Die Füsse in Schlittschuhen auf dem Eis in der kühlen Eishalle in Arosa statt baumelnd irgendwo auf einem Liegestuhl. Dafür haben sich zwei Dutzend Hockeyprofis entschieden. Sie wenden freiwillig eine Ferienwoche auf für ein Pro-Camp der Ochsner Hockey Academy, bezahlen für spezifische und individualisierte Trainings, feilen nach der teils langen Eis-Abstinenz an ihren Fähigkeiten, wollen sich rechtzeitig in Form bringen.
Suri: «Man muss gewisse Opfer bringen»
«Die letzte Saison hat so abrupt geendet und wir waren so lange nicht mehr auf dem Eis, darum ist es super, dass wir uns hier wieder daran gewöhnen können», sagt ZSC-Stürmer Denis Hollenstein (30). Dem Saisonabbruch aufgrund der Corona-Pandemie sowie dem anschliessenden Lockdown ist es geschuldet, dass die Spieler des HC Lugano seit über vier Monaten (!) nicht mehr auf dem Eis waren. Darum hat sich auch ein Stürmer-Trio der Bianconeri fürs Camp eingeschrieben: Reto Suri (31), Dario Bürgler (32) und Dominic Lammer (27).
«Dieses Camp ermöglicht uns, etwas früher aufs Eis zu gehen. Wir können hier im eigenen Tempo beginnen», erklärt Suri, «sowie individuell auf technischer Ebene an Dingen arbeiten, die im Winter zu kurz kommen. Das gibt einem Spieler das nötige Selbstvertrauen, um mit einem guten Gefühl in die Vorbereitung zu starten mit der Mannschaft.»
Man tue alles, um sich zu verbessern und den nächsten Schritt zu machen. Und gibt dafür eine Woche Ferien her? «Klar, man muss auch gewisse Opfer bringen», so Suri, «wir wollen hier maximal profitieren. Im Tessin haben wir kein Eis zur Verfügung. Hier können wir zehnmal aufs Eis, bevor es bei uns mit der Mannschaft aufs Eis geht.»
Doch nicht nur auf, sondern auch neben dem Eis wird den Spielern ein professionelles und abwechslungsreiches Programm geboten, so lernen sie ihren Körper im Pilates bei Personalcoach Gina Mathis neu kennen, können in Meetings bei Ex-Spieler Franco Collenberg (34) über Ernährung oder mentale Stärke dazulernen.
Phoebe Staenz – die Frau unter den Männern
Auch die Youngsters Janis Jérôme Moser (20, Biel) oder ZSC-Verteidiger Tim Berni (20), der im Frühling einen Entry-Level-Vertrag bei den Columbus Blue Jackets unterschrieben hat, peilen in Arosa nächste Fortschritte an. Und mitten unter den National-League- und Swiss-League-Spielern tummelt sich – eine Frau! Nati-Stürmerin Phoebe Staenz will sich mit den Männern weiterentwickeln.
«Nach dem Lockdown will ich auf dem Eis aufholen, was ich in den letzten Monaten verpasst habe», sagt die 26-Jährige, die die letzte Saison in Schweden bei Lulea beendet hatte. Dass sie sich in Arosa mit Männern messen kann, bringt ihr nur Vorteile: «Es ist natürlich eine Herausforderung, alle sind grösser und kräftiger. Aber ich sehe trotzdem, woran ich noch arbeiten kann.» Heiss auf Eis, das sind alle in ihren Sommerferien.