Österreichs Hockey-Familie steht unter Schock. Und die Trauer um Goalie Florian J. (†24), eines der fünf Todesopfer des Eifersuchts-Massakers im beschaulichen Tiroler Ferienort, erfasst auch die Schweiz.
Christian Weber (55), Trainer des EHC Lustenau in der zweithöchsten Liga Österreichs, ist erschüttert. Er kennt das Opfer persönlich. Der Torhüter hält sich letzte Saison, als er ohne Klub ist, für zwei Wochen in Lustenau bei Weber im Training fit. «Florian war ein ganz ruhiger, zurückhaltender, junger, netter Mensch», erinnert sich der Zürcher, «er hat alles dafür gemacht, um irgendwo spielen zu können.»
Kurz zuvor noch «Man of the Match»
Gefunden hat Florian J. seinen neuen Verein diese Saison in Kitzbühel. Besonders tragisch: Nur wenige Stunden vor seinem Tod debütiert der Torhüter für den EC Die Adler Kitzbühel im Heimspiel. Trotz der 1:2-Niederlage gegen den HC Asiago wird er zum «Man of the Match» gewählt.
Danach nimmt das Drama seinen Lauf: Nach dem Spiel geht Florian mit der Mannschaft in den Kitzbüheler Club «The Londoner». Mit dabei ist auch seine neue Freundin Nadine H. (19†). Dort treffen sie auf deren Ex-Verlobten Andreas E. (25). Es kommt zum Streit, der aber noch einigermassen friedlich beigelegt werden kann.
Täter stellt sich der Polizei
Trotzdem, so wird in Österreichs Hockey-Familie erzählt, soll Nadine H. Angst vor ihrem Ex gehabt und ihren neuen Schatz Florian deshalb gebeten haben, über Nacht bei ihr zu bleiben. Ihr und sein Todesurteil. Denn nur wenige Stunden später taucht Andreas E. beim Elternhaus seiner Ex-Freundin auf. Ihr Vater öffnet ihm und gibt ihm zu verstehen, dass er verschwinden soll.
Doch er kehrt zurück – und löscht mit der Waffe seines Bruders die ganze Familie aus. Nach dem Vater, dem Bruder und der Mutter erschiesst der vor Eifersucht ausser sich geratene Kitzbüheler auch seine Ex und Hockey-Goalie Florian, die in der Einliegerwohnung des Hauses schlafen. Und stellt sich danach am frühen Sonntagmorgen der Polizei.
«Brutal und unvorstellbar»
Am Sonntag am späten Nachmittag hat Webers EHC Lustenau ein Heimspiel. Zehn Minuten vor dem Anpfiff sei durchgesickert, dass es sich bei einem der fünf Opfer um Florian J. handelt. «Nach dem Spiel hat sich diese traurige Nachricht bestätigt», so Weber, «wir waren alle schockiert. Es ist so brutal und unvorstellbar, dass man es kaum realisiert, dass es wirklich passiert ist».
Lustenaus Präsident Herbert Oberscheider und jener der Kitzbüheler Adler, Volker Zeh, kennen sich laut Weber gut, sein Klub habe sein Beileid bereits bekundet. Zeh schreibt auf der Vereinshomepage: «Aufgrund dieser unfassbar schrecklichen Tragödie, die einen sprachlos macht, steht die Zeit in der Kitzbüheler Eishockeyfamilie momentan still.»
«Alle sehr aufgewühlt»
Nebst Weber trauert auch ein weiterer Schweizer: Roger Bader (55) arbeitet seit fünf Jahren für den Österreichischen Hockeyverband ÖHV, seit drei Jahren als Headcoach. «Die Betroffenheit ist gross, wir sind alle sehr aufgewühlt», so Bader. Vor allem sein Goalie-Trainer Reinhard Divis (44) sei bestürzt, da er bei Linz drei Saisons mit Florian J. gearbeitet hat. Sowohl Bader als auch Weber sprechen der Familie und den Freunden der Opfer ihr Beileid aus.