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Er starb an den Folgen des Coronavirus
Roger Chappot (†79) war der Grossvater des Schweizer Eishockeys

Eishockey war sein Leben. Roger Chappot spielte noch im Alter von 56 Jahren in der 2. Liga. Und er dribbelte so wie immer: aufrecht und ohne auf die Scheibe zu schauen.
Publiziert: 08.04.2020 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2020 um 14:08 Uhr
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Villars-Star Roger Chappot sorgt beim Davoser Verteidiger Weingartner und Goalie Lang für Unruhe.
Foto: Keystone
Hans-Peter Hildbrand

Ja, es war eine andere Eishockey-Zeit. Kaum einer trug einen Helm. Die Stöcke waren aus Holz. Brustpanzer störten nur. Es gab das Red-Line-Offside. Bodychecks waren im nur im eigenen Drittel erlaubt. Die Banden hatten keine Plexiglas-Scheiben. Die Spieler wurden von den Zuschauern mit Regenschirmen (Ilfis in Langnau) oder Schneebällen (Valascia in Ambri) traktiert.

Nach einem einmalig schnellen Aufstieg dominierte der HC Villars vor 60 Jahren das Schweizer Eishockey. Die Waadtländer schafften in drei Jahren zwei Aufstiege und drei Titel: Meister der 1. Liga (1961), Meister der NLB (1962), Meister der NLA (1963 und 1964). Mit der französischen Mäzenin Janine Potin im Rücken und Roger Chappot als Zauberer auf dem Eis.

Der linkshändige Mittelstürmer war 1964 Topskorer. Er sammelte in 18 Spielen (14 Siege, 3 Remis) 31 Punkte (11 Tore/20 Assists). Zusammen mit seinen Sturmkollegen Daniel Piller und Bruno Bernasconi bildete er die schlagkräftigste Linie.

Von der 1. Liga im Durchmarsch zum NLA-Meister

«Madame» Potin – Erbin der damals grössten Lebensmittelkette in Frankreich – baute das Dach der ganzjährig geöffneten Kunsteisbahn.

Sie holte Gaston Pelletier als Spielertrainer von ACBB Paris. Er formte das Team mit Papa Jo und Sohn Daniel Piller, den Gebrüdern André und René Berra, Roland und Bruno Bernasconi, Jean und Bernard Luisier, Roger und Maurice Chappot. Sowie Goalie Gérald Rigolet und Verteidiger Elwin Friedrich, dem ersten Schweizer Spieler mit dem Slapshhot («Friedrich ufs Iis»).

Hälfte des Teams war irgendwie im Betrieb der Kunsteisbahn involviert. Roger Chappot war verantwortlich für den Schlittschuhverleih. Bruder Maurice (†2004), spielte für die französischen Nationalmannschaft, war Küchenchef des Bistros. Jo Piller Hallendirektor, Sohn Daniel Eismeister.

«Fuhr er auf dich zu, schaute er dir in die Augen»

Die Gegner des HC Villars entschuldigten ihre Niederlagen oft mit dem «Halbprofitum» der Welschen. Während Mäzenin Janine Potin über die zu «teuren Spieler» klagte. Daniel Piller (74) erinnert sich: «Es gab 40 Franken für einen Sieg und 20 für ein Unentschieden.»

Das Herz der Mannschaft war Roger Chappot. «Bei ihm wusste man nie, was er machte», erzählt Gaston Furrer (76), 135facher Internationaler. Beide spielten zusammen 1964 an den Olympischen Spielen in Innsbruck. «Fuhr er auf dich zu, schaute er dir in die Augen», so Furrer.

Chappot war der ersten Schweizer Mittelstürmer, der nach «lehrbuchmässigem Stil» spielte: aufrecht und ohne auf die Scheibe zu schauen. Furrer entwickelte seine eigene Technik. «Ich schaute ihm auf den Bauch, den attackierte ich ihn mit dem Körper.»

Er spielte mit 56 Jahren noch in der 2. Liga

Geboren in Martigny, aufgewachsen in Chamonix, begann Roger Chappot seine Karriere 1956 bei Genf-Servette. 1960 wechselte er zu Villars, ehe er wieder nach Genf (1972-78) zurückkehrte

Dann spielte er mit bis Alter von 56 Jahren in diversen Clubs. Zuletzt in Château-d'Œx, wo er 1956 eine Lehre als Maler zu begann. Chappot starb am Dienstag im Spital von Rennaz VD an den Folgen des Coronavirus. Er war verheiratet mit Marlyse, 1961 Schweizermeisterin im Eistanz. Sohn Florian (46) spielte für La Chaux-de-Fonds in der NLA (1996/97). Tochter Annick Chappot (52) war 1986 WM-Dritte der Juniorinnen im Slalom.

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