Basels Eishockey-Fröhlicher trifft FCB-Stocker
«Fussballer sind keine Pussys!»

Dank des Cup-Spiels gegen die SCL Tigers stehen die heimischen Hockeyaner um Verteidiger Joël Fröhlicher für einmal in Basel im Rampenlicht. Zusammen mit FCB-Fussballer Valentin Stocker sprechen die zwei über Pussy-Vorwürfe und den langen Schatten des FCB.
Publiziert: 17.09.2018 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 13:47 Uhr
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Hockeyaner trifft Fussball-Star: Joel Fröhlicher (links) mit Valentin Stocker.
Foto: Stefan Wermuth
Martin Arn (Text) und Stefan Wermuth (Fotos)

Joël Fröhlicher, weshalb jonglieren Eishockeyspieler vor dem Match mit einem Fussball?
Joël Fröhlicher: Das ist Teil des Aufwärmens, damit wir leichtfüssig werden, uns eine gewisse Lockerheit holen. Wir spielen in kleinen Gruppen sogenanntes «Two Touch». Da darf man den Ball zweimal berühren, bevor man ihn weiterspielt, aber er darf nicht auf den Boden fallen.

Wären Sie gerne Fussballer geworden?
Fröhlicher: Ich habe als Bub Fussball gespielt, beim FC Zuchwil. Aber meine körperliche Konstitution, naja, Sie sehen es ja selber! Es hat sich jedenfalls ziemlich schnell herausgestellt, dass ich mehr Talent fürs Eishockey habe.

Valentin Stocker, können Sie gut Schlittschuh fahren?
Valentin Stocker: Es kommt darauf an, was der Massstab ist. Ich falle nicht gleich um, wenn ich aufs Eis gehe. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass ich besonders gut bin. Ich bin gerne Schlittschuh gelaufen als Kind, wenn die Seen gefroren waren.

Um Joël einen Check zu verpassen, würde es nicht reichen?
Stocker: Ich glaube, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.(lacht)

Beneiden Sie die Eishockeyspieler um irgendetwas?
Stocker: Ich denke, dass es noch cool ist, wenn sie einfach in den Gegner reinfahren können. Wenn es «chlöpft» und sie ein wenig ihre Aggression ablassen können. Das tut manchmal bestimmt gut, aber natürlich muss das immer im Rahmen des Erlaubten geschehen. Ich finde es faszinierend, wie unglaublich körperlich Eishockey ist, und dass solche Zweikämpfe sehr schnell geregelt werden und dann alles wieder okay ist.

«Es hat sich schnell herausgestellt, dass ich mehr Talent fürs Eishockey habe.»
Foto: Stefan Wermuth

Wie siehst du das, Joël?
Fröhlicher: Wir hatten grad am Dienstag ein Freundschaftsspiel. Da hatte irgendein Junger das Gefühl, er müsse ein bisschen aufstehen, den musste ich kurz in die Schranken weisen. (lacht)

Sind die Fäuste geflogen?
Fröhlicher: Nein, nein. Das war einfach ein kerniger Check. Dumm nur, dass ich mir dabei richtig fest auf die Zunge gebissen habe.

Sind Sie, Joël, manchmal neidisch auf die Fussballer, auf ihren Lohn zum Beispiel?
Fröhlicher: Beim EHC Basel sind fast alle Spieler Amateure. Als ich noch Profi war, habe ich sicher nicht so viel verdient wie ein Spitzenfussballer. Wobei man sagen muss, dass wohl nur bei Basel und YB überdurchschnittlich bezahlt wird. Im Eishockey kann man auch gut verdienen. Jammern dürfen Hockeyprofis sicher nicht.

Valentin, wenn Sie durch Basel gehen, dann werden Sie überall erkannt …
Stocker: … in der Schweiz sind die Menschen diesbezüglich ja noch zurückhaltend. Das ging mir vorhin bei der Frage, worauf ich neidisch sei, schon durch den Kopf. Als Hockeyspieler ist man sicher anonymer, nur schon, weil man beim Spiel einen Helm trägt. Als ich bei Hertha in Berlin spielte, habe ich das sehr genossen, dass ich mich selber sein konnte, in der Anonymität der Grossstadt. Dass man sich nicht ständig beobachtet fühlte. Dass ich mich nicht jedes Mal fragen musste: Darf ich jetzt mal ein Glas Bier oder ein Glas Wein trinken? Aber ich will mich auf keinen Fall beklagen.

