Nach der Auswanderung mit seiner Familie ins kanadische Golden (British Columbia) im Herbst 2020 brauchte Ralph Stalder nach 16 Profi-Saisons zunächst Abstand vom Hockey. Doch drei Jahre später sagt der Ex-Verteidiger (Fribourg, Lausanne): «Es hat mich wieder gepackt. Lange wollte ich nichts von Hockey wissen. Aber es ist meine Passion geblieben. Jetzt weiss ich wieder, warum ich so gerne gespielt habe.»
Der Grund dafür? In seiner neuen Heimat wurde der 37-Jährige in die lokale Hockey-Community eingebunden. Zunächst durch seine älteren Söhne Samuel (9) und Louis (7), die im Nachwuchs der Golden Rockets spielen. Als Samuels U11-Team einen Trainer brauchte, sprang sein Vater ein. Denn dass er ein Ex-Spieler ist und Ahnung von Hockey hat, blieb in Golden nicht lange verborgen.
Und nun die aktuellste Meldung: Die Golden Rockets haben Stalder für ihre Top-Mannschaft als Assistenz-Trainer verpflichtet. Das Coaching-Team wurde neu zusammengestellt, nachdem der vorherige Headcoach entlassen worden war. Die Mannschaft spielt in der KIJHL, der Kootenay International Junior A Hockey League, eine Stufe unter der bekannten kanadischen Junioren-Liga WHL. «Es ist etwa vergleichbar mit den Elite-A-Junioren in der Schweiz», so Stalder. Die Spieler sind zwischen 17 und 20 Jahre alt.
Weil der Baselbieter vom Klub bereits Anfang Saison um Trainingstipps gebeten worden war, begann er, die von Hockey Canada vorgeschriebenen Coaching-Kurse online zu absolvieren. Die meisten Module hat er bereits geschafft. Es waren nicht die ersten Ausbildungen für ihn. In der Schweiz waren vor 20 Jahren J+S-Kurse Bestandteil seiner Sportlerlehre.
Täglich in der Eishalle
«Ich dachte eigentlich, dass ich hier weniger Zeit in der Eishalle verbringe», sagt Stalder mit einem Lachen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Er ist täglich dort. Denn mittlerweile schnürt auch der dritte Sohn William (4) schon die Schlittschuhe. «Wenn ich mich mit seinen älteren Brüdern auf den Weg machen wollte, packte er seine Sachen, stand vor der Tür und wollte auch mit.»
Zudem spielt der dreifache Swiss-League-Meister (Lausanne, Basel) einmal pro Woche selbst wieder. Zum Spass in einer «Bier-Liga», wie er sie nennt. Offiziell heisst sie «Golden Adult Hockey League». «Da treffen sich von Ärzten bis Handwerkern einfach alle, denn hier spielt jeder Hockey. Das reicht für vier Teams, wir spielen Plausch-Mätschli gegeneinander.»
Bevor sein Hockey-Engagement so intensiv wurde, hat sich Stalder mit seiner Frau Gaëlle (33) abgesprochen. Denn mittlerweile ist die Familie zu sechst, vor fünf Monaten kam der kleine Anthony zur Welt. Nebst dem Betrieb der Calling Horse Lodge arbeitet Stalder als Bauleiter. Doch in diesem, seinem Hauptjob, sei es im Winter – also während der Hockey-Hauptsaison – etwas ruhiger. Zudem endet die Meisterschaft des Top-Teams schon am 17. Februar, und der Playoff-Zug ist längst abgefahren.
Kürzlich konnte Stalder sogar zu Hause seine Schlittschuhe anziehen. Zum Jahreswechsel waren die Temperaturen in Golden ungewöhnlich tief. «Kälter als minus 20 bis minus 25 Grad wird es hier sonst kaum. Doch da waren es minus 35 Grad.» Die ganze Einfahrt zur Calling Horse Lodge war gefroren und eine perfekte Eisbahn. Das gab dem Auswanderer die Chance, nicht nur täglich in der Eishalle, sondern auch auf der Ranch einige Runden zu drehen.