Nachwuchsspieler interviewt SCB-Star Rüfenacht
«Ich wollte vor allem nicht Goalie sein»

Kinder löchern unserer Sportstars. Eine Weihnachts-Serie von BLICK. Der Interviewer: Nachwuchsspieler Marcio. Der Interviewte: SCB-Stürmer Thomas Rüfenacht. Die Themen: Geld, Musik und Rituale.
Publiziert: 26.12.2017 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:02 Uhr
«Welches Ritual kann man dir nicht wegnehmen?»
1:24
Junior fragt SCB-Crack Rüfenacht:«Welches Ritual kann man dir nicht wegnehmen?»
Angelo Rocchinotti (Aufgezeichnet)

Frisch geduscht steht Marcio Keller im Bärengraben, dem Bereich zwischen den beiden Garderoben der PostFinance-Arena, und wartet auf SCB-Stürmer Thomas Rüfenacht. Der 14-Jährige spielt selbst Hockey, kommt gerade vom Mini-Training. «Ich bin etwas nervös», gibt der Teenager zu. Rüfenacht weilt noch beim Arzt, erscheint mit ein paar Minuten Verspätung. Der 32-Jährige begrüsst Marcio herzlich. «Hast du keinen Unterricht?», will der Profi wissen. «Doch», entgegnet ihm Marcio. «Aber ich gehe in die Sportschule. Morgens darf ich jeweils ins Training.» Rüfenacht setzt sich auf die Tribüne. Dann beginnt Marcio, seine Fragen zu stellen.

Marcio: Du warst eben beim Arzt. Bist du verletzt?
Thomas Rüfenacht: Wir Hockey-Spieler sind immer etwas angeschlagen. Es ist nichts Ernstes. (Rüfenacht fiel am Samstag in der 30. Minute aus, Verdacht auf Hirnerschütterung, Anm. der Red.)

Wolltest du eigentlich schon immer Stürmer werden?
Ich wollte vor allem nicht Goalie sein. Als Kind war ich mal Verteidiger, mal Stürmer. Beides machte mir Spass. Doch als Stürmer kann ich meine Aggressivität besser ausleben. Wie sieht es bei dir aus?

Ich bin Verteidiger.
Und wieso das?

Ach, das hat sich einfach so ergeben. Wie viele Liegestützen und Klimmzüge schaffst du?
Auf einmal?

Thomas Rüfenacht steht Marcio Keller Rede und Antwort.
Foto: Philippe Rossier

Ja.
Also was die Fitness betrifft: Da bin ich parat! Bei den Tests im Sommer habe ich gut abgeschnitten. Ich schaffte 29 Klimmzüge. Liegestützen mache ich selten. Vielleicht schaffe ich 80 oder 90. Aber das ist eine Schätzung. Sagen wir einmal, es sind mehr als 60. Wie viele schaffst du?

Etwa 60 sind es schon.
Dann sollten wir mal einen Wettkampf austragen. Aber erst im August. Im Moment schlägst du mich wohl. Während der Saison bin ich nicht mehr so oft im Kraftraum.

Wer hat denn beim SCB am meisten Kraft?
Tristan Scherwey ist sicher sehr kraftvoll. Ich stemme zwar auch hohe Gewichte. Doch rein von
der Power her würde ich «Trische» nennen.

Und wer ist der Schnellste?
Mmh … (überlegt). Von Torlinie zu Torlinie gemessen?

Ja.
Ich kann wohl schlecht mich nennen, oder? (lacht) Ich sage wieder «Trische». Wobei, wenn Mark Arcobello sauer ist, dann ist auch er sehr schnell. Wenn ihn beispielsweise einer foult, dreht er mächtig auf.

Wer ist der beste Spieler beim SCB?
Derjenige, der seine Leistung am konstantesten abrufen kann und uns in den letzten eineinhalb Jahren am meisten half, ist Leonardo Genoni. Er ist der stärkste Goalie der Liga.

Rüfenacht lobt Genoni (l.) über den Klee.
Foto: KEY

Wie viel verdienst du?
(lacht laut) Wir reden eigentlich nicht über Geld. Aber es ist sicher ein bisschen mehr als noch vor ein paar Jahren. Und sicher genug, um etwas auf die Seite legen zu können. Ich kann meinen Beruf jedoch nicht bis zur Pension ausüben. Was ich nach meiner Karriere machen soll, muss ich noch herausfinden. Mit Familie und zwei Kindern ist das Geld schnell ausgegeben.

Was hast du für ein Ritual?
Ich habe vor jedem Spiel meinen Ablauf. Ich wärme mich auf, mache Geschwindigkeitsübungen und dusche immer, ehe ich die Ausrüstung anziehe. Da will ich sauber sein.

Was für Musik hörst du vor Spielen?
Das liegt in Ramon Untersanders Händen. Er ist unser DJ. Treffen wir im Stadion ein, läuft meistens Country-Musik. Dann wechseln wir zu House, Heavy Metal und Hard Rock. «Unti» versucht, den Geschmack jedes Spielers zu treffen.

Seit wann spielst du Hockey?
Ich stand mit vier Jahren erstmals auf den Schlittschuhen, spielte während zwölf Monaten Hockey.
In den USA gab es das nicht, dass das Eis im Frühjahr abgetaut wurde. Ab und zu spielte ich auch Fussball oder Basketball.

«Mit Familie und zwei Kindern ist das Geld schnell ausgegeben», sagt Rüfenacht.
Foto: EQ Images

Wer brachte dich zum Hockey?
Das war mein Vater. Meine Brüder spielten schon Hockey. Wir sind in Wisconsin aufgewachsen. Man hätte auch Baseball oder American Football spielen können. Doch Baseball war mir zu langweilig. American Football spielte ich ab und zu in der Schule. Zudem schaue ich den Sport auch gerne. Aber dort geht es schon recht zur Sache. Hockey war einfach immer mein Traum.

Welchen Rat kannst du mir geben?
Glaube an dich! Schau dir meine Karriere an. Es gab viele Leute, die nicht an mich glaubten. Ich aber kannte meine Fähigkeiten, war jedoch in deinem Alter etwas faul. Deshalb setzte ich mich wohl erst spät durch. Wenn du Profi werden willst, muss Hockey dein Leben sein. Wenn du denkst, du würdest hart arbeiten, dann kannst du sicher sein, dass irgendwo einer ist, der mindestens so hart arbeitet. Also musst du noch mehr tun.

Besuchst du uns mal im Training?
Ich gehe jeden Mittwoch mit den Moskitos aufs Eis. Habt ihr dann auch Training?

Ja.
Dann komme ich mal zu euch. Du musst dann einfach was zeigen. Dann liefern wir uns ein Duell.

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