Das Eishockey kannte Simon Schenk aus jeder Perspektive. Kannte, muss man leider sagen, Simon Schenk ist tot. Sein Reservoir an Fachwissen wurde gern mit dem kryptischen Begriff «unerschöpflich» versehen; davon profitieren durften auf jeden Fall alle, die das wollten. Auch die Fernsehzuschauer. Als Experte für die Spartensender Teleclub und MySports fand er stets die Mischung aus klaren Worten und sachlicher Kritik, die, gewürzt mit einem Schuss Emmentaler Charme, beim Publikum am besten ankommt.
Prinzipientreuer Mann aus dem Emmental
Hinter den Kulissen wusste er nötigenfalls aber auch andere Töne anzuschlagen. Aufbrausen konnte der prinzipientreue Mann aus dem Emmental schon, als Nationalrat der SVP von 1994 bis 2011, als Trainer, als Nati-Coach – und ab 1997 als Sportstratege der ZSC Lions. Nach der Fusion zwischen dem in der NLB festsitzenden Grasshopper Club und dem nicht zur Ruhe kommenden Zürcher Schlittschuh-Club machte Schenk die Löwen im Handumdrehen zu einem Premium-Produkt mit breit abgestützter Nachwuchsorganisation und zwei Meistertiteln.
Simon Schenk ist am 16. Mai 1946 geboren und in Trubschachen und Langnau aufgewachsen. Als Kind klettert der Winnetou-Fan in den Mittagspausen über den Zaun des Eisfelds und übt, bis ihn der Eismeister fortjagt. Als er sich bei der Berufswahl für ein Lehrerseminar entscheidet, belächelt ihn sein damaliger Lehrer, meint, er brauche gar nicht erst zur Prüfung anzutreten, er reibe sich nur den Hosenboden durch. Doch Schenk besteht und ist 22 Jahre lang Primarlehrer in Konolfingen. Nicht selten steht er nach einem Spiel mit einem blauen Auge oder
einer Schramme am Kopf vor die Klasse. Er spielt 16 NLA-Saisons für Langnau, wird 1976 Meister. In der Nacht auf Freitag hat «Simus» Herz aufgehört zu schlagen. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Simon Schenk ist am 16. Mai 1946 geboren und in Trubschachen und Langnau aufgewachsen. Als Kind klettert der Winnetou-Fan in den Mittagspausen über den Zaun des Eisfelds und übt, bis ihn der Eismeister fortjagt. Als er sich bei der Berufswahl für ein Lehrerseminar entscheidet, belächelt ihn sein damaliger Lehrer, meint, er brauche gar nicht erst zur Prüfung anzutreten, er reibe sich nur den Hosenboden durch. Doch Schenk besteht und ist 22 Jahre lang Primarlehrer in Konolfingen. Nicht selten steht er nach einem Spiel mit einem blauen Auge oder
einer Schramme am Kopf vor die Klasse. Er spielt 16 NLA-Saisons für Langnau, wird 1976 Meister. In der Nacht auf Freitag hat «Simus» Herz aufgehört zu schlagen. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Wenige Tage bevor er vergangenen Montag für die zweite grössere Herzoperation nach 2017 ins Berner Inselspital einrückte, schrieb er seinem Freund und Expertenkollegen Morgan Samuelsson, dass er bei MySports als Experte nicht mehr erwünscht sei. Samuelsson möge sich doch bei Teleclub umhören, ob sich dort etwas ergeben könnte. Er habe die Freude an diesem Job noch nicht verloren. Jetzt wird sein breites Berndeutsch nie mehr zu hören sein.
Ganze Palette an Emotionen als Nati-Coach
Während seinen beiden Touren als Nati-Trainer (1986 bis 1990 und 1995 bis 1997) wurde Schenk die ganze Palette an möglichen Emotionen offeriert. Aufstiege, Abstiege. Die Olympischen Spiele 1988 in Calgary mit dem historischen Sieg gegen Finnland. Eine A-Weltmeisterschaft in der Schweiz im Jahr 1990 ohne die Schweiz, weil der Gastgeber damals noch keinen festen Platz im Teilnehmerfeld hatte. Die Promotion für die A-WM 1991 hatte Schenk aber schon in der Tasche.
Im Frühling 1997 musste er während der B-Weltmeisterschaft in Polen eine handfeste Krise managen, nachdem zwei Lausbuben den Zapfenstreich ignoriert hatten. Diesen Anzeichen von moralischer Erosion trat er mit einer verbalen Abreibung vor versammelter Mannschaft entgegen, auf öffentlichkeitswirksame Massnahmen verzichtete er.
«Gäbetne Chäs u Brot»
In den Garderoben wurde manchmal geschmunzelt, wenn Schenk seiner Taktik mit dialektschweren Anweisungen zusätzlichen Eindruck verschaffte. «Gäbetne Chäs u Brot» lautete eine Variante aus seinem Motivationskatalog, Verteidigern empfahl er zwischendurch auch mal auf einen «Wäutshammer» (harter Slapshot) zu verzichten, und stattdessen einen tückischen «Sanghas» (Sandhase) in Richtung Tor zu schicken. Den Willen, der Gilde der Schweizer Trainer bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Rücken zu stärken, hat er nie abgelegt. «Wir haben immer noch zu viel Ehrfurcht vor der NHL und den Kanadiern.»
Nach 20 Jahren im Dienst der ZSC Lions kehrte Schenk 2017 zu seinen Wurzeln zurück. Als Berater und Stratege stellte er seine Expertise bis zuletzt den SCL Tigers zur Verfügung. Der Mann hatte Eishockey im Blut.
* BLICK-Hockey-Experte Dino Kessler spielte unter Simon Schenk in der Schweizer Nationalmannschaft.