HCD-Überflieger aus Österreich
Baumgartner ging mit 14 nach Davos – fürs Hockey

Als Zehnjähriger ging Benjamin Baumgartner von zuhause weg, als 13-Jähriger von seiner Heimat Österreich. Für sein Ziel, Hockey-Profi zu werden.
Publiziert: 02.02.2020 um 15:27 Uhr
|
Aktualisiert: 02.02.2020 um 15:34 Uhr
1/6
Als 14-Jähriger zog Baumgartner nach Davos.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Nicole Vandenbrouck

Sein erstes Tor für den HCD in der National League im Februar 2019. Sein Debüt mit Österreichs A-Nati drei Monate später. Der Aufstieg der Ösi-U20 in die Division A im letzten Dezember, inklusive der Auszeichnung zum besten Spieler des WM-Turniers. Das sind die drei bisherigen Highlights für Benjamin Baumgartner. Mit einem heutigen Cup-Triumph käme ein weiteres dazu.

Dabei ist der HCD-Stürmer erst 19 Jahre alt. Doch schon früh, also wirklich früh, hat sich der Österreicher zum Ziel gesetzt, Hockey-Profi zu werden. Dafür verliess er bereits als Zehnjähriger sein Zuhause in Zell am See (Ö), um sich im 380 Kilometer entfernten Wien den Vienna Young Tigers anzuschliessen. Ganz alleine liessen ihn seine Eltern da aber (noch) nicht ziehen, Siegfried (50) und Isabella Baumgartner (53) verbrachten abwechslungsweise jeweils zwei Wochen bei ihrem Sohn.

Dass der Teenager nun mit einer Schweizer Lizenz in unserer National League auftrumpft, verdankt er dem Rat von Richi Novak (53). Aktuell U15-Verantwortlicher in Kloten, war er Baumgartners erster Trainer in Zell am See. Novak gab dem talentierten Buben früh mit auf den Weg, dass die Ausbildung für einen Hockey-Junior – sowohl auf als auch neben dem Eis – in der Schweiz eine bessere wäre.

Und so absolvierte der Stürmer in der Saison 2013/14 mit dem Mini- sowie dem Novizen-Team der GCK und ZSC Lions 14 Partien, wurde hier lizenziert. Novak war zu dieser Zeit Assistenztrainer im Zürcher Swiss-League-Team und fädelte diese Möglichkeit ein. Dafür flog Baumgartner mit seinem Vater jeweils von Wien nach Zürich.

Einfach mit einem fremden Junioren-Team zu spielen, für den Österreicher nichts Aussergewöhnliches. «Es war ein guter und wichtiger Schritt für mich», erinnert sich Baumgartner, «ich habe mich schnell verstanden mit den Mitspielern, das war überhaupt nicht komisch.»

Ohnehin ist der Teenager total unkompliziert. «Heimweh hatte ich nie.» Darum war es für den Junioren-Internationalen auch kein Problem, mit 14 in die Schweiz zu ziehen. Ohne Eltern. Baumgartner entschied sich für den HCD, weil er in Davos die Sportschule besuchen und dort im Internat wohnen konnte.

Bis letzten Sommer und dem Matura-Abschluss nahm die Schule nebst dem Hockey viel Zeit in Anspruch. Doch Baumgartner zeichnet Trainingsfleiss aus. «Ich trainiere gerne und viel. Man muss mehr machen, wenn man immer besser werden will.» Und das will der Österreicher, der die NHL als Ziel nennt – nicht als Traum.

Schon letzte Saison deutete er an, wozu er auch in der National League fähig ist. Der Schritt von den Junioren zu den Männern gelang ihm gut. «Körperlich ist es intensiver, und das Tempo ist höher. Doch daran habe ich mich schnell gewöhnt.» Er ist Stammspieler, auch dank dem Vertrauen der Trainer. Dies zahlt er mit konstant guter Leistung zurück als regelmässiger Torschütze. Wenns nach seinem Gusto läuft, auch heute im Cup-Final.

Riesentöter Ajoie-Goalie Tim Wolf

Bereits drei Oberklassige haben die Jurassier aus dem Cup geworfen. Auch dank Torhüter Tim Wolf.

Lausanne, Zürich und zuletzt Biel. Diese NL-Grössen scheiterten alle an Ajoie. Nun stehen die Jurassier Davos gegenüber. «Dieser Final hat eine grosse Bedeutung für uns», sagt Tim Wolf, der im Achtel-, Viertel- und Halbfinal gehext hat.

Das Selbstvertrauen seiner Teamkollegen und auch von ihm selbst sei gross. Das war aber nicht immer so. Der Torhüter, der aus der ZSC-Organisation stammt, musste 2016 den Gang in die Swiss League antreten. Der Abstieg mit den Lakers 2015 hatte Wolf arg zugesetzt, danach konnte er bei Ambri keine Topleistungen abrufen. «Es hat nichts mehr gepasst.»

Er ging zu La Chaux-de-Fonds. «Man kann es als Rückschritt sehen», so Wolf, «aber für mich war es der bessere Weg. Bei La Chaux-de-Fonds habe ich mein Spiel und mein Selbstvertrauen wieder gefunden.» Darum stuft es der 28-Jährige lieber als einen Schritt vorwärts ein. Denn spielen zu können sei das Wichtigste für die Entwicklung eines Torhüters.

