«Habe nichts mehr von meiner Stalkerin gehört»
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Olten-Coach Fredrik Söderström:«Habe nichts mehr von meiner Stalkerin gehört»

Olten-Trainer Fredrik Söderström
«Ich war als Spieler zu faul»

Die härteste Erfahrung als Trainer ist für Fredrik Söderström (42), dass er Niederlagen manchmal zu persönlich nimmt. Als Mensch, dass er von einer Frau gestalkt worden ist. Nun aber hat der Schwede Ruhe. Und ist erleichtert.
Publiziert: 20.10.2019 um 12:28 Uhr
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Fredrik Söderström ist seit Mai 2019 Trainer in Olten.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Interview: Nicole Vandenbrouck

BLICK: Sie waren niemals Hockeyprofi, warum entschieden Sie sich, Hockey­trainer zu werden?
Fredrik Söderström:
Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich als Spieler einfach zu schlecht war. Ich hatte nicht diesen Ehrgeiz, mich selbst zu fordern.

Also Sie waren einfach zu faul?
Ja, genau, ich war faul. Aber rückblickend bin ich dankbar für diese Erkenntnis. Denn wenn Sie Spieler fragen, warum sie einst aufhörten, sucht die Mehrheit Gründe oder einen Schuldigen. Ich hingegen habe diesen Entscheid mit 21 bewusst getroffen. Und habe ihn noch nie bereut! Ich mag es, Verantwortung zu tragen, Entscheide zu fällen, auch wenn es manchmal hart ist. Aber ich habe diese Leidenschaft und gehe gerne voran.

Das kann man auch als Spieler.
Dann hätte ich mehr geschwitzt dabei (lacht). Nein, ich war wirklich nicht gut genug. Hinzu kam, dass mein Heimatort Leksand eine kleine hockeyverrückte Stadt mit grosser Hockey-Tradition ist. Mein Vater spielte dort jahrelang auf höchstem Niveau. Ich dachte, dass man mich immer mit ihm vergleichen werde und ich nie so gut sein könnte wie er. Irgendwie gab ich deshalb auf. Und dachte stattdessen, dass ich doch einfach ein guter Trainer werden könnte.

Mit welchem Ziel?
Ich hörte immer viele junge Trainer sagen, dass sie in die SHL oder NHL wollen, also in Top-Ligen. Dass sie Titel und Meisterschaften gewinnen und die Besten sein wollen. So tickt die ganze Gesellschaft heute. Es genügt nicht, einfach ein Teil von ihr zu sein. Natürlich möchte ich als Trainer auch Erfolg haben, aber nicht für mich, sondern als Teil eines Teams. Für mich ist es eine Freude, Teil einer Mannschaft, eines Klubs zu sein. Ich will nicht die Welt verändern, sondern Teil von der Welt hier in Olten sein und den Plan des Klubs mitverfolgen. Natürlich will ich den Titel, oder aufsteigen. Aber das kann ich nur als Teil eines grossen Ganzen.

Was sehen Sie als Ihre wichtigsten Aufgaben an?
Mein Job ist es, mit 25 Spielern umgehen zu können, sie zu respektieren und entsprechend zu behandeln. Manche brauchen meine volle Aufmerksamkeit und ich muss sie herumjagen, um sie besser zu machen. Andere brauchen mehr Distanz. Für mich geht es nicht primär darum, das perfekte Training zu leiten oder das perfekte System zu finden, sondern mit Menschen umgehen zu können.

Trotz Ihres jungen Alters sind Sie erfahren als Trainer. Wie haben die Jahrzehnte als Coach Sie verändert?
Ich habe überall so viel dazugelernt. Das Problem ist: Täglich erkenne ich, dass ich noch lange nicht alles weiss. Ich respektiere ältere Trainer deshalb sehr, weil ich weiss, was sie alles durchgemacht haben. Erfolge, aber vielleicht auch Entlassungen. Aber aus jeder Erfahrung haben sie etwas gelernt. Meine Einstellung zum Leben ist, dass es ­darum geht, so viel wie möglich zu ­lernen. Jeden Morgen wache ich mit dem Gedanken auf, heute etwas weiser und klüger zu sein als ­gestern.

