Wenn beim Eishockey die Tore aus den Angeln gehoben werden, muss der Eismeister rasch zur Stelle sein. Nachbohren, neu setzen und wieder abdampfen. Dabei verliert Dani «Schinke» Schrepfer (39) vor zehn Tagen beim Spiel zwischen Zürich und Ambri kurz den Boden unter den Füssen. Ein Sturz, den der ehemalige ZSC-Junior und Drittliga-Crack zwar abfedert, der aber trotzdem Folgen hat. Für einen Ellenbogen. Und auch etwas für den Stolz. «Ich habe eine nasse Stelle erwischt, da kannst du nicht mehr viel machen.»
Schrepfer ist im Schwamendinger Dreispitz-Quartier aufgewachsen, rund ein Kilometer Luftlinie Distanz zum Hallenstadion und zum ZSC. Das hinterlässt Spuren. Bekannt ist Schrepfer den allermeisten als der «Schinke», den Spitznamen hat ihm ein Kollege im Ausgang verpasst. «Wir waren etwas angesäuselt, der Spitzname ist geblieben. Das stört mich überhaupt nicht, ich bin ja nicht der Schlankste, also was solls.»
Kurzarbeit und Zamboni-Fahren
Im Hallenstadion ist er eigentlich bei Umbauarbeiten gefragt. Nur gibt es wegen der Pandemie gerade nicht sehr viel umzubauen. Kurzarbeit. Der Schinke kommt auf 14 bis 15 Stunden pro Woche. Da sind die Einsätze währen der Eishockey-Partien willkommen. Ab und zu fährt er vor und nach Trainings auch die Eisreinigungsmaschine (Zamboni), während der Spiele ist er als Handyman für Notfälle gefragt. Wenn irgendwo was wackelt, kommt er aufs Eis. Wenn Blut fliesst, schabt er es weg. «Dabei ist mir immer etwas mulmig. Du siehst das Blut, weisst aber nicht, wie schwer es den Spieler erwischt hat. Da hofft man das Beste.»
Früher hat er als Maler gearbeitet, jetzt würde er gerne bei der Stadt Zürich den Lehrgang für Eismeister absolvieren. «Der kostet 7000 Franken», stellt er nüchtern fest. Viel Geld. Schinke stand nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens, es gab schwierige Zeiten. Damals versuchte er sich als Rapper. «Aber nicht, um Karriere zu machen. Das war eine Form der Eigentherapie, eine Art der Frustbewältigung.»
Inspiriert von David Copperfield – «Magic Schinke»
Eine Leidenschaft, die er immer noch pflegt: Zaubern. Als «Magic Schinke» tritt er bei Hochzeiten und Geburtstagen auf. «David Copperfield hat mich so fasziniert, da wollte ich das auch versuchen. Ich weiss, das ist etwas nerdig, aber mir macht das Spass.» Bei der Hochzeit eines Freundes kam die Kombination aus Zauberei & Comedy gut an, seither tüftelt er stets an seinem Programm für die eigene Show.
Der Schinke ist ein liebenswerter Typ. Und eine Figur. Und er trägt stets kurze Hosen. Ausnahmen? «Selten, da muss es schon einen guten Grund geben.»
Der ZSC wird noch bis 2022 im Hallenstadion spielen. Dann folgt der Umzug nach Altstetten. Macht der Schinken die Reise mit? Vielleicht. Die Weiterbildung zum Eismeister würde helfen. Vielleicht lässt sich der ZSC ja einen einen kleinen Beitrag entlocken.