Der 19-jährige Verteidiger Janis Moser hat in seiner ersten vollen Saison beim EHC Biel einen erstaunlichen Aufstieg hinter sich. Aus dem Anwärter für temporäre Einsätze wird erst ein Stammspieler, dann folgt mit dem Aufgebot für die Weltmeisterschaft in der Slowakei quasi der Ritterschlag für den U20-Spieler.
Im finalen Ranking des NHL Central Scouting wird Moser vor dem Draft auf Position 101 geführt, das entspricht einem Platz in der 4. Runde des Auswahlverfahrens. Der Verteidiger hatte während des Frühlings Kontakte zu den NHL-Klubs Montreal, Buffalo oder Washington. Das Interesse war da – und trotzdem wurde Moser übergangen.
Einen der begehrten Plätze erhält nur Valentin Nussbaumer (18, Shawinigan, Ka), der in der 7. und letzten Runde auf Position 207 von Arizona ausgewählt wird. Die anderen von den Talentspähern aufgeführten Schweizer Kandidaten – Yannick Brüschweiler (ZSC), Nando Eggenberger (Oshawa, Ka), Axel Simic (ZSC) und Yves Stoffel (EVZ Academy/U20) – werden wie Moser nicht berücksichtigt.
Gehen fertige Spieler, gibt es keine Entschädigung
Der NHL-Traum ist damit aber nicht zwangsläufig geplatzt – in die beste Liga der Welt führt auch für ungedraftete Spieler ein Weg. Das zeigen die Beispiele von Raphael Diaz, Damien Brunner, Dean Kukan oder aktuell Gaetan Haas.
Das Problem für die Schweizer Klubs? Sie erhalten für ihre Spieler keine Entschädigung von der NHL. Die Schweiz hat mit der besten Liga der Welt keine entsprechende Vereinbarung. «Das macht die Schweiz einigermassen unattraktiv für die NHL, weil Transferverfahren sehr kompliziert sind», sagt ein auf Diskretion bedachter Schweizer Spielervermittler. «Im Vergleich zu Schweden oder Finnland sind in der Schweiz darum praktisch keine Talentspäher stationiert, die permanent ein Auge auf die Liga haben. Die Scouts kommen gezielt, um bestimmte Spieler zu beobachten.»
Verhindern die Klubs ein Abkommen?
Ein Transferabkommen mit der NHL würde den Klubs – je nach Alter und Vertragssituation des Spielers – zwischen 200000 und 300000 Dollar einbringen. Aktuell gehen sie leer aus, wenn ausgebildete Topspieler nach Übersee ausbüchsen. «Vielleicht wollen die Klubs eine solche Vereinbarung gar nicht, weil dann tendenziell mehr Spieler nach Übersee gehen würden», sagt der Agent nachdenklich. «Für mich ist das eine Fehleinschätzung. Ein Abkommen würde die Transfers wohl erleichtern, aber auch etwas Geld und mehr Aufmerksamkeit für die Schweizer Liga bringen.»
Eine Rechnung, die zumindest langfristig aufgehen würde. Die National League würde als Talentbestand für die beste Liga der Welt berechenbarer und somit attraktiver. Die Konsequenz? Mehr Draftpicks für die National League und eine dadurch wachsende Popularität. Die National League würde auch für den Nachwuchs wieder zum möglichen Sprungbrett für die NHL.