Am Freitag endete nach etwas mehr als einem Jahr die Episode mit Glen Hanlon als Nati-Coach. Der Verband nutzte die Gelegenheit zur Trennung, als der nicht mehr unumstrittene 58-Jährige seine familiären Probleme – Sohn Jackson (13) war wegen Schwierigkeiten in der Schule im Sommer mit seiner Mutter Keri in die USA zurückgekehrt – zur Sprache brachte.
Hanlon wird interimistisch durch Ex-Kloten-Trainer Fige Hollenstein ersetzt. «Er wird das Team im November am Deutschland-Cup und im Dezember an der Arosa-Challenge betreuen», sagt Nati-Chef Raeto Raffainer. «Fige weiss, dass wir für die WM 2016 Kandidaten suchen. Es wäre ein schönes Zeichen, würde ein Schweizer die Nati führen.»
Schläpfer hätte sofort übernehmen können
Hollenstein mutiert nur als Platzhalter. Am liebsten hätte der smarte Raffainer am Freitag Biels Erfolgs-Coach Kevin Schläpfer als neuen Head-Coach präsentiert. Raffainer und Verbands-CEO Florian Kohler klopften schon vor Wochen beim Baselbieter an und waren sogar bereit, ihn im Doppelmandat zu engagieren. Als Schläpfer ausschlug, wollte ihn der Verband per sofort verpflichten. Schläpfer hätte also Biel Hals über Kopf verlassen müssen.
Das Nati-Komitee um SCB-Sportchef Sven Leuenberger und ZSC-CEO Peter Zahner wusste Bescheid. Auch der Verwaltungsrat von Swiss Ice Hockey war im Bild. Die Verantwortlichen des EHC Biel wurden aber zuletzt informiert. «Wir sind sehr verärgert über diese Vorgehensweise», sagt Biels CEO Daniel Villard. «Raffainer und Kohler haben Schläpfer mehrfach getroffen. Man hätte uns zuvor um Erlaubnis fragen müssen.»
Erst im Frühjahr hat der Klub den Vertrag mit Schläpfer vorzeitig bis 2018 verlängert. Der 45-Jährige verzichtete auf eine Ausstiegsklausel, sagte aber schon vor einem Jahr im SonntagsBlick: «Der Job würde mich reizen. Das wäre eine grosse Ehre für mich.»
Schläpfer rettete den EHCB dreimal in der Liga-Qualifikation vor dem Abstieg. Führte ihn in den letzten vier Jahren dreimal in die Playoffs. Lassen ihn die Seeländer Ende Saison ziehen? «Das kommt doch überhaupt nicht infrage. Wenn die das Gefühl haben, Hanlon sei nicht mehr der Richtige, können sie sich doch nicht einfach bei uns bedienen», spricht Villard Klartext. «Wir brauchen Schläpfer, haben gemeinsam mit ihm die Zukunft skizziert und wollen diesen Weg nun auch gehen.»
Die Seeländer haben dem Verband schriftlich mitgeteilt, dass sie Schläpfer nicht freigeben werden. «Raffainer und Kohler haben das akzeptiert und betont, dass sie Kevin nicht mehr angehen werden.»