Eingelöste Playoff-Wetten
Ambri-Goalie Zurkirchen sammelt für Flüchtlinge

Wettschulden sind Ehrenschulden, deshalb hat Ambri-Goalie Sandro Zurkirchen (26) ein Dutzend Kleidersäcke für Flüchtlinge gesammelt und Lausanne-Stürmer Etienne Froidevaux (27) hat sich bei seinem Besuch im Tierheim in Bern so in Hund Benji verliebt, dass er nun sein Pate ist.
Publiziert: 17.08.2016 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:36 Uhr
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«Jeder von uns hat sicher genug Kleider.» Sandro Zurkirchen
Foto: TOTO MARTI
Nicole Vandenbrouck

Der Kofferraum seines Autos ist gerappelt voll. Mit grossen Säcken voller Kleider, die Sandro Zurkirchen bei Teamkollegen und seiner Familie gesammelt hat. Dies war sein Einsatz, als sich vier Teams um zwei Playoff-Plätze balgten. Weil Ambri den Einzug verpasste, lässt der Goalie nun seinen Worten Taten folgen.

Damit die Kleiderberge schnellstmöglich bei ihren Empfängern ankommen, besuchen Carmelo Diaz del Moral (Bild re.) und Ruby Belge vom SOS Ticino, dem Schweizer Hilfswerk für Flüchtlinge des Kantons Tessin, das Training der Biancoblù in Biasca. Die drei afghanischen Flüchtlinge Ali, Nasir und Firus begleiten sie.

Ali, der vor fünf Jahren mit seinen Eltern ins Tessin geflüchtet ist, ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft des Hockey-Torhüters. «Es ist schön, dass die Ambri-Spieler etwas für uns tun.» Diaz del Moral ergänzt: «Essen und Kleidung ist das Wichtigste für die Flüchtlinge, wenn sie in unserem Land ankommen.» Es macht Zurkirchen froh, dass er mit seiner verlorenen Playoff-Wette Menschen helfen konnte, die es nötig haben und auch schätzen. «Jeder von uns hat bestimmt genügend Kleider zu Hause im Schrank, von denen er einige Stücke entbehren kann», betont der 26-Jährige.

Hilfe für ein Tierheim in Bern

Lausanne verpasste letzte Saison die Playoffs. Der Wett-Einsatz von Etienne Froidevaux: In einem Tierheim helfen. Es soll ein Besuch werden, der sein Leben verändert. Im Tierheim des Berner Tierschutzes in Bern führt Tierpflegerin Patrizia den Hockeyspieler herum.
Vögel, Ratten, Chinchillas, Katzen, Hunde. Froidevaux ist interessiert, stellt viele Fragen. Betroffen ist man, wenn Patrizia über die Heim-Hunde spricht. Die meisten traumatisiert, viele mit ­einer Abneigung gegenüber Männern, weil sie schlechte ­Erfahrungen gemacht haben.

Als Froidevaux an den Hunde-Zwingern vorbeigeht, ist das Gebell laut. Nur ein Hund bleibt ruhig: Shar-Pei-Rüde Benji (4). «Wie lange lebt er schon hier?», fragt Froidevaux. Die Antwort: Bereits über zwei Jahre.

Der Stürmer entscheidet sich sofort, mit Benji einen Spaziergang zu machen. «Ich war vor einiger Zeit schon mal hier mit meiner Freundin. Wir wollten auch einen Hund für ­einen Spaziergang abholen, aber alle waren schon unterwegs», erzählt ­Froidevaux, als er Patrizia später beim Ausmisten der Kaninchen-Gehege hilft.

Der 27-Jährige hat Benji ins Herz geschlossen. Und fällt einen spontanen Herzensentscheid: «Ich übernehme die Patenschaft für Benji.» Froidevaux freut sich schon darauf, künftig mit seiner Freundin, die in Bern wohnt, ausgedehnte Spaziergänge mit ihm zu unternehmen. Zeit und Zuneigung ist wohl das schönste Geschenk für diese Heimtiere.

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