Durchschnittlichkeit, Beständigkeit, Langeweile. Noch vor nicht allzu langer Zeit steht die Schweizer Nationalmannschaft für Qualitäten, die in der glamourösen Welt des Spitzensports wie Schimpfwörter klingen.
Nach zwei Medaillen in fünf Jahren gluckst nicht nur der Fan vor Begeisterung.
Diese Edelmetallfrequenz ist erstaunlich. Wunderbar. Sensationell. Erwarten darf man sowas vielleicht von Finnen, Tschechen, Amerikanern.
Von uns Schweizern? Das wäre vermessen.
Ein Patentrezept für sportlichen Erfolg besitzt nämlich keiner. Keine Statistik, keine Wahrscheinlichkeitsrechnung und kein Algorhythmus machen einem missmutigen Spieler flotte Beine.
Warum Mannschaften plötzlich gewinnen? Es lässt sich nur erahnen. Biochemische Prozesse begünstigen scheinbar beliebig ganze Garderoben, während sie an anderen achtlos vorbeiziehen. Im Frühling 1992 sagt John Slettvoll vor der Weltmeisterschaft in der Tschechischen Republik: «Tut einfach, was ich sage. Geht es schief, nehme ich die Schuld auf mich.»
Ein Taschenspielertrick? Eher ein Versuch, uns Spielern präventiv die Angst vor dem Versagen etwas zu nehmen. Eine blendende Stimmung kann einer guten Mannschaft zum Feuerwerk verhelfen, die oft zitierte Chemie in der Garderobe ist gewiss keine Mär, allerdings auch kein Standardrezept.
Sean Simpson sagt zum Silberlauf von Stockholm: «Wir haben vorher viel für eine gute Stimmung gemacht. Aber ohne die Auftaktsiege wären diese Massnahmen allesamt im Ungefähren verpufft.»
Siege. Und wie sie zustande kommen. Aussergewöhnliches sorgt für Zusammenhalt. Das kann ein blockierter Schuss im richtigen Moment sein. Ein Tor wie Tristan Scherweys 1:0 im wegweisenden Spiel gegen die Slowakei hier in Kopenhagen. Eine an Hexerei erinnernde Parade zur rechten Zeit.
Planbar ist nur die Vorbereitung. Dazu gehört die Kaderauswahl aufgrund von Leistungsprinzipien und dem Charakter der Spieler. Danach ist der Trainer seiner Mannschaft ausgeliefert. Ein Trainer, der taktische Mängel offenbart und im Coaching versagt, wird allerdings kaum einmal Erfolg haben.
Im Quervergleich mit Stockholm musste die Nati in Kopenhagen mehr Hürden aus dem Weg räumen.
Silber ist trotzdem Silber. Und das glänzt immer.
Vielleicht strahlt diese Medaille auch darum in einem anderen Glanz.