Zehn Jahre lang machte der Eishockey-Final einen grossen Bogen um Lugano, gewannen die Tessiner nicht einmal mehr eine Playoff-Serie. Doch ab heute ist die Resega endlich wieder im Scheinwerferlicht. Die beiden Heimspiele heute und am Donnerstag sind längst ausverkauft. 7800 Fans werden für einen Hexenkessel sorgen. Zum 13. Mal steht Lugano im Final. Und dabei wurde so manch verrückte Geschichte geschrieben.
So zeigen die Videoaufnahmen des ersten Playoff-Finals 1986, als sich Lugano den Titel in Davos sichert, wie ein Linesman bei Jörg Eberles Treffer zum 7:5 ins leere Tor hüpft und mit den Armen hochzuckt, als wolle er die Geburt des «Grande Lugano» zusammen mit den 3000 mitgereisten Fans feiern. Er fühle sich «wie im siebten Himmel», sagte Verteidiger Sandro Bertaggia damals.
Bis 1991 fehlen die Bianconeri, diesseits des Gotthards wenig liebevoll «Millionarios» genannt, in keinem Final. Bezwingen kann sie dabei nur … der SCB, mit Renato Tosio im Tor und Bill Gilligan an der Bande, der 1989 und 1991 die Oberhand behält. Die drei Finalduelle in Serie zwischen Lugano und Bern werden zu Klassikern.
Die Rivalität ist dermassen gross, dass Luganos schwedischer Magier John Slettvoll 1990 im siegreichen Final gegen den SCB auf Starstürmer Thomas Vrabec verzichtet, weil dieser für die kommende Saison schon bei den Bernern unterschrieben hat.
In der Resega sorgen die heissblütigen Tifosi, die an den Netzen direkt neben dem Eis hangen – ein Plexiglas ist damals noch nicht montiert –, für eine unbeschreibliche Stimmung.
2006: Stars bitten zum Tanz
Feiern können die Lugano-Fans erst 1999 wieder, als ihr Team den Final gegen Erzrivale Ambri, dessen Anhänger heute Abend wohl dem SCB die Daumen drücken, mit 4:1 gewinnt.
Zwei Jahre später wird die Resega zur Hölle, als die ZSC Lions zum zweiten Mal in Folge Luganos Titeltraum platzen lassen. Nachdem Morgan Samuelsson in der Verlängerung getroffen hat, stürmen Hooligans das Eis. Es fliegen Stühle und Tische. Als die Zürcher mit dem Pokal in die Garderobe flüchten, wird ihnen gar ein Hammer nachgeworfen. Es ist eine der schwärzesten Stunden des Schweizer Hockeys.
Lugano steht wieder auf, holt sich 2003 unter Larry Huras, der zwei Jahre davor noch mit den Zürchern gefeiert hat, den Titel.
Ein Jahr darauf kommt es zum vierten Final-Duell gegen den SCB. Es ist hochklassig, wird aber unverständlicherweise nur im Best-of-5-Format ausgetragen. In der Finalissima trifft Marc Weber in der Verlängerung für den SCB – wieder in der Resega.
2006 scheint dann aber bei den Bianconeri wieder die Sonne am Himmel. Nach dem Fast-Out im Viertelfinal gegen Ambri und dem Trainerwechsel von Huras zu Harry Kreis und Ivano Zanatta tanzt Lugano mit Stars wie Petteri Nummelin, Ville Peltonen und Glen Metropolit zum Titel.
Jetzt, zehn Jahre danach und 30 Jahre nach dem ersten Titel, wollen sie in der Resega wieder feiern – mit den Schweden Linus Klasen und Fredrik Pettersson oder Damien Brunner in der Hauptrolle. Das Südtessin ist im Finalfieber.