Als die Schildbürger ein Rathaus bauten. Ungefähr mit diesen Worten könnte auch die Geschichte der Transfervereinbarung zwischen der Schweizer National League und der National Hockey League beginnen. Lange hatte man sich gegen diese Zusammenarbeit gewehrt, weil etwas über 250000 Franken für einen Spieler, der im letzten Moment stiften geht, in der Schweiz nicht viel bedeuten. So hatte man das Recht, einem Spieler (wie Tristan Scherwey im letzten Sommer) die NHL zu verbieten, bis er a) keinen Vertrag mehr oder b) einen Vertrag mit Ausstiegsklausel besitzt.
Ausstiegsklausel plötzlich ein Muster ohne Wert
Nun hat man das Transferabkommen mit der NHL doch. Mit der finanziellen Abgeltung ist die Chose für die NHL erledigt. Auf der anderen Seite sieht man aber die Möglichkeit, sich durch die Hintertür einen Vorteil zu verschaffen. Geht ein Spieler in die NHL, soll der Klub dafür einen Ausländer mehr einsetzen dürfen, egal ob dieser Spieler eine Ausstiegsklausel hat oder nicht. Man kann die Klubs, die von dieser Regel profitieren werden, an einer Hand abzählen: Es sind die Mächtigen. Die gleichen Klubs, die in den nicht sehr geheimen Telefonkonferenzen gerade den Ton angeben. Damit die sportliche Kompetenz (die Sportchefs) die Pläne nicht durchkreuzt, wurde diese zuletzt übrigens von den Gesprächen ausgeschlossen.
Gegengeschäft für die Abschaffung des Abstiegs?
So konnte Denis Vaucher, der Meldeläufer der «Influencer» aus Bern und Zürich, die ihm vorgelegten Punkte in strengem Gehorsam und mit konstruierter Hast durchpauken, Fragen wurden mit fadenscheinigen Argumenten abgeschmettert. Ein Gegengeschäft für das Versprechen, den Abstieg abzuschaffen? Wird das Abkommen ratifiziert, könnte der SCB in der nächsten Saison einen zusätzlichen Ausländer für Gaetan Haas (falls er in der NHL bleibt) einsetzen, sein Vertrag läuft ja noch. Ebenso für Tristan Scherwey, sollte der gehen. Die ZSC Lions erhalten dann für Pius Suter eine zusätzliche Ausländerlizenz, die Ausstiegsklausel wurde ja plötzlich zum Muster ohne Wert erklärt. Die Mächtigen führen den Rest der Liga dann wieder mal am Nasenring durch die Manege.
Und das Gentlemens Agreement, das ausdrücklich vier Ausländer pro Team und Spiel vorsieht? Ist damit de facto aufgelöst. Mit dieser sinnlosen Regelung wird nur die Ausgeglichenheit sabotiert, die besonders in den letzten zwei Jahren für Nervenkitzel gesorgt hatte. Erraten: Die Grossen aus Bern und Zürich verpassten in dieser Zeit je einmal die Playoffs. Dank dieser Volte der Machthaber im Schweizer Eishockey werden die Mächtigen bald nicht nur finanzielle Vorteile haben, sondern auch noch mit mehr Ausländern gegen die Kleinen antreten. Dazu kommt die Möglichkeit der Schindluderei mit Pro-Forma-Verträgen.
Die Schildbürger hatten beim Bau ihres Rathauses übrigens die Fenster vergessen.