Der amtierende Meister trifft auf den Swiss-League-Champion SC Langenthal. Dort spricht man deshalb vom «Super Cup». Und einer steht dabei im Zentrum: Goalie-Talent Philip Wüthrich. Eine Geschichte, wie sie Walt Disney nicht hätte schöner schreiben können: In der vergangenen Saison sollte er beim SCL als Ersatz-Goalie etwas Spielpraxis erhalten.
Weil Standard-Keeper Marco Mathis zweimal verletzt ausfiel, wusste sich der damals 20-Jährige bestens in Szene zu setzen. Er wurde zu einem der besten Torhüter der Liga und errang später in den Playoffs mit 12:3-Siegen den Titel. Schneller gewann nie eine Mannschaft die Meisterschaft. Er wurde von der Nummer zwei von Langenthal zur Nummer eins der Liga.
In der neuen Saison ist Wüthrich in Langenthals Nummer 1 und als sich andere NL-Klubs wie Biel um ihn bemühten, war SCB-Sportchef Alex Chatelain mit einem Zwei-Jahres-Vertrag zur Stelle.
«Als David diesen Goliath zu Fall bringen»
«Er spielte sich mit starken Playoffs zu einem unheimlich wichtigen Mann in Langenthal», lobt SCL-Sportchef Kevin Schläpfer. «Aber wir wissen, dass wir nächste Saison ohne ihn planen müssen.» Schläpfer konnte das Seilziehen um Wüthrich in den letzten Wochen gelassen nehmen: «Wir wussten, dass er so oder so in Richtung National League geht. Wir waren gefasst und darauf vorbereitet. Und wir sind stolz darauf, dass wir als SCL dazu beigetragen haben, ihm den Weg zu ebnen.»
Schläpfer beschreibt ihn als ruhiger Pol in der Abwehr und als «unsere Wand. Er kann ein ganz grosser Goalie werden. Er ist bodenständig und arbeitet jeden Tag hart.»
Gegen den SCB zu spielen, sei eine Ehre und eine grosse Sache, «aber wir werden alles probieren, um als David diesen Goliath zu Fall zu bringen.»
Auge in Auge mit dem Arbeitgeber
Im Sommer hatte Philip Wüthrich mit Bern trainiert, «wir sind auch jetzt immer in Kontakt.» Und heute stehen sich der 21-Jährige und sein Stammklub Auge in Auge gegenüber. «Sie werden voll kommen, aber die 60 Minuten müssen zuerst gespielt sein. Eine solide Team-Leistung von Beginn weg ist nötig, nur so haben wir eine Chance.» Sich im Cup mit einem Team aus der National League zu messen, sei etwas Besonderes, «wenn wir nun gewinnen würden, wäre das in meinem Fall besonders speziell.»
Der Transfer-Prozess um ihn herum sei schon länger am Laufen gewesen. «Ich schaute jeden möglichen Weg an und entschied mich schliesslich für Bern.»
Noch vor einem Jahr um diese Zeit war er die Nummer zwei in Langenthal. Jetzt wird ihm eine verheissungsvolle Karriere vorausgesagt. «Das zeigt, wie schnell es im Hockey gehen kann. Ich bin froh, dass es so gelaufen ist.»
An nächste Saison denke er noch kaum: «Die aktuelle Saison hat erst begonnen, sie dauert noch lange.» Doch mit dem Vertrag in Bern sei ein Zwischenziel erreicht und das sei schön. Das Ziel ist, sich in Bern Eiszeit zu erkämpfen. «Durch den Vertrag habe ich aber noch kein Spiel gespielt, ich muss also die Position hart erarbeiten und erkämpfen.» Heute kann er Werbung in eigener Sache machen.