Die heile Eishockey-Welt
10er-Ligen, Finanzausgleich und Nachwuchs

Auch im Schweizer Eishockey dreht sich alles nur noch ums Geld. Aber wie würde es um die Strukturen stehen, wenn rein sportliche Interessen Priorität hätten? Ein Thesenkatalog.
Publiziert: 20.06.2020 um 12:38 Uhr
|
Aktualisiert: 20.06.2020 um 16:28 Uhr
1/6
Im Schweizer Eishockey geht es vor allem ums Geld.
Foto: Getty Images
Dino Kessler

Anlässlich der aktuellen Plauderstunden versuchen die Geschäftsführer der Profi-Klubs wieder mal, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ihre Gedanken kreisen vor allem ums Geld, der Sport wird dabei zum Zweck, das die Mittel heiligt. Ein Beispiel am Rande: Im Leistungssport-Komitee von Swiss Ice Hockey sitzt nicht eben allzu viel Leistungssport-Kompetenz.

Da machen mit: Liga-Boss Denis Vaucher, SIHF-VR-Präsident Michael Rindlisbacher, Nati-Direktor Lars Weibel, HCD-Präsident Gaudenz Domenig, ZSC-CEO Peter Zahner, SCB-COO Rolf Bachmann, Langenthal-Präsident Gian Kämpf, EVZ-CEO Patrick Lengwiler und Visp-Geschäftsführer Sebastien Pico. Sportmanager? Fehlanzeige. Natürlich geht es auch dabei vor allem um die Kohle.

Aber wie würde es aussehen, wenn der Sport an erster und die Finanzen erst an zweiter Stelle kommen würden? Wie wäre das Schweizer Eishockey im besten Fall organisiert?

  • Wir hätten ein Leistungssport-Komitee, das tatsächlich aus Sportmanagern bestehen würde.
  • Wir hätten ein Drei-Kammer-System mit absoluter Durchlässigkeit, je 10 Klubs in der National-, Swiss- sowie in der MySports-League. Die National League bleibt spannend, die Swiss League erfährt eine Aufwertung und die 1. Liga bekommt eine andere Perspektive.
  • Wir hätten einen Finanzausgleich im Profi- und Halbprofi-Bereich, der mit einem Verteilschlüssel im Solidaritätsmodus für die Kleinsten etwas mehr Geld vorsieht als für die Grössten.
  • Nachwuchs-Integration wäre kein Lippenbekenntnis mehr sondern tatsächlich eine Strategie. Zur Erinnerung: In der National League wurden zuletzt europaweit am wenigsten U20-Spieler eingesetzt.
  • Der Verband würde genügend Geld erhalten, um mindestens zwei Dutzend Profitrainer anzustellen, die an der Basis und in den Regionen Förderarbeit leisten.
  • Die Schiedsrichter würden mehr Geld erhalten, um in den Regionen Ausbildung und Schulung betreiben zu können.
  • Der Weg zu einer Schweizer Lizenz wäre beschwerlicher. Mindestens sieben Saisons in Schweizer Juniorenligen wären gefordert. Es würde nicht mehr reichen, der Sohn eines Ausländers zu sein, der einst in der Schweiz spielte.
  • Die Video-Infrastruktur in den Stadien würde den Ansprüchen einer Profi-Liga genügen, weil die Klubs genug Geld dafür sprechen würden.
  • Das Lohnniveau würde mit den sportrelevanten Einnahmen korrespondieren und nicht den Gesetzen eines aufgeblasenen Binnenmarkts folgen.
  • Die Liga hätte einen Chef, der von den Klubs tatsächlich mit Entscheidungsgewalt ausgestattet würde.

Nichts von alledem wird in Zukunft im Schweizer Eishockey umgesetzt. Dafür werden die Bosse der Klubs besorgt sein. Weil? Jeder nur um das eigene Wohl besorgt ist.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?