Vor Jahresfrist steht Patrick Fischer unter Generalverdacht. Aber statt sich zwischen dem südkoreanischen Olympiadebakel (der Name des Ortes ist zu kompliziert) und der WM in Kopenhagen in den Schmollwinkel zu verziehen, geht er zum Frontalangriff über. «Dann holen wir die Medaille eben jetzt», sagt Fischer mit gestelltem Kamm. «Und Weltmeister möchte ich auch werden.»
Solche Worte sorgen dafür, dass der eine oder andere Berufsdefätist mit Schaum vor dem Mund auf das Resultatbulletin aus Kopenhagen lauert. Die Messer? Sind gewetzt.
Ein Jahr später ist alles anders. Das Abstiegsgespenst? Eine konstruierte Sorge. Und vor der WM im eigenen Land sowieso nur ein Phantomschmerz.
Fischers Mut und Enthusiasmus werden nun nicht mehr als Schaumschlägerei abgetan, sondern flächendeckend zum Bestandteil der modernen Trainingslehre erklärt.
Das Personalbulletin? Wird einfach hingenommen. Vor ein paar Jahren hätte etwa der Rausschmiss Denis Hollensteins holterdiepolter einen Fäkalsturm ausgelöst, nun wird Fischers Mut zur Veränderung gelobt.
Und mit Philipp Kuraschew aus der kanadischen Juniorenliga und JJ Moser vom EHC Biel stehen gar zwei U20-Spieler im Kader für die Weltmeisterschaft. Dabei wäre noch vor nicht allzu langer Zeit ein exemplarischer Aufschrei durchs Land gegangen: die sind doch noch viel zu jung, die werden hier doch nur verheizt! Eine These, der in der Schweiz viel zu lange Glauben geschenkt wurde. Die Konkurrenz fischt für die Weltmeisterschaft jeweils sämtliche Talentbestände leer, ungeachtet des Alters.
Was das alles bedeutet? Vielleicht hat es Fischer mit seiner Totalverweigerung des Konzepts der Biederkeit geschafft, uns etwas Mumm zu machen. Warten wir mal das nächste Resultatbulletin ab.