Die Torhüter:
Reto Berra (31, Anaheim)
Vor sieben Jahren verliert der künftige Fribourg-Goalie seinen Vater Bruno. Er stirbt mit 69 an Lungenkrebs. «Das hat mir die Augen geöffnet», so der Goalie damals. «Zuvor gab es für mich nur Hockey. Ich war nie zufrieden, jedes Tor stresste mich. Jetzt sehe ich meinen Beruf lockerer.»
Als Kind verbringt Berra die Ferien oft bei den Eltern von Schwinger Christian Schuler in Rothenthurm SZ. Mutter Berra besuchte einst mit Mutter Schuler in Einsiedeln die Schule. Ausserdem ist Christians Vater der Götti von Berras Schwester. Mit Chrigel spielte der Zürcher Unterländer tagelang Streethockey. Vor einem Jahr übernimmt Berra mit zwei Kollegen das Grand Café in Zug.
Leonardo Genoni (30, Bern )
Der Sohn eines Herzchirurgen, der selbst kein Blut sehen kann, verbringt die ersten drei Jahre im Tessin, wächst dann mit seinen Brüdern Tiziano (28) und Gaetano (31) in Kilchberg ZH auf und ist Ambri-Fan. Ein TV-Gerät besitzt die Familie keines. Genoni spielt Klavier, bis er merkt, dass andere besser sind. In der Garage spielt er mit seinen Brüdern Hockey. Noch heute sind Abdrücke an den Wänden sichtbar. Seit er bei den GCK Lions von einem Ajoie-Spieler umgefahren wurde und eine Hirnerschütterung erlitt, hört Genoni nur noch 40 Prozent und trägt Hörgeräte. Er hat drei Kinder. Giulien (5), Emilia (3) und Gianni (8 Monate).
Gilles Senn (22, Davos )
Der Walliser fällt durch seine ruhige, besonnene Art auf. Den Torhüter trifft man regelmässig auf Spaziergängen durchs Dorf und die Landschaft an, dabei darf aber die Musik aus dem iPod nicht fehlen. Bratwurst mit Pommes zählt zu seinen Lieblingsessen – aber ohne Ketchup und Zwiebeln! Senn ist gläubig und mit einer aufstrebenden Freestyle-Skifahrerin liiert.
Die Verteidiger:
Raphael Diaz (32, Zug)
Er ist nur 300 Meter vom Herti-Stadion aufgewachsen und das Gesicht des EVZ – und der Captain unserer Nati. Wenn er als kleiner Junge mit seiner Familie Gesellschaftsspiele gespielt hat, konnte er nicht verlieren. Mit den Zuger Junioren aber lernte er, dass verlieren zum Sport gehört und man daran wachsen kann. Darum ist Diaz der geborene Captain: korrekt, professionell, bodenständig, zurückhaltend. Er wählt seine Wort mit Bedacht. Aus der Reserve locken kann man Diaz nur mit Jägermeister. Vor drei Jahren hat sich der Ex-NHL-Verteidiger mit der kanadischen TV-Moderatorin und Schauspielerin Myriam Lamontagne verlobt, mittlerweile ist das Paar verheiratet und hat – zwei Chihuahuas! Um mit den Hündchen kurz um den Block zu spazieren, dafür geht Diaz schon mal früher vom Zmittag weg.
Michael Fora (22, Ambri )
Der Vorname des einzigen Tessiner Silberhelden wird Englisch ausgesprochen, weil seine Mutter ein Flair für amerikanische Namen hat. Der junge Ambri-Captain hat eine jüngere Schwester, die sich ebenfalls dem Spitzensport verschrieben hat. Sie heisst Nancy (22) und spielt in der NLA Basketball bei Elfic Fribourg. Und am Sonntag holte sie gar Gold und wurde Schweizer Meisterin.
Lukas Frick (23, Lausanne)
Ist in Züberwangen SG aufgewachsen und hat als Kind viele Comics gelesen. Insbesondere Lucky Luke hat es dem Verteidiger angetan. «Dass er schneller schiessen kann, als sein Schatten, beeindruckte mich am meisten. Ich versuchte, das zu kopieren, stellte mich an die Wand und machte die Bewegungen nach.» An der Fasnacht verkleidete sich Frick als Cowboy. Er absolvierte eine Lehre als Hochbauzeichner.
