Darum gehts
- ZSC Lions gewinnen Meistertitel mit vielfältigem Team aus erfahrenen und jungen Spielern
- Mehrere Spieler haben interessante Hobbys und Hintergründe ausserhalb des Eishockeys
- Einer der Finnen entspricht dem Klischee, ein anderer überhaupt nicht
Die Goalies
Simon Hrubec (33). Um sich seine Goalie-Ausrüstung leisten zu können, verkaufte er als Junge seine Playstation. Es hat sich gelohnt: Nach Titeln in der KHL (2021 mit Omsk) und in seiner Heimat (2019 mit Trinec) ist der Tscheche nun auch zweifacher Schweizer Meistergoalie. Hat er bei einem Spiel das Gefühl, dass ihn seine Vorderleute im Stich gelassen haben, ist der sonst gesellige Familienvater innert fünf Minuten geduscht und wortlos weg – und seine Teamkollegen reissen sich fortan wieder am Riemen, weil sie wissen, was es geschlagen hat.
Robin Zumbühl (26). Der gelernte Sanitärinstallateur besitzt neben dem Schweizer auch noch den italienischen Pass. Hat als Schattenmann von Hrubec in dieser Saison weitere Fortschritte gemacht. Sein älterer Bruder Pascal (28) spielte einst ebenfalls für den ZSC-Nachwuchs und die GCK Lions in der NLB, hat seine Karriere aber früh beendet. Der Urdorfer, der sich in seiner Jugend von Ari Sulander und Lukas Flüeler inspirieren liess, fällt im Team durch seine stets gute Laune und sein markantes Lachen auf.
Die Verteidiger
Yannick Blaser (36). Hat sich das Highlight seiner Karriere mit dem Meistertitel bis ganz zum Schluss aufgespart. Der in Zug wohnhafte Emmentaler war in den letzten drei Jahren primär der fürsorgliche und erfahrene Leitwolf für die jungen Talente beim Farmteam GCK Lions, rutschte aber für die Playoffs als Ersatz für den verletzten Trutmann ins ZSC-Meisterteam. Lang auskosten kann er diesen Triumph nicht, am 1. Mai tritt er bei den SCRJ Lakers seine Stelle als Stufenleiter und Headcoach der U21-Elit an. Ein aussergewöhnliches Hobby von ihm ist Hornussen.
Timo Bünzli (20). Der Sohn des früheren ZSC- und Rappi-Verteidigers Daniel Bünzli (57) erhielt in den Playoffs keine Eiszeit, aber kann der nächste Christian Marti werden. Dabei stand seine Karriere als Junior auf der Kippe, als er die Saison 21/22 wegen Rückenproblemen komplett verpasste. Der langjährige Nachwuchs-Internationale hat an der United School of Sports erfolgreich die vierjährige KV-Lehre abgeschlossen.
Patrick Geering (35). Bereits zum fünften Mal Meister ist der Captain, der seit seiner Kindheit für den ZSC spielt. Der Familienvater ist die Schlüsselfigur für das funktionierende Innenleben der Mannschaft. Nachdem Marco Bayer als Trainer übernommen hatte, erhielt der Stadtzürcher auch auf dem Eis ein Upgrade, was dem Team durchaus gutgetan hat. Betreibt als Förderer elektronischer Musik die Plattform «Unsere Beweggründe», die sich für eine lebendige Schweizer Club- und Kulturlandschaft einsetzt.
Santtu Kinnunen (26). Als siebter Ausländer die ideale Ergänzung, die wegen Verletzungen und der Champions League auch oft zum Zug kam und eine zusätzliche Option für die Verteidigung darstellte. Den Finnen aus Lahti, der Tattoos und die Los Angeles Lakers mag, zog es nach zwei Jahren in Nordamerika (AHL) im vergangenen Sommer nach Europa zurück, weil er sein Spiel verfeinern und kräftiger werden wollte. Nun zieht er zu den SCL Tigers weiter, wo die anspruchsvolle Aufgabe auf ihn wartet, Landsmann Vili Saarijärvi (zu Genf) zu ersetzen.
Dean Kukan (31). Mittlerweile ist er zweifacher Meister, zweifacher CHL-Gewinner und zweifacher WM-Silbermedaillengewinner. Ein Erfolgsausweis, der sich wahrlich sehen lassen kann. Der Nati-Verteidiger und frühere NHL-Spieler ist mit der Schwedin Jenni verheiratet und hat zwei Töchter. Er fällt durch den Gegensatz auf, dass er auf dem Eis stets explodiert, aber daneben zu den ruhigen und unaufgeregten Zeitgenossen gehört. Wurde von seinen Berufskollegen in einer Umfrage der Spielvereinigung und Blick zum besten Verteidiger der Liga gewählt.
