wenn die Schweizer so spielen wie gegen Tschechien, dann ist alles möglich. Wichtig ist, dass sie einen Weg gefunden haben, Spiele zu gewinnen und sich in den Special Teams bereits gesteigert haben. In der Offensive sind wir gut aufgestellt. Gegen Russland und Schweden werden wir nun sehen, wo wir stehen und ob die Spieler noch einen Gang höher schalten können. Gegen sie zu punkten würde Selbstvertrauen geben. Der Viertelfinal ist realistisch, doch die Hoffnung ist nun, dort noch eins draufsetzen zu können. Was jetzt wichtig ist: Keine Schönspielerei, sondern Gradlinigkeit! Ich hatte manchmal das Gefühl, die NHL-Spieler denken, sie müssen eine Kür zeigen. Dabei ist einfach Effektivität gefragt. Wenn sie sich darauf fokussieren können, ist es ein weiteres Plus. Denn läuferisch sind wir so gut, dass wir die Gegner unter Druck setzen können.»
Morgan Samuelsson (50, Sd), Hockey-Experte bei Teleclub und Schusstrainer: «Ich bin zufrieden mit den Auftritten der Schweizer, sie haben eine gute Leistung gezeigt gegen diese Pipifax-Länder. Nun möchte ich aber sehen, wie sie sich gegen Russland und Schweden metzgen. Wenn sie gegen diese grossen Nationen ihre Leistung abrufen und noch eine Schippe drauflegen können, ist Vieles möglich. Ich bin vor allem gespannt, ob sie in der Offensive weiterhin so frech und mutig spielen werden.»
Lars Weibel (43), Leiter Hockey-Academy des EVZ und SRF-Hockey-Experte: «Nach vorne ist alles möglich. Vor allem, wenn es der Schweiz gelingt, unter die zwei Besten der Gruppe zu kommen. Ansonsten wird der Viertelfinal zu einer grossen Hürde, für die es eine Topleistung braucht. Gefallen hat mir bisher an unserer Nati ihre Intensität, ihr Speed und die Entschlossenheit. Sie tritt frech und selbstbewusst auf. Das war eine reife Leistung bis jetzt, ich bin vorsichtig optimistisch.»
Serge Aubin (43, Ka), ZSC-Trainer: «Ich habe in den Schweizer Partien starke Spielzüge gesehen. Das Team ist talentiert und kämpft hart. Final ist zwar ein grosses Wort, aber wenn die Schweizer zum wichtigen und entscheidenden Zeitpunkt ihre stärkste Leistung abrufen, erspielen sie sich die Chance auf Erfolge. Mein Fokus lag etwas mehr auf meinen ZSC-Spielern, und mit deren Leistung bin ich happy.»
Kevin Schläpfer (48), Ex-Trainer: «Selbst wenn die Schweizer im Viertelfinal auf Kanada oder die USA treffen, ist ein Weiterkommen möglich. Gegen beiden Nationen haben sie in der Vergangenheit schon gute Leistungen gezeigt, das beeinflusst die Gedanken positiv. Ich habe vor Ort einen guten Eindruck gewonnen von dieser Mannschaft.»
Den Spielplan, aktuelle Ergebnisse und Highlights der Eishockey WM in Dänemark gibts täglich im Sportticker. Hier gehts zu den WM-News.
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