Das sind wohl die Konsequenzen einer fahrradverhelmten Gesellschaft: Wer sich ungerecht behandelt fühlt, beklagt sich längst nicht mehr direkt beim Verursacher. Der Vergrämte greift ruck, zuck (oder etwas später, je nach Grad der Verärgerung) ins Keyboard und wählt den öffentlichkeitswirksamen Weg über eines der vielen sozialen Netzwerke wie etwa Instagram.
Den Anhängern der vom Leben enttäuschten Ich-AG bleibt dann gar keine andere Wahl mehr, als reflexartig den «Gefällt mir»-Knopf zu drücken. Man will sich die Gunst des Angebeteten ja nicht durch eine übertrieben zur Schau gestellte kritische Haltung verderben, sonst droht ebenso ruck, zuck der virtuelle Liebesentzug.
Und wie soll das beschleunigte Leben dann weitergehen? Etwa auf dem nun Pensionären vorbehaltenen Geriatrie-Netzwerk Facebook?
Was den Schweizer NHL-Spieler Denis Malgin dazu getrieben hat, rund zwei Wochen nach seiner WM-
Ausbootung durch Nati-Coach Patrick Fischer den Insta-Vergramten zu spielen, bleibt Malgins Geheimnis. Vielleicht hat der Fahrradhelm etwas auf die Hirnrinde gedrückt oder das Wetter ist noch nicht stabil genug für die eine oder andere Runde auf dem Golfplatz.
Ein «Fall», der nur Verlierer produziert. Die nahe Zukunft in der Nationalmannschaft hat sich Malgin mit seiner Aktion definitiv verbaut, der Nati-Trainer musste gemäss seiner Doktrin konsequent bleiben und ihn darauf hinweisen, nach dem Verlassen des Raums die Türe hinter sich zu schliessen.
Wie rasch sich aus einer solchen Anekdote eine Tendenz entwickeln kann, erlebte vor Jahren Ralph Krueger auf dieser Position. Sehr viel lief dabei nicht schief, trotzdem wurde der Sache ein irreparabler Schaden zugefügt. Damals auch ohne Instagram.