In der Ära des Salary-Cap (seit 2006) sind die Los Angeles Kings mit zwei Titeln (2012, 2014) die einzige NHL-Organisation neben den Chicago Blackhawks (2010, 2013, 2015), die auf mehr als einen Triumph zurückblicken kann.
Los Angeles verpasste in der vergangenen Saison aber nicht nur die Playoffs – drei Spieler der Siegermannschaft von 2014 wurden wegen häuslicher Gewalt verhaftet oder wegen Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt oder zumindest vernommen. Ein Höllenjahr für die Kings und ein Tiefpunkt in der Geschichte der NHL.
Die Misere im Schatten der sportlichen Baisse begann mit Verteidiger Slawa Voynov, der im Oktober 2014 wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ehefrau dingfest gemacht und angeklagt wurde.
Die Kings suspendierten den Russen gemäss der konsequenten Politik der NHL auf unbestimmte Zeit. Momentan wartet er auf seinen Prozess, sollte er schuldig gesprochen werden, droht ihm nicht nur der Verlust seines Jobs bei den Kings – er könnte auch seine Arbeitserlaubnis für die USA verlieren.
Nach der Saison geriet Mittelstürmer Jarret Stoll auf Abwege: Der Kanadier wurde am 17. April 2015 in Las Vegas mit 3 Gramm Kokain und diversen Ecstasy-Pillen in der Badehose erwischt, als er auf dem Weg zu einer Pool-Party im MGM Grand Resort kontrolliert wurde. Stoll wurde wegen Rauschgiftdelikten angeklagt, seine Karriere bei den Kings ist vorüber.
Zu guter Letzt wurde auch noch der umstrittene Mike Richards von den Mühlen der Justiz erfasst. Der Center sollte wohl bereits 2014 aus seinem bis 2020 laufenden und jährlich 5.75 Millionen Dollar teuren Vertrag losgekauft werden, konnte damals aber noch den Kopf aus der Schlinge ziehen.
Nach einer weiteren schwachen Saison mit Einsätzen in der AHL war es nur eine Frage der Zeit, wann Richards den Marschbefehl bekommt – und der kam dann mit einem Paukenschlag: Nachdem der Olympiasieger von 2010 am 17. Juni beim Grenzübertritt nach Kanada mit verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln (Oxycodon) erwischt wurde, lösten die Kings den Vertrag mit Richards auf, obwohl Richards von den kanadischen Behörden nur befragt, nicht aber angeklagt wurde.
In diesem Fall ist sicher, dass die Spielergewerkschaft NHLPA die fristlose Kündigung anfechten wird – zu durchsichtig scheint die Absicht des Klubs, auf einfachem Weg rund 6 Millionen Dollar pro Jahr einzusparen und sich so Spielraum in der Payroll zu verschaffen.
Allem Störfeuer zum Trotz: Die Kings verfügen mit Goalie Jonathan Quick, Verteidiger Drew Doughty und Mittelstürmer Anze Kopitar über eine Achse der Exzellenz, jeder dieser zweifachen Champions gehört auf seiner Position zu den besten der Liga.
Sind die Nebengeräusche erstmal abgeklungen, können sich die Kings nach einer langen Pause bestens erholt wieder auf den Weg dorthin machen, wo sie mit ihrer Qualität hingehören: Mitten hinein in den Kreis der Stanley-Cup-Anwärter.