Auf diese Saison hin wechselte Wolf zu Ajoie. «Ich bin so glücklich, wie es gelaufen ist.» Zu einer neuen Chance bei einem NL-Klub würde er natürlich nicht nein sagen. Denn in diesem Cup-Wettbewerb hat Wolf mehr als bewiesen, dass er auch auf NL-Niveau überzeugen kann. Eine Genugtuung? «Jein, Teams in der SL haben auch Fortschritte gemacht und die Lücke zur NL verkleinert.» Das soll der HCD heute zu spüren bekommen.


Bereits drei Oberklassige haben die Jurassier aus dem Cup geworfen. Auch dank Torhüter Tim Wolf.

Lausanne, Zürich und zuletzt Biel. Diese NL-Grössen scheiterten alle an Ajoie. Nun stehen die Jurassier Davos gegenüber. «Dieser Final hat eine grosse Bedeutung für uns», sagt Tim Wolf, der im Achtel-, Viertel- und Halbfinal gehext hat.

Das Selbstvertrauen seiner Teamkollegen und auch von ihm selbst sei gross. Das war aber nicht immer so. Der Torhüter, der aus der ZSC-Organisation stammt, musste 2016 den Gang in die Swiss League antreten. Der Abstieg mit den Lakers 2015 hatte Wolf arg zugesetzt, danach konnte er bei Ambri keine Topleistungen abrufen. «Es hat nichts mehr gepasst.»

Er ging zu La Chaux-de-Fonds. «Man kann es als Rückschritt sehen», so Wolf, «aber für mich war es der bessere Weg. Bei La Chaux-de-Fonds habe ich mein Spiel und mein Selbstvertrauen wieder gefunden.» Darum stuft es der 28-Jährige lieber als einen Schritt vorwärts ein. Denn spielen zu können sei das Wichtigste für die Entwicklung eines Torhüters.

Auf diese Saison hin wechselte Wolf zu Ajoie. «Ich bin so glücklich, wie es gelaufen ist.» Zu einer neuen Chance bei einem NL-Klub würde er natürlich nicht nein sagen. Denn in diesem Cup-Wettbewerb hat Wolf mehr als bewiesen, dass er auch auf NL-Niveau überzeugen kann. Eine Genugtuung? «Jein, Teams in der SL haben auch Fortschritte gemacht und die Lücke zur NL verkleinert.» Das soll der HCD heute zu spüren bekommen.


Jeder Zehnte Jurassier ist am Cupfinal

Ein Kommentar von Stephan Roth

Der Cupfinal wird in Lausanne gespielt. Die neue Arena ist mit 9284 Plätzen ausverkauft. Es ist ein Heimspiel für Ajoie. Die 7400 Tickets des B-Klubs waren sofort vergriffen – jeder Zehnte Jurassier ist heute im Stadion. Eine spezielle Stimmung ist garantiert, auch wenn Ajoie nicht in der kleinen, verlotterten Voyeboeuf antreten darf, wo diese Saison drei NL-Klubs im Cup auf der Strecke blieben.

Im Nordwest-Zipfel des Landes herrscht Ausnahmezustand. So publizierte der «Quotidien Jurassien» ein 16-seitiges Extra. Für die wirtschaftlich schwache Randregion ist der HC Ajoie, der seinen Namen der Region um Pruntrut verdankt, mehr als nur ein Eishockey-Team.

Erst seit 1979, nachdem eine eidgenössische Volksabstimmung der Abspaltung von Bern zustimmte, ist er Jura ein eigenständiger Kanton. Der HC Ajoie ist sein Aushängeschild. Die Leute identifizieren sich mit dem Klub, wie sonst vielleicht nur in Ambri. Nur ein Resonanzkörper wie Lugano fehlt Ajoie, seit Biels Aufstieg 2008.

Klein gegen Gross – das können die rebellischen Jurassier nur im Cup ausleben. Gut gibt es den. Im Gegensatz zu den Bonzen-Klubs gehts Ajoie & Co. dabei nicht nur ums grosse Geld.

Ein Kommentar von Stephan Roth

Der Cupfinal wird in Lausanne gespielt. Die neue Arena ist mit 9284 Plätzen ausverkauft. Es ist ein Heimspiel für Ajoie. Die 7400 Tickets des B-Klubs waren sofort vergriffen – jeder Zehnte Jurassier ist heute im Stadion. Eine spezielle Stimmung ist garantiert, auch wenn Ajoie nicht in der kleinen, verlotterten Voyeboeuf antreten darf, wo diese Saison drei NL-Klubs im Cup auf der Strecke blieben.

Im Nordwest-Zipfel des Landes herrscht Ausnahmezustand. So publizierte der «Quotidien Jurassien» ein 16-seitiges Extra. Für die wirtschaftlich schwache Randregion ist der HC Ajoie, der seinen Namen der Region um Pruntrut verdankt, mehr als nur ein Eishockey-Team.

Erst seit 1979, nachdem eine eidgenössische Volksabstimmung der Abspaltung von Bern zustimmte, ist er Jura ein eigenständiger Kanton. Der HC Ajoie ist sein Aushängeschild. Die Leute identifizieren sich mit dem Klub, wie sonst vielleicht nur in Ambri. Nur ein Resonanzkörper wie Lugano fehlt Ajoie, seit Biels Aufstieg 2008.

Klein gegen Gross – das können die rebellischen Jurassier nur im Cup ausleben. Gut gibt es den. Im Gegensatz zu den Bonzen-Klubs gehts Ajoie & Co. dabei nicht nur ums grosse Geld.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?