BLICK: Hans Zach, wie geht es Ihnen? Brodelt es immer noch?
Hans Zach: Der Begriff Alpenvulkan stammt von einem Reporter der Bild-Zeitung. Ich komme ja aus Bad Tölz in Bayern, eine Granitregion, da gibt es eigentlich keine Vulkane. Aber gut, der Begriff passt irgendwie schon.
Wie gestaltet sich ihr Alltag als Pensionär im malerischen Oberbayern?
Der Tag hat manchmal zu wenige Stunden, deshalb muss ich früh raus, so um sechs bin ich in der Regel bereit. Erstmal gibt es frische Brezn, dann geht’s runter zum Fischweiher oder zum Waldgrundstück. Ich wohne sehr schön, müssen Sie wissen, zwischen der Isar und einem Bach. Dann fahre ich sehr gerne Rad, Velo, wie ihr Schweizer sagt. In Zürich war ich auch oft mit dem Rad unterwegs, da habe ich jeweils Ausflüge zum Gutsbetrieb von Präsident Walter Frey gemacht und dort die Frau Bachmann besucht, bis zum Gestüt Albführen (bei Dettighofen kurz nach der Grenze, die Red.) und zurück waren das wohl gut 90 Kilometer. Die gesamte Isar habe ich auch schon abgeradelt. Fischen ist auch etwas, was mir zusagt. Die Saison fürs Fliegenfischen beginnt allerdings erst im Mai.
Haben Sie noch Kontakte in die Schweiz?
Ja, doch, auf verschiedenen Ebenen. In Kloten hatte ich sehr nette Nachbarn und der Sport sorgt auch dafür, dass man sich immer wieder mal hört. Auch durchs Radfahren habe ich viele Bekanntschaften geschlossen, da hat man mir jeweils vorgeschwärmt vom Pédaleur de Charme (Hugo Koblet, die Red.) oder vom Adler von Adliswil (Ferdy Kübler).
Wie wurden Sie von den Eishockeyanern aufgenommen? Sie galten ja als knurrig.
Ich habe rasch gemerkt: Die wollen immer wissen, warum sie etwas tun sollen. Einer hat mir gesagt, er habe ein bisschen Fieber, er könne nicht spielen. Da habe ich gesagt: steh unter die Dusche, dann gehts wieder. Es gab zu dieser Zeit schon Unterschiede bei der Mentalität. Ich habe immer gesagt: hätten wir in Deutschland ein Hallenstadion, wäre das immer ausverkauft, uns hätte keiner zu motivieren brauchen. Die Schweizer waren ja schon damals gut ausgebildete Athleten, aber ich dachte auch: Die haben immer ein bisserl die Hosen voll. Oder es wurde gejammert: unsere «Uusländer» sind nicht so gut. Die deutsche Mentalität hat – zumindest in dieser Zeit – etwas besser zum Eishockey gepasst. Heute wollen die Spieler überall wissen, weshalb sie etwas tun sollen, selbst bei uns in Deutschland.
Sie haben bei den ZSC Lions keine ganze Saison geschafft.
Wenn ich gehen muss, dann immer erhobenen Hauptes. Dann hat meine Art hier nicht gepasst.
Wie sehen Sie die Unterschiede heute, aus der Distanz?
Ich hatte immer Hochachtung vor dem Schweizer Eishockey. Hätten wir damals in Deutschland auch etwas mehr für Nachwuchstrainer ausgegeben, wären wir heute im Eishockey vielleicht auch da, wo die Schweizer oder die Finnen sind. Bei uns hiess es jeweils: Nachwuchstrainer? Das kann auch ein Taxifahrer. So geht es natürlich nicht.
Waren Sie ein harter Hund?
In der Aussenwahrnehmung wohl schon, aber ich habe auch etwas mit meinem Ruf kokettiert. Für die Spieler war ich vielmehr konsequent als hart. Ich habe nie einen Strafenkatalog geführt, Vertrauen fördert mehr Kraft als alles andere. Aber wenn eine Zusage nicht stimmt, ist es aus. Disziplin ist wichtig, wenn der Bus um neun Uhr fährt, dann fährt der um neun Uhr, egal wer da ist.
