Was für ein Volksfest im Emmental! Die Fans strotzen vor Vorfreude, können das erste Derby gegen den SCB nach 668 Tagen kaum erwarten. Einige treffen schon um 16 Uhr in der Ilfishalle ein. Mit dabei: Zöggeler Mario Schöni.
Der 47 Jährige, der jeweils seine Holzzoggel auszieht und sie über seinem Kopf zusammenschlägt, geniesst mit seinen Kumpels im Tigersaal ein Fondue – und sagt: «Ich bin schon jetzt auf 300 000, halte es kaum noch aus.»
Hoch geht es auch bei Metzger Michael Horisberger (60) zu und her. Der ehemalige Meisterstürmer, der an einem Abend 200 Liter Bier verkauft, öffnet seinen Stand um halb sechs – und hat schon im zweiten Drittel kaum noch Hamburger. Alle, die sich keines der 6050 Tickets ergattern konnten, können das Spiel bei «Hori» auf einem Grossbildschirm anschauen.
Auf den Strassen rund um die Ilfishalle herrscht das komplette Chaos. Wer zwei Stunden vor Spielbeginn kommt, findet kaum noch einen Parkplatz. Die Fans parkieren ihre Wagen kreuz und quer im Dorf.
Im Stadion ist die Stimmung trotz der Rivalität friedlich. Nur einmal hallt es aus der Tigers-Ecke: «Der SCB ist die Scheisse der Nation.» Sonst feuern die Emmentaler ihr Team lautstark an. Einige sogar mit Kuhglocken. Immer ertönt es: «Ho, Ho, Hopp Langnou!»
«Huere geile Stimmung», findet SCL-Stürmer Tobias Bucher. Und auch Claudio Moggi schwärmt: «Die Fans sind unser sechster Mann. Ein geiles Erlebnis.»
Angetrieben vom Publikum, zeigt der NLB-Dominator eine grandiose Leistung – und bringt den grossen SCB ins Wanken. Im ersten Drittel scheitern Bucher und Haas, der später noch den Pfosten trifft, alleine vor SCB-Goalie Nolan Schaefer. Zudem trifft auch Sven Lindemann nur die Torumrandung.
Die Vorentscheidung fällt im zweiten Drittel: Innerhalb von drei Minuten nutzen die Berner zwei Überzahlsituationen aus, führen 2:0. Als Tiger Yannick Albrecht 17 Minuten vor Schluss auf 1:2 verkürzt, bebt die Ilfishalle. Doch zur Sensation reicht es nicht.
Pech hat SCB-Stürmer und Ex-Langnauer Simon Moser. Er wurde gestern wegen einem Check an Servettes Picard gesperrt. Und auch der neue Ausländer Jesse Joensuu muss zuschauen. Der Finne kam am Sonntag aus Edmonton an. Seine Ausrüstung aber nicht.