Mikko Lehtonen (31). Der finnische Doppelweltmeister und Olympiasieger entspricht dem Klischee des ruhigen, besonnenen Finnen. Bildet jeweils mit Hrubec und Lammikko eine Fahrgemeinschaft ins Training. Als passionierter Golfer bewundert der ZSC-Verteidigungsminister die Weltbesten dieser Sportart, sein favorisiertes Fussball-Team ist der FC Bayern München. Lehtonens jüngerer Bruder Matias (29) stürmt in Polen für Tichy und holte dort diese Saison ebenfalls den Meistertitel.
Christian Marti (32). Der gelernte Forstwart ist auf dem Eis der Mann fürs Grobe und wurde in einer Umfrage der Spielvereinigung und Blick zum besten Defensiv-Verteidiger und härtesten Gegenspieler gewählt. Daneben hat er stets ein Lachen im Gesicht, ist mit einem feinen Humor gesegnet und so etwas wie der Komiker der Mannschaft, der aber auch jederzeit gut für tiefsinnige Gespräche ist. Im Fussball ist Real Madrid sein bevorzugter Verein.
Jan Schwendeler (21). Wandert zwischen den GCK Lions und den ZSC Lions hin und her, kam aber in den Playoffs nicht mehr zum Einsatz. Präsent war er trotzdem, weil er in einem Spot auf dem Video-Würfel auf witzige Weise für die Stadion-Wurst wirbt. Der ehemalige EVZ-Junior, der auch einen slowakischen Pass besitzt, wurde in allen Nachwuchs-Nationalteams übergangen, hat es aber trotzdem ins Profi-Hockey geschafft. Sein jüngerer Bruder Marek (18) spielt als Stürmer im Nachwuchs von Zug.
Dario Trutmann (32). Der grosse Pechvogel, weil er sich unmittelbar vor den Playoffs verletzte (Adduktorenabriss) und in der entscheidenden Meisterschaftsphase nur noch als Zuschauer dabei war. Mittlerweile ist der Zuger seit sechs Jahren beim ZSC und gehört zu den Dienstältesten im Team. Der Familienvater pflegt einen urbanen Lifestyle und wohnt mitten in der Stadt Zürich.
Daniil Ustinkov (18). Das in Moskau geborene Talent, das bereits mit 16 in der National League debütierte, hat sich nach einem Zwischentief via GCK Lions zurückgekämpft und in dieser Saison grosse Fortschritte gemacht. Er hat an Reife zugelegt und kam auch in den Playoffs regelmässig zum Einsatz. Neben Eishockey interessiert er sich auch für Basketball (NBA). Sein bester Kumpel im Team ist Timo Bünzli.
Yannick Weber (36). Er und seine kanadische Frau Kayla sind im vergangenen Sommer erstmals Eltern einer Tochter geworden. Daneben erkunden die beiden auch gerne die Zürcher Gastroszene. Der ehemalige NHL-Verteidiger ist mit seiner Einstellung, die seine ganze Karriere prägt, ein Vorbild für jeden im Team. Mit seinem Fussball-Geschmack steht der Berner allerdings ziemlich allein da – sein Herz schlägt für YB und Arsenal.
Die Stürmer
Sven Andrighetto (32). Der Playoff-Topskorer und unbestrittene Star im Team trägt Zürich nicht nur im Herzen, sondern auch auf der Haut in Form eines Tattoos des Grossmünsters. Obwohl er selbst noch keine hat, liebt er Kinder und ist stolzer Götti von Christian Martis Sohn Dion. Bei schönem Wetter fährt er gerne mit seinem Motorrad aus und nach der Saison lädt er seine Batterien jeweils in der Sonne Floridas wieder auf. Kann in den Emotionen aufbrausend sein und die Teamkollegen auch mal zusammenstauchen, doch kaum ist es ausgesprochen, tut es ihm schon leid.
Nicolas Baechler (21). Festigte diese Saison nicht nur seinen Platz bei den ZSC Lions, sondern überzeugte auch mit ersten starken Auftritten im Nationalteam. Dort ist er nicht der Einzige in der Familie, seine für Davos verteidigende Schwester Alessia (19) hat trotz ihres jungen Alters für die Frauen-Nati bereits vier WM-Turniere gespielt und wechselt auf die nächste Saison nach Nordamerika. Auch in Sachen Meistertitel liegt Alessia gegenüber Nicolas noch mit 3:2 vorne. Neben dem Eishockey ist der Illnauer vor allem mit Lernen beschäftigt, er absolviert ein Wirtschaftsfernstudium.