Joel Genazzi (30, Lausanne)
Ist bekannt für seine Moves – nicht nur auf dem Eis, auch in der Garderobe. Vor den Spielen legt Genazzi gerne mal ein Tänzchen hin, währenddem er seine Ausrüstung anzieht. Lauter wirds, wenn er am Matchtag nach dem Warm-up unter der Dusche singt – eine unterhaltsame Seite des Zürchers, der in den Stammrestaurants beim Essen vor den Spielen auch immer am gleichen Platz sitzen möchte. Genazzi ist geduldig geblieben in seiner Karriere, feierte erst vor drei Jahren sein Nati-Debüt. Das erste Tor in der Nati gelang ihm an der WM 2016 gegen Finnland: den entsprechenden Puck davon schenkte er seiner älteren Schwester Jessica.
Roman Josi (27, Nashville)
Er will als Kind lieber Fussball spielen. Es ist Bruder Yannick (30), der ihn zum Hockey überredet. Er hört gerne Backstreet Boys und ist Fan von Gürkan Sermeter. Mit 18 Jahren lässt er sich ein Tattoo stechen. Ein Kleeblatt am rechten Bein. Josi würde es heute nicht mehr tun. Als Kind entwendet er mal ein Töffli und wird dabei erwischt. Er ist nicht der fleissigste in der Schule und ein Lausbub. Auch danach noch. So parkiert er beim SCB mal einem Teamkollegen das Auto vom ersten in den zweiten Stock um. Mag am liebsten Lasagne und Tacos. An Weihnachten verlobte er sich mit US-Model Ellie Ottaway. Das Paar hat einen Rhodesian Ridgeback Hund.
Dean Kukan (24, Columbus)
Als 18-Jähriger hat der Verteidiger den Sprung aus der ZSC-Organisation nach Schweden gewagt. Im Norden bei Lulea entwickelte er sich in vier Saisons zum NHL-Spieler, er wurde von den Columbus Blue Jackets gedraftet. Geblieben von Nordschweden ist Kukan aber die Liebe fürs Fischen und die Liebe zur Schwedin Jenni. Zum Eishockey gekommen ist der Zürcher Oberländer, weil seine beiden Cousins Fabio und Elio bei den ZSC-Junioren gespielt haben und Dean bereits im Kinderwagen an deren Spiele mitgenommen worden ist.
Mirco Müller (23, New Jersey)
Zunächst spielte der 1,91 Meter grosse Winterthurer bei Pfadi Handball. Zum Eishockey brachte ihn seine kleine Schwester Alina (20), die 2014 in Sotschi mit der Frauen-Nati Olympia-Bronze holte und zur Weltklasse-Stürmerin avancierte. Im Alter von 10 Jahren begann er beim EHC Winterthur, mit 16 schoss er bei Kloten sein erstes NLA-Tor. Ein Jahr später zieht der ruhige Verteidiger aus, um in der nordamerikanischen Juniorenliga WHL bei den Everett Silvertips zu spielen und wird dann in der 1. Runde gedraftet.
Ramon Untersander (27, Bern)
Verbringt zunächst viel Zeit mit Gamen, findet es dann aber wenig sinnvoll und bringt sich das Gitarrespielen bei. Nun musiziert er täglich, singt auch. Untersander ist der Garderoben-DJ beim SCB. Die Songs mixt er zuhause an seinem PC. Dazu geht der Rheintaler, der einen eigenen Fanclub besitzt und sich einen Ernährungsberater leistet, täglich zwei Stunden mit dem Hund spazieren. Als Kind trug «Unti» eine Zahnspange und stand auf die TV-Serie «Die Simpsons». Untersander machte auf dem HCD-Sekretariat eine KV-Lehre und will einst im IT-Bereich arbeiten. Nach der WM 2017 überlegte er sich, den Bettel hinzuschmeissen. Grund war ein Innenohrproblem, das Schwindel verursachte.
Die Stürmer:
Sven Andrighetto (25, Colorado)
Der Sohn eines Treuhänders ist ein Autofreak. Für rund 150 000 Franken hat er sich einen Mercedes der G-Klasse mit 700 PS geleistet. Andrighetto ist in Dübendorf geboren, träumte schon früh von der NHL. Steve Yzerman war sein Vorbild. Vor ein paar Jahren kaufte sich der Mann mit dem Spitznamen «Ghetto» zwei Gitarren. «Ich wollte das Instrument lernen, fand dann aber keine Zeit.» Andrighetto wird den Sommer bei Mutter Jacqueline in Zürich verbringen.
Chris Baltisberger (26, ZSC Lions)
Ein Gute-Laune-Bär und herzensguter Stimmungsmacher. Der Zürcher ist auch für Scherze und Streiche zu haben. So jubelte er einst Legende Mathias Seger im Training einen alten Holzstock, den ihm dieser einst geschenkt hatte, unter. Bei den ZSC Lions, bei denen auch Bruder Phil im Team steht, ist er als DJ zuständig für die Musik in der Kabine. Und für die Playoffs lernte er, Trompete zu spielen, um in der Garderobe den Sechseläutenmarsch zu schmettern.
