Bilder aus dem Ajoie-Partybus
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Nach Cup-Sensation:Bilder aus dem Ajoie-Partybus

Ajoie-Boss Hauert zum Cup-Coup
«Ich hatte Tränen in den Augen»

Diesen Tag wird Ajoie-Boss Patrick Hauert nie mehr vergessen. Er wird für 20 Jahre Fronarbeit belohnt und sein Sohn stemmt den Cup in die Höhe. Der Aufstieg ist aber kein Thema.
Publiziert: 03.02.2020 um 18:20 Uhr
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Ajoie-Präsident Patrick Hauert stemmt den Pokal im Festzelt in der Festnacht in Porrentruy in die Höhe.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth und Nicole Vandenbrouck

Die tiefe Befriedigung ist Patrick Hauert in Lausanne in den späten Stunden dieses denkwürdigen 2.2.2020 ins Gesicht geschrieben. «Es ist magisch!», sagt der Präsident des HC Ajoie, der gerührt ist, als sein Team nach dem 7:3-Triumph gegen den HC Davos den Cup-Coup geschafft hat. «Es ist unglaublich. Ich hatte Tränen in den Augen. Das ist normal. Es waren so viele Emotionen. Wir hatten viel Vorbereitungs-Arbeit geleistet. Und dann war alles top.»

Als Zweiter B-Ligist nach den SCRJ Lakers vor zwei Jahren (7:2 – ebenfalls gegen Davos) hat Ajoie den Cup gewonnen. Eine Riesen-Leistung, der auch die Bündner Respekt zollen.

Edel-Fan Guerdat gibt sich nicht überrascht

Die Ajoie-Helden und deren Trainer Gary Sheehan lassen sich auf dem Eis von 7400 Jurassiern im Stadion ausgiebig feiern. Unter ihnen ist auch der berühmteste jurassische Sportler: Springreiter Steve Guerdat, ein bekennender Ajoie-Fan. Ist der Triumph überraschend? «Für uns nicht», lacht der Olympiasieger.

Präsident Hauert hält sich lieber im Hintergrund. Nach der Medaillen-Übergabe herzt der 61-Jährige noch kurz seinen Sohn Jordane (33), den Captain des Teams. Dann kehrt er in den Kreis seiner Freunde und der Klubfamilie zurück.

Vor dem Duell gegen den HCD sagte er seinen Spielern: «Wir haben keinen Druck. Es ist schon sehr schön, was wir bisher erreicht haben.» Und strahlend erzählt er: «Dann kommt man hierher und in der Halle hat es 9000 Zuschauer. Und plötzlich steht es 1:0, 2:0.» Hauert pustet durch. «Dann kommt der Druck. Man fragt sich: Ist es möglich, das Spiel zu gewinnen?»

Hauert dachte: «Aufpassen! Davos ist Davos»

Und was hat der Ajoie-Boss gedacht, als es dann kurz vor Spielmitte 4:0 für den Underdog heisst? «Aufpassen! Davos ist Davos.» Die Bündner kommen zwar noch einmal heran. Doch dann macht Ajoie mit dem fünften (!) Powerplay-Treffer alles klar. «Es war eine grosse Erleichterung», sagt Hauert hinterher, nachdem sein Sohn Jordane den Pokal in die Höhe gestemmt hat.

«Da waren viele Emotionen dabei. In diesem Jahr bin ich seit 20 Jahren Präsident. Und wir waren im Cupfinal. Und wir haben gewonnen», sagt Hauert Senior. «Das ist ein grosses Geschenk. Meine Freunde und ich arbeiten alle ehrenamtlich. Wenn du das 20 Jahre machst und dann den Cup gewinnst, weisst du, wofür du das alles gemacht hast.» Das sei «sehr, sehr» wichtig.

«Wir haben immer hart gearbeitet. Ich habe meinem Sohn 2004 nach einer Enttäuschung gesagt: Mach dir keine Sorgen. Irgendwann werden wir Meister sein. Und 2016 wurden wir NLB-Meister.» Und jetzt Cupsieger.

Hauert folgte seinem Vater als Chef des Unternehmens M.R.P., das Uhrengehäuse herstellt und in dem auch Jordane arbeitet. Den schuldengeplagten HC Ajoie sanierte er, als er ihn in der 1. Liga übernahm.

«Wir haben Spieler, die sich steigern können»

Wie ist es als kleiner Klub mit einem Budget von 3,5 Millionen Franken möglich, vier Teams aus der National League zu bezwingen und den Cup zu gewinnen? «Wir haben in unserer Mannschaft Spieler, die sich in einem einzelnen Match steigern können», erklärt der Ajoie-Chef. «Und für uns war alles ein Bonus. Die Davoser hatten eine viereinhalbstündige Anreise und kamen in ein Stadion voll mit Ajoie-Fans. Und dann waren sie frustriert und haben sich viele schlechte Strafen eingehandelt.»

Doch was haben die Jurassier nun vor? Werden sie an die Türe der National League klopfen? «Nein, für den Moment nicht», sagt Hauert. «Für die National League braucht man das dreifache Budget, um sich in der Liga halten zu können. Von den Strukturen her sind wir auch nicht bereit dafür. Unser Ziel ist es, ein Top-Klub in der Swiss League zu sein. Dabei ist es auch möglich, Junge auszubilden. Und in drei, vier Jahren können wir dann weiterschauen.»

Kein Angst, Ajoie will nicht aufsteigen

Das neue Stadion, das derzeit mit einem zweiten Eisfeld mit NHL-Massen gebaut wird und Platz für 5000 Fans bieten wird, eröffne dem Klub dann neue Möglichkeiten. Auch wenn am Sonntag ein Zehntel der Einwohner des Kanton Juras in Lausanne war, hat Ajoie in der Liga nur einen Zuschauerschnitt von 1700 Fans. «Wir würden den gerne auf 3000 hochschrauben.»

Sollte Ajoie nun auch noch B-Meister werden, haben die NL-Klubs nichts zu befürchten. Die Ligaqualifikation würde einmal mehr entfallen. «Wir haben uns nicht angemeldet», sagt Hauert und lacht, als man ihm sagt, dass man das in Rapperswil oder Ambri bestimmt gerne hören werde. Dann setzt der Chef die Feierlichkeiten fort, soeben ist ihm ein Champions-Shirt auf dem Tisch gelegt worden.

Hauert geniesst es in vollen Zügen. Die ganze Nacht wird in Porrentruy im Festzelt gefeiert. Auch Die 6678-Einwohner-Gemeinde hat schon im Voraus Freinacht verfügt. Manche Flasche wird gelehrt. Der Pokal muss mit Klebeband geflickt werden. Am Montag hat sich Hauert einen freien Tag eingeplant. Und die Mannschaft muss erst am nächsten Dienstag gegen La Chaux-de-Fonds spielen.

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