Als der EHC Biel am 16. Oktober seinen Trainer Kevin Schläpfer definitiv nicht für die Nati freigab und dieser bittere Tränen vergoss, sagte Verbands-CEO Florian Kohler, dass man mit «einem Doppelamt gut leben» könne.
Kurz darauf erläuterte er im SonntagsBlick: «Wir haben Zeit zu überdenken, ob wir zur WM 2016 mit einem Nati-Coach im Doppelamt gehen oder schon eine langfristige Lösung bis 2018 oder 2020 suchen. Aber: Warum versuchen wir es 2016 nicht einmal mit einem Trainer im Doppelamt? Jetzt wird Raeto Raffainer zuerst in Ruhe diverse Abklärungen treffen und dann einen Vorschlag machen.»
Das hat der Nati-Chef inzwischen getan. «Wir haben uns mit der Frage, ob der Nati-Trainer-Posten im Voll- oder Nebenamt besetzt werden soll, eingehend beschäftigt», sagt Raeto Raffainer (33). «Jetzt sind wir so weit, dass wir sagen: Wir suchen grundsätzlich einen im Vollamt.»
Damit ist klar: Der Davoser Meisterfabrikant Arno Del Curto (59) wird nicht Nati-Coach. Für den Engadiner wäre dies nur im Doppelamt ein Thema gewesen, was HCD-Präsident Gaudenz Domenig befürwortet hätte.
Die NLA-Klubs wären zwar damit einverstanden gewesen, dass Schläpfer an der WM in Moskau im Doppelamt die Nati geführt hätte – der Baselbieter wollte das aber selbst nicht.
Beim Thema Del Curto hingegen läuteten bei ZSC Lions, SC Bern & Co. die Alarmglocken. Auch aus Furcht, dass der charismatische Coach in der Nati Spieler nach Davos abwerben könnte. Ohne den Segen der mächtigen Klubs hätte der Verband Del Curto nie installieren können. Tränen werden deshalb beim HCD-Coach kaum fliessen.
Wie geht es nun an der Bande der Nati weiter? Am Deutschland-Cup (Freitag bis Sonntag) führen U20-Nati-Coach John Fust und U18-Trainer Thierry Paterlini die Mannschaft.
Danach soll Interimscoach Fige Hollenstein, der aus persönlichen Gründen für Augsburg passen muss, übernehmen und mindestens an der Arosa Challenge vor Weihnachten die Nati betreuen.
Parallel dazu sucht Raffainer den Coach der Zukunft. Doch nur wenige Vollblut-Trainer könnte dieser Job, bei dem es nur einmal im Jahr um die Wurst geht, restlos befriedigen. Schläpfer wäre da eine Ausnahme. Dennoch hofft der Nati-Chef, dass er einen Top-Mann finden wird. «Ralph Krueger oder Sean Simpson haben bewiesen, dass die Schweizer Nati auch ein Sprungbrett für die NHL oder einen guten Vertrag in der KHL sein kann», sagt Raffainer. «Wir haben teilweise interessante Bewerbungen erhalten.»
Wenn Raffainer den Trainer, der seinen Wunschvorstellungen entspricht, noch nicht findet, könnte bei der WM in Moskau auch eine Übergangslösung oder Fige Hollenstein zum Zug kommen.