Jonas Hiller, im März erzählten Sie im BLICK von der Anfrage. Nun haben Sie für das Präsidentenamt der Spielervereinigung zugesagt. Weshalb?
Jonas Hiller (38): Eigentlich wollte ich 2020 keine Mandate übernehmen. Doch Gianni Ehrensperger (bisheriger Präsident; Anm. d. Red.) hat sich in Kloten verpflichtet. Wir haben lange diskutiert. Man muss nichts von Grund auf aufbauen. Ausserdem erhält man eine solche Chance nicht oft.
Gab es bisher viel zu tun?
Relativ viel, ja. Es gab Telefonkonferenzen mit Spielern und Liga-Direktor Denis Vaucher. Gianni hatte eine Zehn-Prozent-Anstellung. Das wird bei mir ähnlich sein. Langfristig dürfte es mehr zu tun geben. Dann stellt sich die Frage, ob ich die Arbeiten übernehmen werde oder ob auch jemand aus dem Vorstand ein bezahltes Pensum erhalten wird.
Sie wollen Ihre Erfahrungen aus Nordamerika einfliessen lassen. Woran denken Sie?
An standardisierte Verträge. Was die Abdeckung des Salärs betrifft, gibt es grosse Unterschiede. Zudem wollen wir den Spielern beim Übertritt ins Leben nach der Karriere helfen.
Die Vereinigung will in der Liga ein Mitspracherecht haben.
Wir erhalten im Leistungssportkomitee ein Zeitfenster von 30 Minuten, um unsere Ideen zu präsentieren. Wir haben weder ein Stimm- noch ein Wahlrecht, können auch nicht zu Anträgen des Komitees Stellung beziehen und haben keinerlei Informationen darüber, was diskutiert wird. Die Liga möchte jedoch unsere Unterstützung.
Die Vereinigung sprach sich im Zusammenhang mit Lohnkürzungen zuletzt aber gegen eine Generallösung aus ...
Weil die Gegebenheiten bei den Klubs unterschiedlich sind. BLICK lässt sich ja auch nicht mit einem Lokalblatt vergleichen. Deshalb waren wir uns einig, dass es das Beste ist, wenn die Klubs einzeln mit ihren Spielern Lösungen suchen. Alle Spieler zeigen sich offen. Ihnen ist klar, dass es Einbussen geben wird.
Aber?
Das Schwierige ist die Ungewissheit. Wann beginnt die Saison? Die Spieler fragen sich, weshalb sie jetzt definitiv auf Lohn verzichten sollen, wenn noch gar nicht klar ist, welchen Schaden den Klubs durch Corona entstanden ist. Die grösste Befürchtung besteht darin, dass man auf Lohn verzichtet und dann – kaum hat die Saison begonnen – werden zwei neue Ausländer verpflichtet und der Trainer entlassen. Dafür will man nicht auf Lohn verzichten, sondern um den Klub zu retten.
Wie reagieren die Klubs?
Für sie ist es auch schwierig. Jetzt fehlen Einnahmen aus dem Saisonkartenverkauf. Die Klubs kamen ehrlich auf uns zu, legen auch die Zahlen offen.
Wie stehen Sie zur Idee, die Anzahl Ausländer zu erhöhen?
Die Frage ist, wie die gesamte Vereinigung darüber denkt. Als Arbeitnehmer ist man froh über möglichst wenig Konkurrenz und freut sich über ein möglichst hohes Salär. Doch jeder Spieler ist sich bewusst, dass es Regularien geben wird. Ob dies nun über einen Salary Cap oder eine Erhöhung der Ausländerzahl geschieht.
Ihre persönliche Meinung?
Dass die Löhne nicht Jahr für Jahr steigen können, ist klar. Ich weiss allerdings nicht, ob eine Erhöhung der Ausländerzahl die Probleme lösen würde. Es kann ein Ansatz sein, ist aber weder im Interesse aller Spieler noch von mir persönlich. Die Schere zwischen jenen Klubs, die sich gute Ausländer leisten, und solchen, die Lückenfüller holen, wird auseinanderklaffen. Es werden auch künftig Top-saläre bezahlt. Vielmehr besteht die Gefahr, dass junge Spieler keinen Platz mehr finden. Das Beispiel Deutschland hat zudem gezeigt, dass eine solche Entscheidung das gesamte Hockey nach hinten werfen kann.
Sie erwähnten die Webseite der Vereinigung. Worin besteht ihr Vorteil?
Unsere Stärke ist, dass wir dank der Webseite die Stimmung spüren. Jeder Spieler bekam ein Login. Es gibt ein Forum, in welchem man sich austauschen kann. Wir machen Umfragen und können Abstimmungen durchführen. Unlängst zu einem Input der Schiedsrichter. Ich spüre einfach, dass die Spieler mitreden, mitentscheiden, mitgestalten möchten. Corona schweisste uns zusammen. Jeder NL-Spieler ist per Unterschrift bei der SIHPU dabei.