Enzo Corvi (25, Davos)
Es ist das Märchen vom Heizungs-Installateur und 2.-Liga-Spieler, der sich innert sieben Jahren zum WM-Topskorer dieser Nati entwickelt hat. Bereits 2015 liess der Center aufhorchen, als er das von BLICK durchgeführte Speed-Shooting gewann. Corvis Knallerschuss wurde mit 170 km/h gemessen, er war der NLA-Scharfschütze. Und ist ein Juventus-Fan, der oft am Handy gesehen wird, weil er ein Serien-Junkie ist und auch gerne Games spielt. Doch das Besondere: Corvi ist kein Allesesser, im Gegenteil! Der Stürmer bestellt sich im Fastfood-Restaurant immer einen Burger ohne alles. Weder Käse, Ketchup, Tomate, Sauce oder Salat – sondern einfach Brot und Fleisch. Man sagt, Corvi ernähre sich nur von Pasta, Pizza, Pommes, Chicken Nuggets und Burger.
Kevin Fiala (21, Nashville)
Wie ist er doch erwachsen geworden! In den letzten Jahren ist der aus Zuzwil SG stammende Teenager ein Mann geworden, das sehen auch seine NHL-Teamkollegen so. Sein Selbstbewusstsein ist nun ein gesundes, er ist ein Profi durch und durch. Mittlerweile spricht Fiala schon fast besser Schwedisch wie Schweizerdeutsch. Denn der Stürmer wohnt in Nashville mit seiner schwedischen Freundin Jessica und Hündchen Foxy zusammen. Die Brünette hatte er während seiner Zeit bei HV71, also in Jönköping getroffen. Das Sommertraining absolviert Fiala jeweils in Göteborg bei seinem Personaltrainer Andreas Larsson.
Gaëtan Haas (26, Bern)
Mit fünf Jahren schickt ihn Vater Serge in die Hockey-Schule. Dem kleinen Gaëtan gefällts nicht. «Die haben alle Deutsch gesprochen. Da wusste ich: Das ist nichts für mich.» Er wechselt zum Inlinehockey, kehrt erst fünf Jahre später aufs Eis zurück. Gaëtans Vater ist Schreiner. Mutter Nadia Krankenpflegerin. Gaëtan muss sich an den Hockey-Kosten beteiligen. Weil er Mühe mit Zahlen hat, bricht er seine KV-Lehre ab, versucht sich als Landschaftsgärtner. Doch nachdem sich ein Bagger überschlägt und einen Arbeitskollegen unter sich begräbt, der noch auf der Unfallstelle verstirbt, bricht er auch diese Ausbildung ab.
Grégory Hofmann (25, Lugano)
Der NL-Goalgetter machte eine Maurerlehre und zog mit 14 Jahren von La Chaux-de-Fonds nach Ambri. Hofmanns Lugano-Teamkollege Alessandro Chiesa sagt: «Er ist unser Sprachtalent. Er redet Italienisch wie ein Tessiner, Französisch wie ein Romand und auch immer besser Schweizerdeutsch. Und er zählt zu den Besten im Fussball-Tennis. Zum Aufwärmen spielt er mit Fazzini jeweils gegen Walker und Sannitz.»
Nino Niederreiter (25, Minnesota)
Hasst amerikanische Schokolade und fürchtet sich vor Spinnen. Als er den Kindergarten besucht, will er in die Hockeyschule. Da die Schwestern Romina und Lorena Unihockey spielen, will ihn Mutter Ruth jedoch auch zu diesem Sport bringen. Vergeblich. Als Nino später bei einem Kantersieg der Churer Moskitos vom Trainer aus dem Spiel genommen wird, kommt er weinend nach Hause. Der Stürmer ist zu stark, der Trainer wollte den anderen Jungs auch eine Chance geben. Niederreiter bricht später eine Ausbildung zum Heizungsmonteur ab. Als er in der Juniorenliga spielt, schicken ihm die Eltern 500 Franken Sackgeld pro Monat. Jetzt verdient er in der NHL 5,25 Mio. Dollar pro Jahr.
Timo Meier (21, San Jose)
Der Mann aus Herisau, der Fondue und Schokoladen-Kuchen mag, erhält vor fünf Jahren bei den Junioren von Halifax Besuch von einem Schweizer TV-Team. Es gehe um eine angebliche Reportage über Schweizer im Ausland, heisst es. Dabei spielt Teamkollege Nikolaj Ehlers den Lockvogel, schleppt Meier an dessen Geburtstag in einen Coiffeursalon. Dort wird Timo von Mutter Claudia, die sich unter einer Haube versteckt, Vater Karl, der als Maler verkleidet ist, und Schwester Larissa überrascht.
