Ray Fust gibt auf Englisch Auskunft, seine Deutschkenntnisse hätten sich über die Jahre verflüchtigt. Der Sohn des Schweiz-Kanadiers John Fust (48), dem ehemaligen NLA-Stürmer und -Trainer und jetzigen Sportchef und Assistenzcoach bei Lausanne, wuchs zwar zunächst in Visp und Langnau auf, landete dann aber als 11-Jähriger in Lausanne, wo sein Vater nach der Entlassung bei den SCL Tigers einen Job als Assistent erhielt.
Inzwischen spielt Fust junior seine zweite Saison in Nordamerika. Nach einem Jahr in den USA an der Northwood School kam er in der kanadischen Juniorenliga BCHL bei den Chilliwack Chiefs unter, die wegen der Corona-Pandemie bisher aber nur Testspiele bestreiten konnten. Nächstes Jahr wird sich der 18-Jährige dann dem Universitätsteam von Nebraska-Omaha anschliessen.
Dass sein Vater in der Schweiz ein bekannter Name ist, belastete ihn nie. Als Spieler hat Ray seinen Papa John auch nicht mehr bewusst erlebt. «Ich habe mir aber alte Videos von ihm aus dem College und aus der Schweiz angeschaut», sagt der Stürmer. «Das war ziemlich lustig.» Und wenn er sich mit seinem Vater, der nicht eben der schnellste war, vergleicht? «Läuferisch bin ich schon besser und ich bin auch grösser als mein Dad», antwortet der 1,90 m grosse Flügel.
Schläpfer als «Hockey-Gott» verehrt
Auch Elvis Schläpfer hat einen bekannten Vater. Zu seinen erfolgreichen Zeiten als Trainer in Biel wurde Kevin Schläpfer, der inzwischen Sportchef in Langenthal ist, als «Hockey-Gott» verehrt. Im Seeland ist auch Elvis (bisher 11 NL-Einsätze) tätig, wenn er nicht eben in der Swiss League im Team seines Vaters spielt.
Was hat er von der Spielerkarriere seines Vaters mitbekommen? «Ich mag mich bloss an sein Abschiedsspiel damals in Sissach erinnern. Von seiner Karriere wurden mir Videos gezeigt», sagt der 19-Jährige. «Erst als er Trainer in Biel wurde, war ich an jedem Spiel dabei. Wie ein Fan. Deshalb ist es schon speziell, spielt man nun selbst.»
Sein Urteil über die spielerischen Qualitäten von Kevin: «Man macht ja kein Geheimnis daraus, dass mein Vater schlittschuhläuferisch nicht so gut war. Dafür hatte er gute Hände, Skills und einen guten Schuss. Er machte immer wieder etwas Überraschendes. Deshalb hat man ihn sogleich erkannt auf dem Eis.»
Tipps vom Vater
Er habe nicht das Gefühl, dass er es schwieriger habe mit dem Namen Schläpfer, so Elvis. «Die Jungs und die Trainer nehmen mich wie jeden anderen auch. Ich finde es eher cool, einen Vater zu haben, der eine Ahnung hat und mir Tipps geben kann.»
Kevin ist, wie so viele Hockey-Väter, auch der härteste Kritiker seines Sohns. Zumal die beiden fast täglich miteinander telefonieren. «Es ist recht schwierig, einen guten Match zu haben bei meinem Vater. Aber ich muss es als positive Kritik sehen, es versuchen, umzusetzen und es im nächsten Spiel besser machen.»
Dabei hatte er erst mit 12 Jahren so richtig mit dem Hockey begonnen. «Meine Eltern sind getrennt. Meine Mutter hielt zunächst nicht so viel vom Hockey», erklärt Elvis. «Mein Vater hat es mir trotzdem gezeigt. Dann hat es mich gepackt. Da ich bei meiner Mutter und eher weit weg von einer Eishalle entfernt aufgewachsen bin, begann ich erst spät mit Hockey.»
Schuss muss besser werden
Vater Schläpfer sagt, dass Elvis noch einen grossen Schritt machen müsse. Dazu sagt der: «Ich habe grosses Verbesserungspotenzial im Schuss, im Skating. Aber ich arbeite daran und kann mich auch verbessern.»
Zu Beginn des U20-Camps waren übrigens noch drei weitere Spieler im Kader gewesen, deren Väter in der NLA gespielt hatten. Doch die Stürmer Yves Stoffel (Vater Ivo verteidigte in Chur) und Kevin Lindemann (Papa Sven beendete seine Karriere bei den Lakers) mussten wegen positiven Covid-Test über die Klinge springen und Goalie Lucas Rötheli (Vater André wurde mit Bern, Lugano und Zug Meister) schaffte den Cut nicht.
Die WM beginnt für die Schweizer am 25. Dezember mit dem Spiel gegen die Slowakei (20 Uhr, live auf MySports One). Davor muss Marco Bayer noch die letzten Cuts vornehmen.
In den letzten vier Jahren hat die U20-Nati stets mindestens die Viertelfinals erreicht. Das letzte Mal verpasste man das, als John Fust das Team führte.