In der Biografie von Roman Josi spielen fünf Frauen eine Hauptrolle: Gattin Ellie, Tochter Ivy Lennyn, Mama Doris und die beiden Grossmütter Gemma Gobet und Lydia Josi. Letztere ist 93 und hat in ihrem langen Leben schon fast alles erlebt.
Am Montag wird sie aber in den Genuss einer besonderen Premiere kommen – anlässlich des Testspiels SC Bern gegen Nashville wird die Bernerin ihren berühmten Enkel erstmals hautnah im Dress der Predators bewundern können.
«Ich hätte Roman liebend gerne einmal in den USA besucht. Aber weil ich an Diabetes leide und beim Gehen auf die Unterstützung eines Rollators angewiesen bin, ist eine derart lange Flugreise für mich zu kompliziert. Zum Glück kommt er jetzt mit Nashville nach Bern. Ich freue mich riesig, für mich wird mit diesem Spiel ein grosser Wunsch in Erfüllung gehen.»
Zwei Logen für die Familie
Damit sich seine «Omama» und die anderen Familienmitglieder in der Postfinance-Arena besonders wohlfühlen, hat Josi für dieses besondere Spiel gleich zwei Logen gemietet. «Roman ist eben schon ein bäumiger Giel», schwärmt Josis zweites Grosi Gemma (82).
Durch ihren «bäumigen» Grosssohn haben die betagten Damen auch den Umgang mit den modernsten Kommunikationsmitteln gelehrt. «Ich bin mit Roman regelmässig per Facetime in Kontakt», verrät Gemma. Und Lydia schwört auf ein iPad. «Wenn Roman in der Nacht einen Match hat, schaue ich mir am Morgen darauf die Aufzeichnung des Spiels an. Und wenn ich das iPad einschalte, erhalte ich meistens neue Fotos, die mir Roman von seinen beiden Kindern übermittelt.»
«Ich habe viele Tränen vergossen»
Wenn die rüstige Seniorin Bilder ihrer Urgrossenkel sieht, werden bei ihr auch Erinnerungen an Romans Kindheit wach: «Er war ein sehr lieber Bub mit einem ausgeprägten Bewegungsdrang. Zuerst hat er Fussball gespielt. Roman hat aber wie sein älterer Bruder Yannick schnell die grosse Leidenschaft fürs Eishockey entdeckt. Bei seinem ersten Mätschli war er noch so klein, dass zwischen seinem Trikot und den Stulpen höchstens ein Zwischenraum von zehn Zentimetern war.»
Unvergesslich ist fürs Grosi auch der Tag im Sommer 2010, an dem ihr Roman sein Nordamerika-Abenteuer gestartet hat: «Ich habe damals ganz viele Tränen vergossen. Ich hatte Angst, dass er in den USA grosse Probleme bekommt.»
Den ersten Lohn kassierte Multimillionär Niederreiter von der Oma
Diese Bedenken haben sich bekanntlich nicht bewahrheitet. Vor zwei Jahren wurde Josi als Captain der Predators zum besten Verteidiger in der NHL gewählt. Und auf die kommende Saison freut sich der mittlerweile 32-Jährige ganz besonders, weil mit Nino Niederreiter einer seiner besten Freunde von Carolina nach Nashville transferiert wurde.
Auch der Churer will beim prestigeträchtigen Test in Bern vor allem seine Omas Maria und Anna begeistern: «Beide haben mich schon lange nicht mehr live auf dem Eis gesehen, beide waren noch nie in den USA. Deshalb macht es mich sehr glücklich, dass beide in Bern auf der Tribüne sitzen werden.»
Bei Anna, die von ihren Nachkommen liebevoll «Annali» genannt wird, hat der mittlerweile 30-jährige Multimillionär einst sein erstes Geld verdient. «Wenn ich ihr am Kiosk ihr bevorzugtes Heftli und die ‹Bild›-Zeitung geholt habe, hat mich Annali jeweils mit einem Einfränkler entlöhnt. In besonders guter Erinnerung habe ich aber auch die genialen Kochkünste meiner Omas. Ich denke da vor allem an ihre Speckbohnen, die Bratensauce und die Omeletten.»
Schnelle Integration in Nashville
Richtig zu Hause fühlt sich Niederreiter auch in Nashville, obwohl er erst seit knapp drei Wochen in der Hauptstadt der Countrymusik residiert. «Ich habe nur fünf Gehminuten von der Bridgestone Arena eine schöne Wohnung bezogen. Und die Integration in mein neues Team ist mir auch deshalb leicht gefallen, weil hier neben Roman Josi mit Ryan Johansen und Mikael Granlund zwei weitere alte Kumpels von mir tätig sind.»
Mit dem Finnen Granlund spielte Niederreiter von 2012 bis 2019 in Minnesota, mit dem Kanadier Johansen bildete Nino 2009 bei Portland in der Western-Hockey League ein starkes Sturm-Duo. Dass die beiden auch 13 Jahre später immer noch prächtig harmonieren, hat am Montag Nashvilles Test gegen die Florida Panthers gezeigt, bei dem Niederreiter den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer von Johansen mustergültig vorbereitete. Und in der Nacht auf Freitag schoss Nino beim 2:0-Testsieg gegen Tampa das 1:0 – auf Pass von Johansen. Es spricht also einiges dafür, dass die Schweizer Spieler-Omas in Bern einen wunderbaren Montagabend erleben.