Was war bisher Ihre härteste Erfahrung in Ihrer Karriere?
Das Problem, dass ich es manchmal zu persönlich nehme. Vor allem in schwierigen Zeiten mit Niederlagen. Manchmal muss man sich im Leben zurücklehnen, die Perspek­tive ändern und sagen, «hey, das ist nur Sport». Das Leben an sich ist viel grösser als das Hockey. Wenn ich mit Leuten ausserhalb unseres Sports spreche und die mir sagen, dass wir einem kleinen schwarzen Hartgummi-Ding nachjagen und mich nach dem Warum fragen, denke ich, dass es tatsächlich speziell tönt. Aber für uns ist es das Grösste in dem Moment, wenn wir es tun. Mit dieser Leidenschaft bin ich aufgewachsen.

Und neben dem Hockey? War die krasseste Erfahrung, dass Sie von einer Frau gestalkt worden sind?
Ja, das kann man sagen. Ich habe lange gewartet, bis ich damit an die Öffentlichkeit gegangen bin. Und der Grund dafür war, dass diese Frau angefangen hat, in den sozialen Medien meine Freunde und Familie zu kontaktieren. Ich habe diese Frau nie persönlich getroffen, das war so seltsam und irritierend für mich.

Wie ist diese Situation heute?
Ich habe nichts mehr von ihr gehört, seit ich es öffentlich gemacht habe und Medien in Norwegen, Schweden und hier darüber berichteten. Das ist eine Erleichterung für mich. Obwohl ich immer betont habe, dass es meine Arbeit als Trainer nie beeinflusst hat. Aber es war schwierig, es einfach so auszublenden.

Fredrik Söderström privat

Fredrik Söderström ist 42 – aber bereits seit über 20 Jahren im Trainerbusiness. Bei Leksand, wo er zuvor selbst als Junior spielte, übernahm er sogleich Nachwuchs-Teams, arbeitete sich von der U16 bis U20 hoch. Danach folgten acht Jahre in verschiedenen kleinen Klubs in der dritt- und vierthöchsten Liga Schwedens, bevor er zu Oskarshamn in die zweizhöchste Liga Allsvenskan wechselte. Nach sechs Saisons als Headcoach folgte Söderströms erster Abstecher ins Ausland. Für zwei Jahre war der Schwede Trainer in Norwegens Top-Liga bei Storhamar. Dort machte der Single vor seinem Wechsel in die Schweiz neben dem Eis eine schwierige Erfahrung, weil er von einer jungen Norwegerin massiv gestalkt wurde. Söderström machte sein Leiden publik (im BLICK), weil ihn die Frau sogar hier ausfindig gemacht hatte und sein Umfeld ebenfalls belästigte. Seither hat er Ruhe. Und fühlt sich in Olten pudelwohl.

Fredrik Söderström ist 42 – aber bereits seit über 20 Jahren im Trainerbusiness. Bei Leksand, wo er zuvor selbst als Junior spielte, übernahm er sogleich Nachwuchs-Teams, arbeitete sich von der U16 bis U20 hoch. Danach folgten acht Jahre in verschiedenen kleinen Klubs in der dritt- und vierthöchsten Liga Schwedens, bevor er zu Oskarshamn in die zweizhöchste Liga Allsvenskan wechselte. Nach sechs Saisons als Headcoach folgte Söderströms erster Abstecher ins Ausland. Für zwei Jahre war der Schwede Trainer in Norwegens Top-Liga bei Storhamar. Dort machte der Single vor seinem Wechsel in die Schweiz neben dem Eis eine schwierige Erfahrung, weil er von einer jungen Norwegerin massiv gestalkt wurde. Söderström machte sein Leiden publik (im BLICK), weil ihn die Frau sogar hier ausfindig gemacht hatte und sein Umfeld ebenfalls belästigte. Seither hat er Ruhe. Und fühlt sich in Olten pudelwohl.

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