Sie hat sich festgesetzt in seinem Kopf, ist nur schwer loszuwerden. Die Angst. In den fünf Jahren im russischen Ufa kommt Linus Omark plötzlich nicht mehr klar mit den vielen Flugreisen zu den Spielen. «Ich wollte mich mental wieder gut fühlen», erzählt der 34-Jährige in der TV-Sendung «Wikegard vs.» des Ex-Trainer Niklas Wikegard (58, ex Chur). Omark ist emotional und lässt tief blicken.
Die Angstzustände ziehen immer grössere Kreise. Verfolgen den Stürmer, der gerne mit seinen Pucktricks verzückt, bis aufs Eis. «Etwa bei zehn Spielen pro Saison stand ich da auf der blauen Linie und dachte, dass ich sterben werde. Ich konnte diesen Gedanken dann einfach nicht mehr verdrängen.» Weil er sich Sorgen einredete um seine Gesundheit, genauer um sein Herz.
Eriksens Schicksal macht Omark zu schaffen
Er will nur noch weg aus Russland, landet 2020 bei Servette und unterschreibt einen Zweijahres-Vertrag. Doch in diesem Sommer gehts plötzlich drunter und drüber. Es heisst, Omark wolle Genf den Rücken kehren und sofort in seine Heimat zurück. Aus persönlichen Gründen.
Oder eben, weil ihn die Angst zerfrisst nach einem Drama, das die ganze Welt mitbekommen hat am 12. Juni: Da bricht Dänemarks Starfussballer Christian Eriksen (29) bei der EM in Kopenhagen auf dem Platz zusammen und muss wiederbelebt werden. Das geht Omark durch Mark und Bein. «Das war mental brutal hart.»
Nur drei Wochen später verkündet der Schwede in den sozialen Medien, dass er diese Saison bei seinem Stammklub Lulea bestreitet. Er setzt den Vertrag bei Servette aus, plant jedoch, 2022 zurückzukehren, um den Kontrakt zu erfüllen, bevor er wieder nach Lulea geht.
Unzählige Herz-Untersuchungen hinter sich
Doch zuerst will er mental gesunden. «Mit Psychologen habe ich über alles gesprochen», erzählt Omark am TV weiter, «doch es war schwer, diese Gedanken wegzukriegen. Ich weiss nicht, wieviele Male ich mein Herz schon habe untersuchen lassen. Mein Herz ist bestimmt das am meisten überprüfte der Welt.»
In seiner Heimat, in bekannter Umgebung, fällt es Omark leichter, nicht mehr immer nur das Schlimmste denken zu müssen. «Es ist schon viel besser geworden», sagt der einstige Nationalspieler zuversichtlich.