Kanada. In der Eigenwahrnehmung des selbst definierten Mutterlands des Eishockeys (erfunden haben es wohl wie alles andere auch: die Chinesen) ist der Ausgang von K.-o.-Spielen praktisch vordefiniert: Kanada gewinnt. Anlässlich von Weltmeisterschaften, die in Osteuropa stattfinden, kommen erst recht keine (Selbst-)Zweifel auf: Von den letzten vier Titeln holten sie je zwei in Moskau (2007, 2016) und Prag (2004, 2015).
Für uns Schweizer sind solche Rechenspiele allerdings nichts weiter als eine statistische Randnotiz. Die Kanadier sind mit 26 Titeln wohl die Nummer 2 hinter Russland (27), aber den letzten Vergleich in einem Spiel mit abschliessendem Charakter entschied die Schweizer Nati (kein WM-Titel) 2018 in Kopenhagen für sich. Im Halbfinal.
Stachel sitzt bei Kanada tief
Eine schmerzhafte Erfahrung für die Hockeynation Kanada, für uns aber nur die Fortsetzung eines Trends: Schon in Paris (2017), Stockholm (2013), Mannheim (2010) und bei Olympia in Turin (2006) wurde die scheinbar übermächtige Topnation aus den Angeln gehoben. Der Stachel von Kopenhagen sitzt aber besonders tief. Erstens: Es war ein Halbfinal. Zweitens: Kanada verliess sich dabei auf seinen Superstar Connor McDavid, den raffiniertesten und besten Einzelspieler der Welt.
So einer fehlt in diesem Jahr. Weil sich John Tavares in der Vorbereitung eine Verletzung der Bauchmuskulatur einfing und nach Kanada zurückreisen musste, hängt das Wohl der Nation mehr oder weniger von einer geschlossenen Teamleistung ab. Zwar sind die Angreifer Anthony Mantha, Mark Stone, Sean Couturier oder Verteidiger Thomas Chabot jedem Kenner ein Begriff – aber für weniger Hockeybeflissene haben diese Namen (noch) nicht den ganz grossen Klang.
Kanada kommt immer stärker in Schwung
Kanada konnte sich 2019 (wie üblich) mit der Fortdauer des Turniers immer stärker in Szene setzen. Nach zähem Beginn (1:3 gegen Finnland) bedeutete die Machtdemonstration gegen die robusten Deutschen (8:1) so etwas wie ein Befreiungsschlag. Das Restprogramm wurde zum Durchmarsch, Dänemark (5:0) und die USA (3:0) konnten Kanada auf dem Weg zum Gruppensieg nichts entgegensetzen.
Für die Schweiz liegt das Erfolgsrezept wie im letzten Jahr in der Abwehr. Wie auf Knopfdruck verdichtete die Nati für die K.-o.-Spiele das Abwehrdispositiv und stellte erst Finnland und schliesslich Kanada vor unlösbare Aufgaben. Für den Rest war Leonardo Genoni zuständig. Ein Torhüter, an den sich die Kanadier nur ungern erinnern.
Vom 10. bis 26. Mai wird in der Slowakei um nichts Geringeres als um den WM-Titel geknebelt. Was reisst die Nati? Und was die anderen Favoriten? In unserem WM-Ticker verpassen Sie kein Spiel!
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