Wie nehmen Sie die Entwicklung im Eishockey war?
Da wird zu viel von Daten gesprochen, von Statistik habe ich nie viel gehalten, mit Ausnahme der Plus-/Minus-Werte vielleicht. Heute heisst es, man müsse die Formationen so ausspielen, dass man eine bestimmte Formation des Gegners neutralisieren kann. Warum? Damit zeigt man Schwäche und passt sich dem Gegner an. Für mich war immer wichtig, mit vier Linien durchzuspielen, den Takt vorzugeben.
Haben das alle verstanden?
Irgendwann schon. Gerd Truntschka oder Didi Hegen (zwei ehemalige Stars im Deutschen Eishockey, die Red.) hätten lieber mit zwei Sturmlinien rotiert. Mit der Düsseldorfer EG haben wir mal 5:0 gegen Rosenheim geführt, dann holten die auf 5:4 auf, die Gegentore haben sich die Stars eingefangen. Am Schluss habe ich die Jungen aufs Eis gestellt, was Gerd Truntschka überhaupt nicht verstehen konnte. Aber die Jungen haben dann das 6:4 für uns gemacht, da hat er es verstanden.
Wie feiern Sie den 70. Geburtstag?
Mit Familie und Freunden in einem schönen Gasthaus, etwas höher gelegen. Letztens waren wir mit Freunden zum Fischen auf Curaçao, wunderbar. Aber ich habe mir gesagt: ich freue mich auf eine schöne Brotzeit. Mein Grossvater hat mir mal gesagt: lieber bayerisch sterben als kaiserlich verderben.
Sie halten nichts von Luxus?
Kommt darauf an, was Sie damit meinen. Ich habe zum Beispiel kein Internet, mein Telefon brauche ich ausschliesslich zum Telefonieren. Es ist ein Luxus, wenn man sich heutzutage sowas leisten kann, sagen Bekannte. Aber wenn was ist, erledigt das meine Frau Slada, die hat schon eine Emailadresse.
Auf ein Schlusswort?
In zehn Jahren werde ich 80, dann können Sie mich wieder anrufen.
Geboren am 30. März 1949 in Bad Tölz (Oberbayern). Verheiratet mit Slada, zwei Kinder. Karriere als Spieler: mehr als 600 Bundesliga-Spiele für Bad Tölz, Riessersee, Preussen Berlin, Landshut und Rosenheim (Meister 1982), 80 Länderspiele. Abschluss als Diplom-Eishockeytrainer an der Sporthochschule in Köln (Jahrgangsbester 1988). Stationen als Trainer: EC Ratingen (Oberliga), Bayreuth (2. Bundesliga), Düsseldorfer EG (Bundesliga, Meister 1991, 1992, 1993), Kassel Huskies, ZSC Lions (Juni 1997 bis Januar 1998), Kölner Haie, Hannover Scorpions (Meister 2010). Von 1998 bis 2004 Bundestrainer. Seit 2014 im Ruhestand. Buchautor: «Ich, der Alpenvulkan».
Geboren am 30. März 1949 in Bad Tölz (Oberbayern). Verheiratet mit Slada, zwei Kinder. Karriere als Spieler: mehr als 600 Bundesliga-Spiele für Bad Tölz, Riessersee, Preussen Berlin, Landshut und Rosenheim (Meister 1982), 80 Länderspiele. Abschluss als Diplom-Eishockeytrainer an der Sporthochschule in Köln (Jahrgangsbester 1988). Stationen als Trainer: EC Ratingen (Oberliga), Bayreuth (2. Bundesliga), Düsseldorfer EG (Bundesliga, Meister 1991, 1992, 1993), Kassel Huskies, ZSC Lions (Juni 1997 bis Januar 1998), Kölner Haie, Hannover Scorpions (Meister 2010). Von 1998 bis 2004 Bundestrainer. Seit 2014 im Ruhestand. Buchautor: «Ich, der Alpenvulkan».