Herzog trifft in der Verlängerung

Hockey-Nati nach Sieg gegen Kanada auf Viertelfinal-Kurs

Rund 8000 Schweizer Fans sorgen zu Beginn in der Arena in Bercy für prickelnde Stimmung. Doch die Euphorie hält vorerst nicht lange. Die Kanadier übernehmen sofort das Kommando, sind schneller, stärker und entschlossener.

Und bereits in der 4. Minute leistet sich Denis Hollenstein eine Disziplinlosigkeit. Nachdem er einen wuchtigen Check von Toronto-Jungstar Mitch Marner übersteht, revanchiert er sich, obwohl sein Gegner nicht in Puckbesitz ist, mit einem läppischen Hüftcheck und muss auf die Strafbank. Dies nutzen die Kanadier zum Führungstreffer: Ryan O’Reilly schiesst am nahen Pfosten und bezwingt völlig unbehelligt Jonas Hiller im zweiten Anlauf.

Zwei Minuten später steht es schon 2:0 für den Weltmeister. Nachdem es Joël Genazzi verpasst, einen Konter zu unterbinden, sind die Schweizer in der eigenen Zone völlig überfordert, was im zweiten Eigentor des Turniers von Romain Loeffel mündet. Als Torschütze darf sich Marner ausrufen lassen.

Die tolle Stimmung ist vorerst dahin. Und Hiller wird durch Leonardo Genoni ersetzt. Das hilft. Der Meisterkeeper hält hinten dicht, lässt sich nicht bezwingen. Bärenstark.

Mit zunehmender Spieldauer kommen die Schweizer besser ins Spiel. Pius Suter kommt zu zwei guten Chancen, ehe seinem ZSC-Kollegen Fabrice Herzog im Powerplay das Anschlusstor gelingt. Plötzlich ist die Stimmung wieder da.

Und sie wird noch besser! Vincent Praplans Hereingabe landet zum 2:2 im Tor, weil sein Klotener Sturmpartner Hollenstein viel Druck auf Goalie Calvin Pickard macht. Jetzt sind es die Schweizer, die entschlossen nachsetzen, jegliche Komplexe ablegen und den Kanadiern einen offenen Fight liefern.

Unglaublich, aber es wird noch besser. In der Verlängerung schiesst Herzog die Nati gar noch zum Sieg! Backhand. Herrlich! Traumhaft! Bercy wird zum Tollhaus. Und die Nati ist auf Viertelfinal-Kurs.

Die Stimmen zum Spiel

Nati-Coach Patrick Fischer:
«Ich will mich bei den Fans bedanken. Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass da draussen Tausende von Schweizer Fans warten. Wir hatten Glück. Zu Beginn wurden wir überfahren. Diesmal ist der Puck für uns gesprungen – am Anfang zwar noch nicht. Normalerweise verliert man dieses Spiel. Das war unsere Nacht.»

Fischer über den Goalie-Wechsel in der 7. Minute:
«Jonas Hiller spielte nicht schlecht. Doch nach zwei unglücklichen Toren wollte ich ein Zeichen geben. Wenn es nicht läuft, muss man manchmal etwas versuchen.»

Kanada-Coach Jon Cooper:
«Für die Schweizer Fans war es ein fantastisches Spiel. Für die kanadischen weniger.»