Hockey-Bosse schlagen Kohle-Alarm
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Berner Corona-Massnahmen:So reagieren Biel-Villard und SCB-Lüthi

«Frontalangriff»
SCB und YB attackieren Berner Kantonsregierung

Nach dem Entscheid des Kantons Bern, Grossveranstaltungen zu verbieten, reagieren der SC Bern und YB mit einem «Offenen Brief» an die Kantonsregierung. Auch bei Biel und den Tigers ist man verärgert.
Publiziert: 19.10.2020 um 15:44 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2020 um 16:21 Uhr
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Zusammen mit YB hat der SC Bern am Montagnachmittag einen «offenen Brief» veröffentlicht.
Foto: freshfocus
Angelo Rocchinotti

«Bestürzt, verärgert und enttäuscht»: Am Montagnachmittag hat der SCB zusammen mit YB einen offenen Brief veröffentlicht. Gerichtet ist er an die Berner Kantonsregierung.

Sie würden hinter jeglichen Massnahmen stehen, die zur Eindämmung der Pandemie beitragen. Vom Entscheid werden sie vom Kanton kalt erwischt. Die ausbleibenden Infektionen im Zusammenhang mit einem Sportevent lassen sie an diesem Schritt zweifeln.

«Für den Sport ist Euer Entscheid ein Frontalangriff. Für die Menschen, die sich für Sport interessieren und in die Stadien kommen möchten, ist dies ein verordneter Entzug, den sie nicht verstehen und nachvollziehen können», schreiben die Vereine im Brief. Das Wohlbefinden der Bevölkerung hänge, neben der Gesundheit, auch vom Gesellschaftlichen Leben ab. Dies würde der Kanton nicht in seine Überlegungen einfliessen lassen.

Der SCB hat 10 500 Saisonkarten abgesetzt. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage erhalten die Sponsoren nun ein Vorzugsrecht und können sich zuerst für die Spiele registrieren. CEO Marc Lüthi auf der SCB-Homepage: «Sollte es sein wie an den letzten beiden Heimspielen, werden etwa 300 Tickets übrigbleiben. Diese werden wir verlosen: Nach dieser Rechnung würden 150 Ausgeloste je 2 Tickets für das Spiel erhalten.»

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Nachricht aus dem Nichts

Rückblick: Am Sonntagnachmittag trifft die Nachricht die Klubs aus heiterem Himmel. Unmittelbar nach der Medienkonferenz des Bundesrats am Sonntag widerrief der Kanton Bern die Bewilligung für Grossveranstaltungen. Bis auf weiteres sind in den Fussball- und Eishockeystadien im Kanton wieder nur 1000 Zuschauer zugelassen. Trotz funktionierenden Schutzkonzepten.

«Hässig ist nur der Vorname», tobte SCB-CEO Marc Lüthi. Von «reinster Panikmache» und einer «Überforderung der Behörden» sprach Biels Geschäftsführer Daniel Villard. Und Tigers-Präsident Peter Jakob ärgerte sich insbesondere über den Berner Alleingang.

Quasi über Nacht mussten die Klubs Lösungen finden. Denn schon am Dienstag kommt es in der Bieler Tissot Arena zum Derby gegen den SC Bern. 3742 Saisonkarten haben die Seeländer verkauft. Doch welche 1000 Fans dürfen denn nun ins Stadion? «Uns bleibt nichts anderes übrig, als ein Auswahlverfahren zu starten», sagt Villard. «Innerhalb von zwei Tagen alles aufzugleisen, ist eine riesige Challenge.»

Spielverschiebung war eine Option

Die Biel-Verantwortlichen dachten einen Moment lang an eine Spielverschiebung, um so eine längere Vorlaufzeit zu bekommen, verwarfen den Gedanken aber wieder. «Wir werden das schaffen, wie wir auch alles andere in dieser Krise bewältigen konnten. Aber es ist unglaublich mühsam», so Villard weiter.

Am Nachmittag veröffentlicht der EHC Biel dann eine Medienmitteilung. Da ist unter anderem von einer «grossen Enttäuschung» und einem «nicht nachvollziehbaren und unbegründeten» Entscheid die Rede. Zum Spiel vom Dienstag gegen den SCB schreibt Biel: «Die Zuschauerzahl ist auf 1000 Personen limitiert. Sämtliche Abonnenten werden heute bezüglich des Anmeldeprozesses persönlich per E-Mail kontaktiert. Die Abokarten sind ab sofort ungültig, jeder für das Spiel zugelassene Abonnent erhält bis morgen Vormittag per Mail ein neues print@home-Ticket zugestellt.»

«De Schnäller isch de Gschwinder»

Auch die SCL Tigers, die am Dienstag auf die Lakers treffen, mussten schnell eine Lösung finden. Da mehr Saisonkarten (3700) verkauft wurden, als Plätze (2850) vorhanden sind, wurden die Spiele vor dem Saisonstart in drei Gruppen eingeteilt. Der Fan konnte schliesslich wählen, muss sich aber jeweils vor dem Erscheinen online registrieren.

«Diese Registration werden wir nun zu einem festgelegten Zeitpunkt für die fürs Spiel berechtigten zwei Gruppen freischalten, bis das Kontingent ausgeschöpft ist», sagt CEO Peter Müller. In Langnau gilt also vorerst: «De Schnäller isch de Gschwinder».

«Das ist ein Nachteil für all jene, die technisch nicht so bewandert sind. Doch eine andere Lösung sahen wir so kurzfristig keine», so Müller weiter. Ihn ärgert, dass nach dem Entscheid am Sonntag bei den kantonalen Behörden niemand zu erreichen war. «Die behördlichen Stellen waren nicht bereit, um schnell und kompetent Auskunft zu geben.»

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