Der Kontrast kommt schnell zum Vorschein, als Patrick Fischer (41) und Tommy Albelin (52) vor dem Nati-Start beim Deutschland-Cup, wo die Schweiz ab Freitag auf Kanada, Deutschland und die Slowakei treffen wird, zu den Medien sprechen. Während der Zuger betont, dass seine Mannschaft angriffig und «frech sein» und «dem Gegner keinen Platz lassen» soll, lautet die Philosophie des Schweden kurz und bündig: «Defense first» (Defensive zuerst).
Albelin, der als Verteidiger 1037 Spiele in der NHL bestritt und 1995 und 2003 mit den konservativen Defensivkünstlern der New Jersey Devils den Stanley Cup gewann, soll nun aufpassen, dass Fischer die offensiven Pferde nicht durchbrennen und die Ordnung auf dem Eis nicht zu kurz kommt. Fischer sieht in Albelin einen Gegenpol, wie es sein Assistent in Lugano, Peter Andersson, war. «Ich brauche manchmal jemanden, der mich zügelt», sagt der Nati-Coach.
«Wir waren auf der Suche nach einer Unterstützung des defensiven Gewissens», erklärt Nati-Chef Raeto Raffainer. «Wir haben die WM analysiert und gesehen, dass das eine oder andere sicher nicht gestimmt hat. Die Offensive und das Powerplay hat funktioniert und die Arbeit in der Mittel- und Defensiv-Zone weniger gut. Und deshalb haben wir unser Ziel, die Viertelfinals, verpasst.»
Wohnort weiterhin New Jersey
Im Sommer, als klar war, dass Felix Hollenstein und Reto von Arx nicht mehr als Assistenten bleiben, brachte Raffainer den Namen Albelin ins Spiel. Der stürmische, optimistische Fischer und der defensive Albelin verstanden sich nach einigen Telefongesprächen bald gut, worauf man sich nach einem Besuch des Schweden in der Schweiz auf eine Zusammenarbeit einigte. «Ich war schon überrascht, dass man bei der Schweizer Nati auf meinen Namen gestossen ist. Ich hätte eher gedacht, dass ich in Schweden ein Thema sein würde.»
Sieht man von Abstechern nach Kanada ab, lebt Albelin, der während vier Jahren Assistenzcoach der Devils war und nun auch als Scout für die Toronto Maple Leafs tätig ist, seit 1987 in New Jersey. Eine Rückkehr nach Europa kann sich der zweifache Familienvater erst vorstellen, wenn seine Tochter Amanda in zwei Jahren die Schule abschliesst.
Nur für die Nati-Termine fliegt er in die Schweiz, ansonsten verfolgt er die NLA-Partien am TV auf dem Internet sowie die Schweizer Spieler in Übersee. Und wie beschreibt sich die NHL-Legende selbst? «Ich beobachte gerne, bin ein ruhiger Typ und loyal. Doch ich sage auch meine Meinung.» Die dürfte vor allem dann gefragt sein, wenn sein Chef Fischer gezügelt werden muss.