«Ich Berlin habe ich die Anonymität genossen.»
Foto: Stefan Wermuth

Werden Sie auch erkannt, Joël?
Fröhlicher: In Biel noch am ehesten! Aber sicher nicht in dem Ausmass wie ein Spieler des FCB. Ich baue in Biel ein Athletik-Performance-Center auf. Da mache ich relativ viel selber. Als ich neulich wieder im Heimwerkermarkt war, hat mich der Verkäufer angesprochen und gesagt: «Sie kommen auch immer auf die letzte Minute!» Noch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte er: «Ich kenne Sie schon: Nummer 54, EHC Biel.» Viele Leute kennen mich wegen der Nummer.

Büne Huber, der Sänger der Band Patent Ochsner, hat mal in einem Interview gesagt, Fussball sei ein Pussy-Sport, richtige Männer würden Eishockey spielen. Was sagen Sie dazu?
Stocker: Schauen Sie uns beide doch an: Wer ist denn von uns beiden ein richtiger Mann? (lacht) Nein, im Ernst: Ich glaube schon, dass das Theatralische eher zum Fussball gehört als zum Eishockey. Wenn man zum Beispiel die WM in Russland gesehen hat, da verstehe ich schon, dass das dem einen oder anderen auf die Nerven ging. Büne Huber darf diese Meinung haben. Ich finde seine Musik trotzdem super. Ausserdem ist es doch so, dass es auch im Eishockey Spieler gibt, die etwas schneller zu Boden gehen, oder?
Fröhlicher: Schwalben gibt es auch bei uns im Eishockey! Die regen mich richtig auf! Ich finde überhaupt nicht, dass Fussballer Pussys sind. Wenn ich selber manchmal spiele, ein Grümpi oder so und man da einen Zweikampf hat, da gehts schon auch ziemlich zur Sache. So ein Stollen auf dem Fuss oder dem Oberschenkel, das tut richtig weh. Zudem darf man nicht vergessen, dass Fussballer im Gegensatz zu uns Eishockey-Spielern überhaupt nicht geschützt sind.

Der EHC Basel steht völlig im Schatten des FC Basel: Nervt Sie das?
Fröhlicher: Das ist doch logisch! Der FCB ist seit Jahren eine grosse Nummer. Und zwar in der ganzen Schweiz. Selbst als der EHC Basel in der Nati A war und gegen Topteams spielte, sind die Fans drüben ins Joggeli gegangen. Erst als der EHC mal Playoffs spielte, kamen ein paar mehr. Richtig schlimm war es in der Abstiegssaison. Da spielte ich auf der anderen Seite beim EHC Biel. Ich kann mich noch gut ans erste Spiel in der Ligaquali erinnern: Da kamen etwa 5000 Bieler Fans nach Basel, die Basler waren grösstenteils zu Hause geblieben. Ich weiss aber, dass Basel früher mal richtig hockeybegeistert war. Durch die Erfolge des FCB hat sich das geändert. Für das Eishockey hier ist es aber vielleicht gar nicht schlecht, dass man ein wenig im Hintergrund arbeiten und in Ruhe wieder etwas aufbauen kann.

Valentin, würden Sie manchmal nicht auch gerne in einer Halle spielen, wenn es draussen regnet oder 35 Grad ist?
Stocker: Ich habe früher gerne in der Halle gespielt. Mit dem Regen habe ich keine Probleme. Aber wenn es, wie einmal in Bern, fast 50 Grad sind auf dem Kunstrasen, dann macht es wirklich nicht viel Spass. Du kannst unter diesen Bedingungen ja auch gar nicht deine volle Leistung zeigen.

Joël, Sie trainieren von August bis April in der Kälte: Stört Sie das nicht?
Fröhlicher: Das stimmt nicht ganz. Im Sommer war es zwischendurch auch fast 30 Grad in der Halle. Zum Glück gibt es bei uns sehr gutes Eis. Ich mag es eigentlich, wenn du in den Flip-Flops ins Training kannst. Ausrüstung montieren, zwei Stunden aufs Eis und danach wieder in die Badi. Das ist cool!

*****

EHC Basel – SCL Tigers

Dienstag, 18. September, 20.15 Uhr, St. Jakob-Arena

In den 2000er-Jahren spielten die Basler in der NLA. Danach folgte der schleichende Niedergang, der 2014 im Konkurs endete. Seit 2017 spielen sie in der MySports League. Der EHCB hat sich 2018 zum ersten Mal für den Swiss Ice Hockey Cup qualifiziert.

Mässig erfolgreich waren bislang auch die SCL Tigers. 2014, 2016 und 2017 schafften sie es jeweils bis in den Viertelfinal.

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