Simon Moser (29, Bern)
Zum ersten Mal in die Zeitung schafft es Moser mit neun Jahren. Als Hornusser! Er und seine Brüder Christian (33) und Stephan (32) helfen damals jeweils bei Erstligist Schlosswil aus. Dazu spielt er Fussball und mit den Brüdern und Nachbarsbuben Eishockey. Weil er der Jüngste ist, stellen sie Simon oft ins Tor. Die Hockey-Ausrüstungen kauft die Familie an der Börse. Im Turnen gibt es oft Zoff mit dem Lehrer. Mutter Sonja: «Wurde ein Spiel nicht nach den Regeln ausgetragen, wurde Simon sauer. In den Zeugnissen wurde immer wieder das Wort ‹Fairplay› erwähnt.» Der Emmentaler spielt gerne Darts und trinkt einen Liter Milch am Tag.
Damien Riat (21, Servette )
Keiner zieht schon so früh ins Ausland wie der Genfer. Mit 15 wechselt er zusammen mit Kumpel Makai Holdener nach Kanada, um zwei Jahre in der College-Liga für die Notre Dame Argos zu spielen. Danach spielt er ein Jahr in Schweden bei Malmö, ehe er nach Genf zurückkehrt. Und nun wechselt der Stürmer, dessen Bruder Arnaud (19) diese Saison bei Servette in der NL zu zwei Einsätzen kam, zu Biel. Das Ziel für den Washington-Draft ist die NHL.
Noah Rod (21, San Jose Barracuda )
Als Dreieinhalbjähriger steht er erstmals auf den Schlittschuhen. Sein Vater Jean-Luc (53) des Neuenburger Zweitrundendrafts der San Jose Sharks spielte von 1986 bis 1990 in der NLA für Fribourg. Sein Temperament dürfte der heissblütige Stürmer, der sich im Alter von 12 Jahren beide Knie operieren lassen musste, seiner spanischen Mutter verdanken.
Reto Schäppi (27, ZSC Lions)
Der 1,96-m-Mann wuchs in der Nähe der Eisbahn Wallisellen ZH auf. Und in den Sportferien in Davos schaute er sich als Junge jeweils die Trainings des HCD an. Sein Vorbild war stets Reto von Arx. Schäppi ist ein guter Dialekt- und Stimmen-Imitator. Ins Training der ZSC Lions in Oerlikon kommt er ab und zu mit einem schlichten Rennvelo. Er machte die Matura am Zürcher Sport- und Kunst-Gymnasium Rämibühl in Zürich und studiert Betriebswissenschaft.
Tristan Scherwey (27, Bern)
Mit 15 trennen sich seine Eltern. Scherwey sagt: «Diese Erfahrung hat mir geholfen, selbständig zu werden.» Mit der Schule steht er auf Kriegsfuss. «Die Hausaufgaben erledigte ich selten. Ich warf Gegenstände durchs Klassenzimmer, spickte bei Prüfungen und malte dem Lehrer die Hosen an.» Scherwey muss jeden Montag um sieben Uhr früh bei SCB-Boss Marc Lüthi antraben, schliesst die Handelsschule später mit der Note 4,8 ab. Der Stürmer steht auf Gölä, ist ein Ordnungsfanatiker und hat sich die dümmste Verletzung beim Velofahren zugezogen, als er seinen Bruder nerven wollte, im Zickzack fuhr, im Maisfeld landete und sich das Schlüsselbein brach.
Joël Vermin (26, Lausanne)
Seine Mutter Marta, Mitarbeiterin eines Reisebüros, verlässt mit 20 Jahren das kommunistische Ungarn, verdient mit einer Stelle als Schwesternhilfe in einem Altersheim in Bern ihr erstes Geld. Sie heiratet einen Holländer, den Physiotherapeuten Hans. Die Beiden sprechen Hochdeutsch. Erst durch Joël wird Schweizerdeutsch zur Sprache am Familientisch. Vermins Vater zieht es in die Berge. Es fährt gerne Ski, versucht dem kleinen Joël den Sport schmackhaft zu machen. Dem gefällt das aber überhaupt nicht. Er sieht ein Inserat des SCB und meldet sich für ein Schnuppertraining an. Vermin steht auf schnelle Autos und hat die Maturaprüfung mit Schwerpunkt Spanisch erfolgreich abgeschlossen.