Rudolfs Balcers (28). Sein im Oktober erlittener Knöchelbruch im Sprunggelenk war ein Schock, doch der lettische WM-Bronzeheld von 2023 kämpfte sich in Rekordzeit zurück. Schon als 14-Jähriger verliess er die Heimat, um seine Karriere in Norwegen zu lancieren. Ein Sprachgenie, das sich auf Lettisch, Russisch, Norwegisch, Schwedisch und Englisch verständigen kann. Hat sich im letzten Sommer mit seiner norwegischen Freundin Ingrid verlobt.
Chris Baltisberger (33). Die Integrationsfigur, die sich jeweils auch um die Jungen kümmert und um jeden im Team, bei dem gerade der Schuh drückt. Nimmt auch jede Rolle an, ohne zu murren, und ist bereits zum fünften Mal Meister mit dem ZSC. Erstmals seit 14/15 findet die Feier ohne seinen ihm eng verbundenen Bruder Phil (29) statt, der anfangs Saison zu den SCL Tigers wechselte. Zusammen mit seiner Frau Sabrina produziert und vertreibt er Ingwer-Shots. Der Familienvater hegt und pflegt seinen Körper unter anderem mit autogenem Training.
Jesper Frödén (30). Sorgte in diesen Playoffs mit einem Eigentor-Kuriosum genauso für Aufsehen wie zum Schluss mit dem Fakt, dass er jetzt zweifacher ZSC-Meisterschütze ist. Schon 2024 schoss er das entscheidende Tor. Ein nimmermüdes Duracell-Häschen. Der schwedische Nationalspieler wurde im vergangenen Sommer erstmals Vater. Weil er als Autofahrer auch auf Schnellstrassen eher gemütlich unterwegs ist, haben ihm die Teamkollegen den Übernahmen «Turtle» (Schildkröte) verabreicht.
Marlon Graf (22). Der Pizza-Liebhaber und Real-Madrid-Fan bekam anfangs Saison die Chance, konnte sie aber nicht nutzen und wurde teamintern von den jüngeren Olsson und Segafredo überholt. Nun zieht der offensiv orientierte Stürmer zu den SCRJ Lakers weiter, um anderswo seinen Durchbruch in der National League zu schaffen.
Derek Grant (35). Man kann es nach seinem legendären Ausraster in Finalspiel 3 kaum glauben, aber der Kanadier mit der herrlichen Zahnlücke ist ein Spassvogel, der ständig ein Lächeln im Gesicht und einen guten Spruch auf Lager hat – und eigentlich durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Deshalb ist er im Team auch enorm beliebt. Ex-Trainer Marc Crawford lotste den ehemaligen NHL-Spieler nach Zürich, da Grant einst mit dessen Sohn Dylan zusammenspielte. Hat seit seiner Ankunft im Sommer 2023 Freude daran, die Schweiz durch zahlreiche Ausflüge kennenzulernen.
Joel Henry (21). Der Schnauzträger hat sich diese Saison im Team festgebissen. Er kommt aus einer Hockeyfamilie, sein Vater Patrick spielte einst für Lyss und Thurgau in der NLB und ist aktuell Trainer des Zweitligisten EHC Kreuzlingen-Konstanz. Mutter Manuela schnürte die Schlittschuhe für den DSC St. Gallen, der jüngere Bruder Cyrill (17) stürmt für die Junioren von Lugano, der ältere Bruder Cedric (24) verteidigt unter dem Vater für Kreuzlingen-Konstanz. Ihre Hockeykarrieren gestartet haben die drei Henrys im Thurgau. Das Fussballherz von Joel Henry gehört dem FC Lugano.
Juho Lammikko (29). Der zweifache Weltmeister ist der Gegenentwurf eines typischen Finnen – extrovertiert, kommunikativ, eine Stimmungskanone und ein Spassvogel in der Kabine. Der Stürmer mit der grossen Zahnlücke liebt es auch, seinen Kollegen gelegentlich fiese Streiche zu spielen. In den Playoffs schlug er sich mit Beschwerden herum. Wenn er jeweils fehlte, war dies auf dem Eis sofort zu spüren.
Denis Malgin (28). Der Spektakelstürmer wurde vor anderthalb Jahren erstmals Vater eines Sohnes, seine Frau Emelie lernte der ehemalige NHL-Spieler bereits zu Teenager-Zeiten kennen. Sein Vater Albert (58) war als Stürmer eine Klubikone in Olten, wo Denis aufgewachsen ist. Sein älterer Bruder Dimitri spielt mit 37 noch immer bei den Pikes Oberthurgau in der 1. Liga. Interviews zu geben, ist nicht die bevorzugte Beschäftigung des ZSC-Stars, doch er lässt sie mittlerweile locker über sich ergehen.
