Wenn am Dienstag die Profis der SCL Tigers noch schlafen, ist er schon am Arbeiten. Thunstetten nahe Langenthal BE. Hier schuftet Michael Ruch (24) seit einem halben Jahr. Auch am Matchtag wird er gegen 6.45 Uhr auf der Baustelle aufkreuzen und neue Wasser- und Stromleitungen verlegen.
Die Tage von Michael Ruch sind lang. Vollzeit-Job als Bauarbeiter, abends dreimal pro Woche Hockeytraining, dazu zwei Spiele die Woche. Vor 22.30 Uhr kommt er selten nach Hause. «Das schlaucht. Die Belastung ist hoch. Gegen Ende der Saison kann es deshalb schon mal vorkommen, dass ich verschlafe.»
Ruch erkannte früh, dass es für eine Profi-Karriere nicht reichen wird. «Als Kind träumte ich natürlich von der Nati A. Doch nur die wenigsten schaffen es.» Was fehlte ihm? «Ich war nie der Grösste, und auch der absolute Wille fehlte ein bisschen.»
Obwohl es Ruch nicht ganz nach oben geschafft hat, ist das Hockey für ihn noch heute mehr als nur ein Hobby. «Das Niveau in der 1. Liga ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Wir bei Burgdorf haben ein 25er-Kader, doch nur 20 Spieler stehen im Aufgebot. Deshalb musst du in jedem Training Vollgas geben.»
Elik war sein Jugendheld
Vollgas – das will der Berner auch gegen die SCL Tigers geben. Für Michael Ruch ist das ein spezielles Spiel, schon als Kind war er Langnau-Fan. «Früher ging ich mit meinem Vater und meinem Bruder an die Spiele. Später mit meinen Kollegen. Die Helden meiner Jugend waren Todd Elik, Jeff Toms und Ray Sheppard.»
Zuletzt war er im Frühling in der Ilfishalle und drückte den Langnauern in der Liga-Qualifikation gegen die Lakers die Daumen. Die Unterstützung half, die Emmentaler stiegen
in die NLA auf. Für Ruch ist sein Amateurteam trotzdem mehr als nur Kanonenfutter für die Tigers. «Natürlich sind wir unterlegen. Wir wollen ihnen aber nichts schenken. Wenn sie meinen, sie können mit einem Bein spielen, ist das Wunder möglich.»
Und sollten die Burgdorfer tatsächlich siegen, wäre Ruch dann am nächsten Tag trotzdem wieder um 6.45 Uhr auf der Baustelle? Der gelernte Maurer lacht. «Ich habe meinem Chef gesagt: Wenn wir gewinnen, wird ordentlich gefeiert, und ich schwänze. Wenn wir aber verlieren, werde ich pünktlich zur Arbeit erscheinen.»