Daniel Olsson (19). Die dänische Neuentdeckung kam als Neunjähriger nach Zürich, aus beruflichen Gründen seines Vaters Dennis (51). Die Familie ist inzwischen mit seinen zwei 16-jährigen Zwillingsschwestern nach Lausanne weitergezogen, und Olsson, der die KV-Lehre abgeschlossen hat, bewohnt alleine eine Wohnung gleich bei der Swiss Life Arena. Besitzt die Schweizer Lizenz und spricht perfekt Schweizerdeutsch, ist aber dänischer Junioren-Nationalspieler. Kim Staal (47), der Andres Ambühl Dänemarks, der für sein Land 18 WM-Turniere bestritten hat, ist sein Cousin.
Willy Riedi (27). Der Modellathlet hat vor allem in den Playoffs gross aufgetrumpft, und seine in den Halbfinals getätigte Aussage «Fertig mit dem Scheissdreck, jetzt machen wir den Sack zu» wurde zum Kultsatz. Hat eine Ausbildung als Fitnesscoach und Ernährungsberater sowie die Berufsmittelschule abgeschlossen und will im Sommer ein Fernstudium (Wirtschaft) beginnen. Deshalb ist er auf längeren Carfahrten oft im Lernmodus. Vor Spielen isst er als Energiespender zwei Reihen schwarze Schokolade mit Honig.
Vinzenz Rohrer (20). Der Vorarlberger Wirbelwind und Publikumsliebling spielte schon als Zwölfjähriger für den ZSC, ehe er zwischenzeitlich für zwei Saisons in der Junioren-Liga OHL bei den Ottawa 67's tätig war und von Montréal gedraftet wurde. Seit der Österreicher mit Schweizer Lizenz 2023 zurückgekehrt und im Fanionteam dabei ist, wurden die ZSC Lions stets Meister. Neben seinem grossen Talent verfügt er auch über einen riesigen Biss, gilt aber als Chaot, der überall Zeug rumliegen lässt. Sein Vater Stefan Lochbihler war Tennisprofi.
Alessandro Segafredo (20). Der aus Asiago stammende Italiener mit Schweizer Lizenz ist der beste Freund von Rohrer, die beiden haben zusammen eine WG in Zürich-Oerlikon. Konnte wie Olsson in dieser Saison die ersten Erfahrungen in der National League sammeln und wusste zu gefallen. Kam bereits als Zwölfjähriger in die Schweiz, zunächst nach Ambri, danach lockte ihn der ZSC nach Zürich. Wohnte als Teenager drei Jahre bei der Familie von Ex-ZSC-Star und Nachwuchschef Edgar Salis. Durch seine Mutter besitzt er auch den südafrikanischen Pass.
Justin Sigrist (26). Der aus Henau bei Uzwil stammende Stürmer ist ein dankbarer Teamspieler, der selten für das grosse Spektakel sorgt, aber seine Linienpartner entscheidend besser macht. Seine Zwillingsschwester Shannon hat für die Nati bereits acht WM-Turniere bestritten und spielt ebenfalls für den ZSC. Dort war auch seine amerikanische Freundin Skylar Fontaine (26) engagiert, ehe ihre Arbeitsbewilligung vom Amt für Wirtschaft und Arbeit im Februar nicht verlängert wurde. Die 13 ist Sigrists Glückszahl, deshalb ist es seine Rückennummer.
Yannick Zehnder (27). Der Zuger ist zwar kein eigentlicher Star, sondern ein guter Mitläufer, aber verfügt offensichtlich über ein Meister-Gen und ist der erfolgreichste Spieler der Gegenwart. In den letzten fünf Jahren wurde er viermal Meister – je zweimal mit Zug und mit dem ZSC. Nun wechselt Zehnder, dessen Fussball-Herz für Real Madrid schlägt und der gerne Eminem hört, zum zweimal unterlegenen Final-Gegner Lausanne. Sein Grossvater Robert war in den 70er-Jahren Präsident des EVZ, Vater Hardy spielte in den 80er- und 90er-Jahren für Zug, Weinfelden und GC.
Spieler, die nicht mehr als zehn Mal zum Einsatz kamen: Lorin Grüter (20, Goalie), Kimo Gruber (20), Denis Hollenstein (35), Livio Truog (21).